Emigranten brauchen kein Mitleid, sondern Hilfe

Tłum. Elf
DWPN
- Beim Schlesienseminar haben wir an die Probleme mit Migration in der Vergangenheit erinnert, um aktuelle Schlussfolgerungen zu ziehen - sagt Lucjan Dzumla, Direktor des HDPZ.

Mit dem diesjährigen Schlesienseminar wollten Sie seine Teilnehmer zur Reflexion über Migration im heutigen Europa provozieren. Ist das gelungen?
Unsere Idee hat sich bewährt, weil das Thema Migration ein sehr großes Interesse weckte und das bei verschiedenen Gruppen. Wir hatten im Publikum Schüler, Studenten, Lehrer, Kommunalpolitiker und Stammgäste, die an vielen Projekten des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit (HDPZ) teilnehmen. Und auch das Feedback bestätigte, dass sich das Thema Migration als sehr interessant erwiesen hat. Dabei haben die Referate das Tagungsthema aus sehr vielen Perspektiven beleuchtet, auch Nischenbereiche wurden behandelt. Die Aufteilung des Programms in Sektionen hat den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, das zu wählen, was sie interessierte.

Das Seminar begann mit einem in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierten „Gespräch über Europa”, an dem u.a. Dr. Adam Bodnar, der Beauftragter für Bürgerrechte teilnahm. Seine Teilnehmer haben sich Gedanken darüber gemacht, ob Migrationen das Potenzial des heutigen Europas sind. Das ist eben eine Frage, ist das tatsächlich so oder können sie wenigstens ein Potential werden?
Sowohl die Experten (Professoren Okólski und Jończy) als auch das Publikum waren geteilter Meinung. Dies bestätigte, dass es ein Thema ist, welches derzeit die Menschen spaltet. Eine Antwort auf die Frage könnte lauten, dass die Migration zum Potenzial für das heutige Europa werden kann. Wir müssen diese Chance nur sehen und versuchen, sie zu nutzen. Das Blockieren von Migration auf lange Dauer nutzt nicht viel. Obwohl wir uns umzäunen, kommen die Menschen sowieso zu uns und werden auch weiterhin kommen. Mauern sind in heutiger Zeit nicht wirksam. Auch über die Berliner Mauer konnten die Menschen in den Westen gelangen. Es ist besser, sich gegenüber den Menschen zu öffnen, die nach Europa kommen.

Doch wie soll man die Angst überwinden - die gar nicht so irrational ist -, dass die Migranten Gewalt und Terrorismus mit sich bringen oder in zwei-drei Generationen es so viele werden, dass sie unsere Zivilisation, Religion usw. beherrschen werden.
Es geht doch nicht darum, alle Ankömmlinge und das auch noch bedingungslos aufzunehmen. Beim Seminar herrschte folgende Meinung vor: Nehmen wir die Menschen auf, doch zu unseren Bedingungen. Wenn jemand zu uns kommen will, muss er sich an die Regeln halten, welche bei uns gelten. Niemand kann erwarten, dass mit der Ankunft der Muslime bei uns wir unser ganzes Kultursystem ändern werden. Im Gegenteil, der Gast sollte die Regeln des Hauses akzeptieren, in das er kommt.

Das ist sehr richtig, nur bislang war es in Europa nicht so...

