Arthur Nicolaier, Entdecker des Tetanusbazillus, wurde in Cosel geboren

Krzysztof Ogiolda/Tłum. ELF
archiwum prywatne [O]
Seine Forschungen retteten u.a. Tausenden verletzten Soldaten während des Ersten Weltkriegs das Leben. Kein Wunder, dass Nicolaier als Wohltäter der Menschheit bezeichnet wird.

Während seines Medizin- studiums in Göttingen entdeckte Nicolaier 1884, als Assistent des Hygienikers Carl Flügge, den Bazillus clostridium tetani. Es ist eine Bakterie, die bestimmte Toxine bildet, die den Tetanus verursachen. Das war die Grundlage auf dem Weg zur Tetanusimpfung.

- Seine große Entdeckung beschrieb der erst 22jährige Doktorand in der 1885 erschienenen und seiner Mutter gewidmeten Promotionsschrift mit dem bescheidenen Titel „Beiträge zur Aetiologie des Wundstarrkrampfes“ - sagt Matthias Lempart / Uni Vechta und ein guter Kenner der Biographie Nicolaiers, der die Erinnerung an Nicolaier in dessen Heimatstadt Kandrzin-Cosel, nach Oberschlesien und in die Reihen der deutschen Minderheit zurückbrachte. - Übrigens trägt der Tetanus-Bazillus in der polnischen Medizinsprache den Namen „laseczka tężca“ und darüber hinaus in der deutschen und in der polnischen Fachsprache den lateinischen Namen clostridium tetani, in der englischsprachigen Fachliteratur heißt er aber bis heute „Nicolaier’s bacillus” und in der französischsprachigen „bacille de Nicolaier”.

Matthias Lempart beschreibt so das weitere Schicksal der Nicolaier-Entdeckung: Im Jahr 1889 schaffte es der Japaner Kitasato, der zu einem Forschungsaufenthalt nach Berlin gekommen war, den Tetanus-Erreger in Reinkultur zu züchten. Und dann gelang es schließlich, nach weiteren Forschungsjahren, dem deutschen Wissenschaftler Emil von Behring, dem ersten Medizin-Nobelpreisträger im Jahr 1901, eine Tetanus-Impfung herzustellen.

Erst in den Jahren des Ersten Weltkriegs wurde massenweise gegen Tetanus geimpft. Die Tetanus-Impfung rettete Tausenden von Soldaten auf beiden Seiten der Front, die - oft verletzt - monatelang in ihren dreckigen Schützengräben ausharren mussten, das Leben. Noch in den ersten Kriegsmonaten starben unter 1.000 verletzten britischen Soldaten 32 an Wundstarrkrampf. Eine ähnliche Situation gab es auf der deutschen Seite. 1918, am Ende des Krieges, starben hingegen in der deutschen Armee nur noch vier unter 10.000 verletzten Soldaten an Tetanus. Ähnliche Zahlen wies die Statistik unter den britischen Soldaten aus. Gegenwärtig sind die Erkrankungen an Tetanus in unserer Klimazone sehr selten, wozu zweifellos der in Cosel geborene Medizinprofessor entscheidend beigetragen hat.
Arthur Nicolaier verbrachte die allermeisten Jahre seines Lebens außerhalb Oberschlesiens, dennoch war er ein waschechter gebürtiger Oberschlesier. Geboren wurde er 1862 in Cosel. Er stammte aus einer Familie, die seit mindestens rund 60 Jahren vor seiner Geburt in Cosel beheimatet war. Während der Belagerung Cosels 1807 im Verlauf der napoleonischen Kriege durften auf Befehl des Festungskommandanten nur fünf jüdische Kaufmanns- und Hausbesitzerfamilien in der Festungsstadt verbleiben. Eine von diesen Familien war eben die Familie Nicolaier.

