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Der deutschen Minderheit liegt es viel an der Zweisprachigkeit

Urszula Janda
Urszula Janda
Wie man im Oppelner Schlesien erfolgreich für die Zweisprachigkeit werben soll - darüber haben sich Teilnehmer der Konferenz, die vom HDPZ organisiert wurde, Gedanken gemacht.

Während des Symposiums am Mittwoch im "Hotel Festival" unter dem Motto "Der Weg zur deutsch-polnischen Zweisprachigkeit - gute Beispiele aus Europa" füllen den Konferenzsaal hauptsächlich Lehrer, die Deutsch als Minderheitensprache unterrichten.

Eine von den Referenten war Ibolya Hock-Englender, die via Internetkamera vom Bildungszentrum Valeria-Koch in Ungarn zugeschaltet wurde. Sie stellte das dortige Schulsystem der deutschen Minderheit dar.

Die bei der Konferenz anwesenden Lehrer hatten keinen Zweifel daran, dass es schwierig sein wird, die ungarischen Erfahrungen bei uns direkt umzusetzen.

Den Deutschunterricht als Minderheitensprache hat man in Ungarn zur Wende der 1950er und 60er Jahre eingeführt. Die Tradition der zweisprachigen Bildung - welche bei uns in den Kinderschuhen steckt- reicht in Ungarn bis in die 1980er Jahre.

An der Konferenz nahmen u.a. Karina Wacławczyk, Schulleiterin der Schule in Klein Stanisch Sporok und Dorota Drzymała, die u.a. im Kindergarten Deutsch unterrichtet.
"Von der Zweisprachigkeit in direktem Sinn des Wortes kann man bis jetzt noch nicht sprechen", gestehen die Damen.

"Wir bemühen uns darum, Deutsch möglichst natürlich einzuführen, damit Kinder diese Sprache als eine zweite Sprache und nicht als eine Fremdsprache annehmen, da sie diese Sprache ja von Zuhause aus nicht mitbringen.

Und man sieht den Fortschritt. Der erste Schritt besteht darin, dass das Kind auf die auf Deutsch gestellte Frage richtig in Polnisch antwortet, weil es bedeutet, dass es die Frage verstanden hat.

Aus den Beobachtungen der Eltern geht hervor, dass die deutschen Wörter und Redewendungen schrittweise im Spiel gebraucht werden und während der Gespräche mit Puppen und Teddys verwendet werden.

"Es lohnt sich sicherlich möglichst früh die Zweisprachigkeit einzuführen indem man deutsche Gedichte vorsagt und Lieder singt", fügt Dorota Drzymała hinzu. Das Sprachgehör des Kindes, dank dem wir eine zweite Sprache akzentfrei sprechen, wird bis zum fünften, sechsten Lebensjahr entwickelt.

Gabriela Burczek lernt an der Schule in Slawitz. Dort findet kein zweisprachiger Unterricht statt, aber Deutsch als Minderheitensprache gibt de Möglichkeit mehr als nur die Sprache an sich zu lernen.

"Wenn sie im Unterricht die Gestalt von Franz Marc kennenlernen (einen deutschen Expressionisten, der Tiere malte und im Ersten Weltkrieg starb - Anm. d. Red.) malen sie selbst seine Bilder nach und machen seine Esthetik nach."

Frau Gabriela zweifelt nicht daran, dass die vor Jahren entstandene und andauernde Generationslücke ein Hindernis in der Einführung der Zweisprachigkeit ist. Wenn die Generation der Eltern nicht Zweisprachig ist, fällt es den Kindern schwer, die Zweisprachigkeit auf natürliche Wiese anzunehmen.

Den Rest machen Vorbehalte aus, die von Fernsehwerbung aufrechterhalten werden. Auch wenn darin deutsche Wörter wie Krönung, Müsli, Teekanne auftauchen, werden sie meist hart ausgesprochen und tragen zum negativen Stereotyp der deutschen Sprache bei."

"Wir müssen stets vom Neuen daran erinnern, dass eine zweite Sprache ein zweites Leben bedeutet und eine dritte ein weiteres", sagt Frau Gabriela. "Zweisprachigkeit ist nicht vor allem dazu nötig, um im Westen eine Arbeit zu finden. Sie ist eher dazu da, um hinzufahren und zurückzukommen um hierzulande ein interessanterer, innerlich reicherer Mensch zu sein."

Über ihre positiven Erfahrungen mit der Einführung von Zweisprachigkeit erzählt Dr. Małgorzata Wysdak, Vorsitzende des Vereins Pro Liberis Silesiae, die eine Schule in Raschau leitet.

"Wir beobachten mit Freude, dass ein Teil der Eltern, die kein Deutsch können Sprachkurse besuchen, um ihre Kinder aktiv bei der Ausbildung zu unterstützen, und mit der Zeit reden zu können, auch mit dem Lehrer aus Deutschland über ihre Fortschritte zu sprechen", sagt Dr. Wysdak.

Nach ihrer Meinung besteht und sollte die zweisprachige Bildung eher nicht darin bestehen, Mitteilungen ins Deutsche zu übersetzen und umgekehrt.

