Diese Opfer verdienen Gedenken

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Am letzten Januarsonntag wurden auf dem Friedhof für die Opfer des Nachkriegslagers in Lamsdorf Blumen niedergelegt und Kerzen für die Opfer der Oberschlesischen Tragödie angezündet.

Die Feierlichkeiten in Lamsdorf fingen mit einer zweisprachigen Andacht in der hiesigen Kirche an. Die Gebetsstunde leiteten der Ortspfarrer Adam Ciosmak und der Minderheitenseelsorger in der Diözese Oppeln, Pfarrer Dr. Piotr Tarlinski.
In der Predigt erinnerte Pfarrer Tarlinski daran, dass sowohl in der polnischen als auch in der deutschen Verfassung von der menschlichen Würde als einem unantastbaren Recht des Menschen die Rede ist.

„Doch der Verstand und der Glaube können so verunstaltet werden, dass der Mensch zum Mörder werden kann“, sagte Tarlinski. „Er zerstört die Würde des Anderen und vollbringt Selbstzerstörung. Daher benötigen wir eine solche Stunde – eine Stunde der Mahnung und Stärkung. An den Gräbern der Nächsten wenden wir unseren Blick immer auf die Zukunft. Wir möchten, dass diese voller Friedens wird. Im Christentum ist immer von Schwestern und Brüdern die Rede. Mögen wir unabhängig von Sprache, Kultur und Nationalität eine solche Familie von Brüdern und Schwestern sein“.

In der Gebetsstunde beteten die Versammelten um den Geist der Versöhnung für die ganze Welt und um die Kraft zur gegenseitigen Vergebung. Für die Völker, denen infolge der Handlungen des deutschen Faschismus Leid zugefügt wurde, insbesondere für Polen, Juden und Roma. Es wurde für Menschen gebetet, die infolge des Kriegs ihre Heimat verloren haben und zur Umsiedlung gezwungen wurden – Oberschlesier, Deutsche und Polen aus Ostpolen. Es wurde auch um die Erlösung für die Opfer und die Vergebung für die Täter gebeten.

„Auf dem Friedhof für die Opfer des Nachkriegslagers in Lamsdorf gedachte ich vor allem meines Pfarrers , der im Alter von über 80 Jahren hier umgekommen ist und dessen Name auf der Gedenktafel steht“, sagt Herr Walter aus Floste-Woistrach. „Seine ganze Schuld war die Tatsache, dass er nach dem Krieg in der Kirche ein Krippenspiel veranstaltet hat. Ich spielte als Kind mit und hatte Engelsflügel an den Schultern. Mein Cousin war der heilige Josef. Meine Mutter konnte Polnisch, doch wir als Kinder nicht. Dafür, dass wir Weihnachtslieder auf Deutsch gesungen haben, kam er ins Lager.

„Ich versuche zu erfahren, wie das passieren konnte“, sagt Jan Krawczyk aus Gorek. „Ich wohne auf dem linken Oderufer. Unsere Verwandten und Bekannten hatten beim Einmarsch der Russen im Winter 1945 viel erleiden müssen. Viele sind umgekommen, auch in Boguschütz. Man kann das nicht begreifen. Es waren Zivilisten. Vor allem alte Menschen, Frauen und Kinder. Sie waren völlig unschuldig”.

Frau Danuta Bakanowicz kam zum zweiten Mal nach Lamsdorf, obwohl ihre Wurzeln in Ostpolen liegen und die Oberschlesische Tragödie sie direkt nicht betrifft. „Meine Großeltern, die ich nie kennengelernt habe, wurden nach Sibirien verschleppt. Ich möchte Trauer und Hass loswerden. Man soll an die eigenen Verwandten aus Lemberg und Żółkwia denken und auch daran, was hier in Schlesien passiert ist. Wir haben heute für alle Kriegsopfer gebetet. Das Gedenken ist wichtig. Doch ohne Hass und Vergeltung. Man muss diese Kette des Bösen durchreißen”.

Viele Menschen, die am Sonntag am Lamsdorfer Kreuz Blumen niederlegten und Kerzen angezündet haben, machten es mit dem Gedanken an ihre Angehörigen, die an verschiedenen Orten von der Oberschlesischen Tragödie betroffen waren.
„Meine Urgroßmutter und deren Tochter, die Nonne war, wurden während des Einmarsches der Sowjets erschossen“, erzählt Lucjan Dzumla, Generaldirektor des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. „Ich bin ihretwegen hier, weil es die gleiche Zeit und die gleichen Ereignisse waren. Es waren Frauen, sie haben nicht gekämpft, sie waren unschuldig. Wir müssen uns erinnern, damit sich solche Ereignisse wie im Zweiten Weltkrieg nie wieder ereignen”.

„Meine Angehörigen haben die Oberschlesische Tragödie unbeschadet überlebt“, gesteht Róża Zgorzelska, DFK-Gemeindevorsitzende in der Gemeinde Oberglogau. „Ich komme jedes Jahr hierher, um dafür zu danken. Die nächsten Generationen sollten sich an diese Zeit erinnern. Nicht um den Krieg zu glorifizieren, sondern um zu mahnen”.

Bevor die Versammelten zum letzten Mal, in deutscher Sprache, für die Opfer der Oberschlesischen Tragödie beteten, ergriffen der SKGD-Vorsitzende Rafał Bartek und die deutsche Konsulin in Oppeln Sabine Haake das Wort.

„Wir als deutsche Minderheit in Polen haben diese Tage seit dem Kriegsende im Gedächtnis. Zuerst wurden die Opfer nur im Kreise der Familie beweint und seit 1990 geschieht es offiziell“, sagte Rafał Bartek. „Wir möchten daran erinnern, wie schrecklich der Krieg ist, weil nur diese Erinnerung uns vor weiteren Konflikten schützen kann. Wir vergessen nicht, wer den Krieg angefangen hat. Wir wissen, dass es Nazideutschland war. In den letzten Tagen sehen wir erneut, dass man der Gräber gedenken soll. Auch jenen der Zivilbevölkerung.

Wir sehen Diskussionen über Gedenkorte, die wir mit solch einer Mühe errichtet haben. Es wird versucht, in dieses Gedenken einzugreifen. Wir sehen, wie viele Gegner die Geschichtsdiskussion im Kontext des neuesten Buches von Marek Łuszczyna „Polnische Konzentrationslager” („Polskie obozy koncentracyjne”) über Nachkriegslager hat. Viele Menschen meinen, dass man sich an diesen Teil der Geschichte nicht erinnern sollte. Dieser Tag zeigt und erinnert daran, dass wir alle Menschen sind. Das Böse kennt keine Nationalität”.

Sabine Haake erinnerte daran, dass solche Orte wie das Lager in Lamsdorf nicht in Vergessenheit geraten dürfen, wenn dort Deutschen ihre Menschenwürde geraubt wurde und ein wenig zuvor und nicht weit von hier entfernt Deutsche das Gleiche Menschen aus anderen Nationen zugefügt hatten. „Man darf nicht vergessen, insbesondere jetzt, wenn so viele Menschen unter Vertreibung leiden. Ihre Zahl ist die höchste in der Nachkriegsgeschichte. In diesem Zusammenhang wird das Kreuz in Lamsdorf zu einem besonders wichtigen Symbol. Für uns alle. Diese Opfer verdienen Gedenken”.
An dem Treffen nahm auch Frau Bożena Kalecińska, Minderheitenbeauftragte des Oppelner Woiwode
n, teil.

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