- Beide Eltern des künftigen Gelehrten stammten aus Cosel - unterstreicht Matthias Lempart. - Seine Mutter war Henriette, geborene Dessauer, Geburtsjahr 1825, Tochter von Moritz Dessauer und dessen Ehefrau Rebecca, geborene Kramer. Sein Vater hieß Nathan Nicolaier, sein Geburtsjahr war 1819, Sohn von Nathan Mendel Nicolaier und dessen Ehefrau Mathilde. Arthurs Eltern, beide stammten aus Coseler Kaufmannsfamilien, heirateten im Juli 1847 auch in Cosel. Bis heute bleibt die Frage unbeantwortet, wie viele Jahre seines Lebens der am 4. Februar 1862 geborene Arthur in seiner Heimatstadt verbracht hat. Höchstwahrscheinlich hätte er dort die Schulen besucht und die Jugendzeit verlebt, wenn nicht der frühe Tod seines Vaters am 18. Januar 1864 im Alter von 45 Jahren eingetreten wäre. Der kleine Arthur war zu dem Zeitpunkt knapp zwei Jahre alt. Es ist möglich und wahrscheinlich, dass die Witwe Henriette Nicolaier mit ihren Kindern noch im selben Jahr unter die Obhut vermögender Verwandter genommen wurde und nach Breslau umzog.

Im Zusammenhang mit der Familiengründung durch Nicolaiers Schwester ging der 12jährige Arthur Nicolaier mit seiner Mutter 1874 von Breslau nach Göttingen. Dort machte er das Abitur, studierte und promovierte in der Medizin an der dortigen Universität, wie das bereits oben erwähnt wurde.

Matthias Lempart skizziert Eckpunkte von Nicolaiers beruflichem Weg: „Nach dem Studium war er in Göttingen als Arzt tätig, 1897 wurde er Oberarzt in der dortigen Uniklinik. 1900 ging Nicolaier nach Berlin, wo er u. a. in der weltberühmten Berliner Klinik „Charite“ arbeitete. 1921 wurde zum Professor der Inneren Medizin an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität berufen. Im selben Jahr trat Nicolaier offiziell aus der jüdischen Gemeinde aus. Dieser Schritt war vielleicht - angesichts des nach dem Ersten Weltkrieg stark anwachsenden Antisemitismus - als eine informelle „Voraussetzung” für die Professorenstelle an der Berliner Universität zu sehen. Man kann aber auch nicht ganz ausschließen, dass der Austritt die Folge einer nicht mehr vorhandenen religiösen Bindung war.

1933 wurde Nicolaier vom „Gesetz über die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom April 1933 betroffen, auf Grund dessen er seine Professorenstelle an der Berliner Uni verlor. 1938 wurde seine Arztapprobation entzogen, was ihn der Möglichkeit beraubte, seinen Beruf auszuüben. 1941 wurde Nicolaier aus seiner Wohnung vertrieben. Ein Jahr später drohte ihm die Deportation in das sog. Altersghetto nach Theresienstadt (Terezin), das de facto ein Konzentrationslager mit einer sehr hohen Sterblichkeitsrate war.

- Erhalten blieb der Abschiedsbrief Nicolaiers an seine Nichte. Er schrieb ihn am 28. August 1942, einige Stunden vor seinem Tod - berichtet Matthias Lempart. - Er teilte ihr mit, dass er in den nächsten Tagen nach Theresienstadt deportiert werden soll und dass er aber davor noch „etwas erledigen“ muss. Höchstwahrscheinlich am Abend des 28. August spritzte er sich eine Überdosis Morphium. Am 29. August stellte der Polizeiarzt seinen Tod fest. Auf diese tragische Art und Weise, in den Selbstmord getrieben, starb als Opfer eines unmenschlichen Regimes ein Mensch, der in seinem Leben viel Gutes getan und sich mit seiner großen Entdeckung um die gesamte Menschheit verdient gemacht hat.

Im Jahr 2011 unternahm Herr Lempart erste Bemühungen - unterstützt u. a. durch die deutsche Minderheit aus Kandrzin-Cosel - um die Ehrung des großen Gelehrten in dessen Heimatstadt. Nach rund einem Jahr wurden sie mit Erfolg gekrönt.

Am 23. November 2012 wurde die Tafel zum Gedenken an Arthur Nicolaier - unter der Teilnahme des Stadtpräsidenten, des Kreiskrankenhausdirektors und führender Vertreter der deutschen Minderheit - feierlich enthüllt. Sie wurde am Haupteingang zum Kreiskrankhaus in Kandrzin-Cosel angebracht.

Dołącz do nas na Facebooku!

Publikujemy najciekawsze artykuły, wydarzenia i konkursy. Jesteśmy tam gdzie nasi czytelnicy!

Polub nas na Facebooku!

Kontakt z redakcją

Byłeś świadkiem ważnego zdarzenia? Widziałeś coś interesującego? Zrobiłeś ciekawe zdjęcie lub wideo?

Napisz do nas!
Wróć na nto.pl Nowa Trybuna Opolska