"Wir machen es nicht so, um den Stereotyp, die Sprache, welche das Hauptwerkzeug des Übersetzers ist, zu untermauern", fügt Frau Wysdak hinzu. "In den ersten Klassen verwenden wir die Immersionsmethode.

Eine Lehrerin spricht mit den Kindern konsequent Polnisch, die zweite Deutsch und beide beobachten, wie das Kind nach ein paar Monaten praktisch alles versteht. Nach fast einem Jahr fängt das Kind meistens an, mit einzelnen Worten zu antworten und baut dann ganze Sätze."

Frau Direktor zweifelt nicht daran, dass Zweisprachigkeit eine große Chance dafür ist, dass das Kind in einer zweiten Kultur funktioniert und in sie eintaucht. Das gibt Möglichkeiten offener und toleranter zu sein.

Es bedeutet das Öffnen eines weiteren Fensters auf die Welt. An unserer Schule arbeiten wir mithilfe von Aktivierungsmethoden, auf der Basis von Kommunikation, des Kennenlernen einer Sprache mit allen Sinnen. Es gibt viele Spiele, die Kinder wissen oft gar nicht, dass sie eine Sprache lernen. Es fällt ihnen recht leicht.

"Zweisprachigkeit ist fortwährend eine Herausforderung für die Minderheit", meint Hubert Kołodziej, Bildungsreferent beim Verband der deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen. "Doch es lohnt sich diese Herausforderung anzugehen. Deutsch ist nach Englisch die zweite Sprache, die im Internet gebraucht wird und jedes zehnte Buch in Europa erscheint auf Deutsch."

Ein gewisses Heilmittel gegen die Generationslücke und die fehlende Deutschkenntnis beim bedeutenden Teil der Elterngeneration sind nach Meinung von Hubert Kołodziej die Samstagskurse sowie die Kindergärten, wo Kinder von Klein an zugleich neben Polnisch auch Deutsch lernen.

"Seit zwei Jahren sind bei uns 148 solche Kindergärten in Betrieb", fügt Kołodziej hinzu. "Wenn es nur gelingt diesen Unterricht auf einem entsprechenden Niveau zu führen, werden die Ergebnisse sicher sichtbar. Es gibt mehr Gründe zum Optimismus. Wir haben zurzeit 11 zweisprachige Einrichtungen.

Doch bereits 29 Gemeinden in der Oppelner Woiwodschaft haben ihre Bereitschaft zur Einführung von Zweisprachigkeit erklärt. Alles das in einer Situation, wenn erst seit April eine neue Formel für den zweisprachigen Unterricht in den Schulen gilt - es reicht aus, wenn 4 Fächer zweisprachig unterrichtet werden und ab Januar gilt eine neue, viel günstigere Subvention.

Dennoch verfügt das viel kleinere als Polen Ungarn heute über unvergleichbar viel mehr zweisprachige Schulen. Standard ist, dass an einer Schule, wo Deutsch als Minderheitensprache ist, auch der Direktor diese Sprache kann.

Vor langer Zeit sind in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und dem Hueber Verlag Lehrbücher entstanden.

"Doch wir können bei uns, und das lohnt sich sicher, das ungarische Modell der Berufsbildung und der Lehrerberatung", fügt Hubert Kołodziej hinzu. "Bei ihnen ist es obligatorisch."

Rafał Bartek, Generaldirektor des HDPZ vergleicht die Lage der deutschen Minderheit in Ungarn mit der Situation der Ukrainer und Litauer in Polen, die ihre Sprachen auch in der Zeit der Volksrepublik Polen lernen durften.

"Wenn man das aus dieser Perspektive betrachtet, schreiten wir zweifelsohne nach vorne, wobei es nicht so schnell geht, wie wir es gerne möchten", sagt Rafał Bartek. "Uns bremsen organisatorische Barrieren, Mängel an ausgebildeten Fachkräften, Mangel an Lehrbüchern usw., aber auch fehlende Erfahrung von Zweisprachigkeit in der mittleren Generation."

Der Direktor des HDPZ ermutigt die Schulen dazu, das Angebot des Gothe-Instituts in Krakau zu nutzen. Die Einrichtung möchte 5 Schulen, die Zweisprachigkeit einführen meritorische Unterstützung anbieten. Das Institut wird mit diesen Schulen einen Vertrag schließen. Es lohnt sich zu beeilen, um die Anmeldung bis spätestens Anfang April einzureichen.

Das HDPZ organisiert auch am 21. April in Sankt Annaberg ein Treffen für Eltern, die ihre Kinder zweisprachig erziehen.

"Für die Kinder bieten wir Betreuung an", sagt Rafał Bartek. "Wir möchten für die Eltern eine Möglichkeit schaffen um die Erfahrungen auszutauschen. Wir wissen, dass er recht viele solche Familien gibt. Wir hoffen damit weitere Eltern von der Zweisprachigkeit zu überzeugen. Aus organisatorischen Gründen bitten wir interessierte Eltern um Kontakt beim HDPZ bei Frau Beata Majnusz ([email protected], Tel. 77/44-25-105). Doch das ist natürlich keine Bedingung, um an dem Treffen teilzunehmen. Wir laden alle Interessierte ein.

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