Die Minderheit möchte nicht nur toleriert, sondern auch
akzeptiert werden

Krzysztof Ogiolda
Das Hochamt während der Minderheitenwallfahrt in der Lourdesgrotte zelebrierten der Erzbischof von Bamberg Ludwig Schick und der Bischof von Oppeln Andrzej Czaja. An der Wallfahrt nahmen über 2.000 Pilger aus den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien sowie Gäste auch Tschechien und Deutschland teil.

Bei der Begrüßung unterstrich der Guardian der Annaberger Franziskaner Jonasz Pyka, dass die heilige Anna Sprachen, Kulturen und Nationen vereint: - Das war hier über Jahrhunderte lang sichtbar. Hier fühlte sich jeder wohl, bei der babcia [poln. Großmutter], Oma und Großmutter.

Erzbischof Schick stellte in seiner Predigt die Notwendigkeit zur Dankbarkeit für die Einheit in der Vielfalt in den Mittelpunkt. - Gott möchte Vielfalt und respektiert Vielfalt- sagte er. - Die Vielfalt an Nationalitäten, Kulturen und Sprachen. Doch die Vielfalt verbindet sich harmonisch mit der Einheit.

Der Erzbischof von Bamberg fügte hinzu, dass die Pflege der Vielfalt in der heutigen globalen Welt besonders wichtig wird, da es sich zunehmend um eine Kultur der Einheit handelt, welche sich - wie er es bezeichnete - um Coca-Cola herum vereint.

Der Erzbischof betonte weiter, dass alle totalitären Regierungen in Europa Gegner der Vielfalt waren. Und auch heute gibt es populistische Strömungen in Deutschland, Polen, Italien und anderen Ländern, die Ausgrenzung und Vereinheitlichung anstreben. Ein solches Denken stehe im Gegensatz zur Realität von Pfingsten, so Bischof Schick. Dank dem Heiligen Geist haben Vertreter verschiedener Völker und Sprachen die Einheit in Gott, die Einheit im Heiligen Geist bewahrt, obwohl sie Gott in verschiedenen Sprachen lobten.

- Hier am Sankt Annaberg sieht man, dass wir glücklicher sind als Populisten, weil wir nach Einheit und Frieden streben. Auch in Schwierigkeiten. Das ist eine christliche Haltung - sagte er. - Er erinnerte auch daran, dass Respekt und Liebe auch jenen Menschen gebührt, die neben uns in der Wanderung durchs Leben schreiten und dass die heilige Anna Mutter verschiedener Kinder und Gemeinschaften ist.

- Zu den Minderheitenwallfahrten fahre ich jedes Jahr - sagte Józef Swaczyna, Landrat von Groß Strehlitz. - Ich bin auch immer bei der Männerwallfahrt und der Wallfahrt der Feuerwehrmänner dabei. Das ist ein heiliger Ort für die Oberschlesier. Ich hoffe, dass nach den schönen Worten der Bischöfe Schick und Czaja die deutsche Identität in der Region gestärkt wird. Wir sind kein ausgetrockneter See. Obwohl ich mir mehr Pilger bei der Wallfahrt wünschen würde. Leider verlieren auch wir gegen den unguten Zeitgeist.

Am Ende der Eucharistiefeier sprach Bernard Gaida, Vorstandsvorsitzender des VdG. - Das Motto der Wallfahrt lautet: Die Gabe der Einheit im Heiligen Geist möge mit Euch allen sein - erinnerte er. - Wir sprechen von sieben Gaben des heiligen Geistes. Auch als Gemeinschaft der Deutschen in Polen, insbesondere hier in Schlesien, brauchen wir sie. Seit Jahrhunderten kommen wir an diesen Ort mit der Überzeugung, dass wenn Gott mit uns ist, dann wer kann gegen uns sein? Wir spüren, dass wenn jemand den Weg zum St. Annaberg verloren hat, dann hat einen wichtigen Teil seiner oberschlesischen Identität verloren, und wenn er sie an seine Kinder nicht weitergegeben hat, dann ist er schuld, wenn die Kinder eine schwache Identität haben - so Gaida.

- Wir brauchen in den Familien und in der ganzen oberschlesischen deutschen Gemeinschaft die Gabe des Rates. Diese

Gemeinschaft hat kein leichtes Leben unter der Mehrheit, welche – wie wir es oft spüren – manchmal uns kaum toleriert, und nicht akzeptiert - fügte Gaida hinzu. - Wir brauchen den Rat, sowohl zu Hause wie im öffentlichen Leben. Wie sollten wir für unsere Rechte sorgen? Was sollte man tun, um nicht zu schnell Kompromisse zu schließen, welche für unsere Seele – die danach ringt, sich auch nach außen als deutsch zu offenbaren – tödlich sind? Nur dort, wo Menschen in Wahrheit leben, auch wenn es weh tut. Nur dort, wo sie sich nicht billig schützen, sondern für ihre Andersartigkeit, auch hier in Polen, den Mitmenschen Augen öffnen und sagen was echte Freundschaft, Versöhnung und Eintracht ist, dort wirkt Gott und sein Geist.

Ein Wallfahrtsgast war auch der deutsche Botschafter in Warschau Rolf Nikel. - Ich bin zum dritten Mal bei der Minderheitenwallfahrt und bin immer von der Atmosphäre, die hier herrscht, berührt. Ich überbringe herzliche Grüße des Bundespräsidenten und der Bundesregierung. In den 1920er Jahren war der Sankt Annberg ein Symbol für den Konflikt zwischen Deutschen und Polen. Doch auch hier, am wichtigsten Wallfahrtsort in Schlesien, wird die christliche Versöhnung lebendig. Über fünf Jahrhunderte lang erklang von hier die Botschaft des Friedens und der Versöhnung. Die Hoffnung für die Zukunft.

Der deutsche Botschafter appellierte, im Geiste des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags – bei allen Schwierigkeiten – den Weg der Versöhnung voranzuschreiten. - Erzbischof Schick sprach in der Predigt über Einheit in Vielfalt - fügte Rolf Nikel hinzu. - Das ist heute ein wichtiges Thema. Auch für die europäische Zukunft. Wir müssen Europa im Geiste des gegenseitigen Respekts, aber gemeinsam bauen. Deutschland steht in der Verantwortung für seine Geschichte. Die Regierung wird weiterhin für die deutsche Minderheit sorgen und diese unterstützen.

Als letzter sprach Bischof Andrzej Czaja.- Wir, die Oppelner Kirche, akzeptieren euch nicht nur - unterstrich er. - Wir bemühen uns, euch so gut wie möglich zu dienen. Ihr seid in unserem Herzen, denn die Kirche hat im Herzen – wie Gott befiehl – einen jeden Menschen auf dieser Erde, auf der die Kirche wächst. Ihr seid diese Kirche. Wenn die Kirche auf dieser Erde stark sein wird, dann werdet auch ihr immer Unterstützung erfahren. Wir müssen alle stark im Glauben und Gott sein. Die Kirche lässt diejenigen nicht allein, die von manchen nicht bis gänzlich akzeptiert werden. Und ich bitte euch, dass ihr euch im Alltag in der Minderheitenseelsorge engagiert. Und kümmert euch darum, dass auch junge Menschen mitmachen. Kümmert euch um die Weitergabe der Liebe zur deutschen Kultur und gestaltet die deutsche Identität in diesem schönen Oppelner Land.

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