Darüber haben wir auch gesprochen, dass Migranten - vor allem Arbeitsmigranten - bereits in den 1950er Jahren nach Europa kamen, doch vielerorts lief es nicht nach Vorstellung der Länder, die sie aufgenommen haben. Besonders überraschend war die Tatsache, dass die Haltung von Nationalismus und Inakzeptanz für die geltende Ordnung sich meistens nicht bei den Ankömmlingen selbst, sondern in der zweiten und dritten Generation offenbarte. Doch wir haben heute dieses Wissen und können entsprechend reagieren.
Wir wechseln von der allgemeinen Perspektive auf die lokale Ebene. Ich hatte das Vergnügen, die Sitzung der Sektion zu moderieren, die sich mit den Folgen der Migration für die Region beschäftigt hat. Die Referate waren hervorragend, doch die Schlussfolgerungen traurig. Die Opfer der Migration im Oppelner Land sind vor allem Kinder. Sie wurden entweder zu sogenannten „Eurowaisen“ oder sie sind gar nicht auf die Welt gekommen, weil sich die de facto in zwei getrennten Haushalten lebenden Eltern nicht entschieden haben, sie zu bekommen. Aufgrund des Pendelns werden die ehelichen und familiären Bindungen gelockert. Wirtschafswissenschaftler, Demographen und Ethiker warnen, doch sie sind ratlos. Die Menschen fahren zur Arbeit ins Ausland, weil der Mindestlohn in Polen 12 Zloty/Stunde betragen soll, während er sich in Deutschland bereits jetzt auf 38 Zloty/Stunde beläuft.
Es ist leider so. Wir haben das Thema aufgegriffen, weil das Phänomen der „Eurowaisen“ bei uns viel früher aufgetaucht ist als in anderen Teilen Polens. Insbesondere Professor Jończy zeichnete in Bezug auf unsere Region ein düsteres Szenario. Demographie und ökonomische Prozesse sind unerbittlich. In nur 15 Jahren können wir eine Region alter Menschen werden. Und die Schwächung der familiären Bindungen vertieft dieses Problem noch. Doch es lässt sich auch schwer bestreiten, dass die Arbeitsmigration der Region messbare finanzielle Vorteile und zwar in Höhe von Dutzenden Milliarden Zlotys brachte. Dieses Geld wurde jedoch eher konsumiert als investiert. Wir haben also gleichzeitig eine hohe Lebensqualität, doch auch - noch viel höhere - soziale Kosten.

Das Seminar war auch eine Gelegenheit, sich mit der Geschichte der Migration in Schlesien, auch jener, die nach 1945 die Großmächte verursacht haben, zu befassen. Die einen wurden von hier vertrieben, andere wurden hierher getrieben. Nach 70 Jahren können wir darüber nüchtern, ohne Emotionen sprechen.
Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Wenn wir dieses Thema aufgreifen, insbesondere unter Beteiligung der Zeitzeugen, kehren die Emotionen wieder zurück. Vielleicht deswegen, weil man in der Volksrepublik Polen jahrzehntelang nicht laut darüber sprechen durfte. Jetzt, wenn wir die Freiheit haben, besteht ein Bedürfnis, darüber zu sprechen, und das finde ich gut.

Welche Schlussfolgerungen aus diesen Migrationen ergeben sich für die modernen „Völkerwanderungen” in Europa?
Ich denke, dass die Mehrheit von uns überhaupt keine Verbindung zwischen den beiden Erfahrungen sieht.

Und man könnte sie doch finden. Der kulturelle und religiöse Unterschied zwischen den ausreisenden Deutschen und den anreisenden Polen aus Ost- und Zentralpolen war natürlich geringer als zwischen den modernen Europäern und den Muslimen aus Nahost oder Nordafrika. Doch die gegenseitigen Ressentiments und das Misstrauen waren nach dem Krieg immens. Dabei leben die Nachkommen der Autochthonen und der Ankömmlinge nach 70 Jahren in Eintracht zusammen.
Damals war es schwer zu glauben, dass sich diese Menschengruppen irgendwann kennenlernen und gegenseitig akzeptieren und auch heute glauben viele Menschen an diese Möglichkeit im Kontext der neuen Ankömmlinge nicht. Damals hatten auch die einen vor den anderen Angst. Heute ist die Angst umso größer, als die kulturellen und religiösen Unterschiede beträchtlicher sind. Es gibt noch mehr Analogien. Die schlesischen Flüchtlinge und Vertriebenen wurden im Westen gar nicht mit offenen Armen aufgenommen. Sie haben schwere Zeiten durchlebt, was beim Seminar eine themenbezogene Ausstellung zeigte. Die damaligen Migranten durchlebten das Gleiche, was die heutigen erleben, in Zelten sitzend, auf die Hilfe Anderer angewiesen und ihrer Zukunft unsicher.

Haben sie das Recht auf unser Mitleid?
Nicht nur auf Mitleid, denn davon werden sie nicht viel haben. Sie haben vor allem das Recht auf unsere Hilfe. Eine durchdachte, effiziente Hilfe ist der beste Anfang ihrer Integration.

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