Erforscher der römischen Katakomben aus Eiglau

Joanna Rostropowicz
Josef Wilpert war ein weltberühmter Wissenschaftler, Katakombenexperte und Kenner frühchristlichen Malerei. Mit seinem Portrait beginnen wir die Textreihe über herausragende Schlesier.

Er wurde am 21. oder 22. August 1857 in Eiglau bei Bauerwitz geboren und war das zweite Kind seiner Eltern Anastasius und Marianna Wilpert. Außer einem älteren Bruder, hatte er drei jüngere Schwestern. Die Grundschule besuchte der kleine Josef in Eiglau, doch mit zwölf Jahren musste er das Familienhaus verlassen und in eine Pension nach Leobschütz ziehen. Damals war es praktisch unmöglich den Schulweg von 17 Kilometer an einem Tag zu passieren.

Das Gymnasium absolvierte er im Jahr 1877. Wilpert hat seinen Militärdienst abgeleistet. Im Wintersemester 1880/81 fing er in Innsbruck ein Studium der Philosophie und Theologie an. Am 2. Juli 1883 wurde Josef Wilpert zum Priester geweiht. Seine Primiz fand am 29. Juli 1883 in der Herz-Jesu Kirche in Innsbruck statt.

Er zeigte aber kein Interesse für Seelsorgertätigkeit. Seine Leidenschaft war christliche Archäologie. Mit Bewilligung des Bischofs, Kardinals Fürstenberg aus Olmütz begab sich Wilpert im Herbst 1884 zum zweijährigen Studium nach Rom. Er bekam ein Stipendium am Campo Santo Teutonico, einer kirchlichen wissenschaftlichen Einrichtung, deren Entstehung auf die Zeit Karls des Großen zurückzuführen ist.

Der wissenschaftliche Mentor des schlesischen Priesters war Giovanni Battista de Rossi, ein Jurist, der als "Fürst der Katakomben" bezeichnet wurde und in der Fachliteratur als Schöpfer moderner christlichen Archäologie gilt. Beide Forscher verbanden Freundschaft und wissenschaftliche Zusammenarbeit bis zum Tod de Rossi im Jahr 1894.

"Die Erforschung der Katakomben fingen wir mit der wichtigsten, mit der Calixtus-Katakombe an" - schrieb Pfarrer Wilpert in seinen Memoiren. "Danach haben wir weitere durchsucht - der Domitilla, Pretekstato, Priscilla und andere. Mit einem erfahrenen Gräber haben wir alle Galerien der meist mehrstöckigen Katakomben abgesucht. Wir haben notiert und die Gemälde beschrieben, interessantere Inschriften beschrieben, um sie so getreu wie möglich abzubilden. Ich wurde vor allem auf Malereien aufmerksam, welche die Wände der unterirdischen Durchgänge, Grabmale und Nischen bedeckten. Sie zogen mich mit schönen Farben an.

Die Errungenschaften von Wilpert im Bereich Erforschung der altchristlichen Kunst und der Katakomben werden bis heute als bahnbrechend bezeichnet. Noch am Anfang des 20. Jahrhunderts haben in den Katakomben arbeitende Forscher auf Kopien basiert, die bereits im 17. Jahrhundert angefertigt wurden. Josef Wilpert hat bereits am Anfang seiner Arbeit erkannt, dass man den alten Kopien kein Vertrauen schenken sollte, das die Zeichnungen ungenau waren und nicht selten ernsthafte Fehler beinhaltet haben. Diese waren eher freie Nachahmung der altertümlichen Kunst als deren Nachbildung. Die Flecken aufgrund der Feuchtigkeit und Zerstörungen wurden recht oft als Elemente von Gemälden beurteilt. Interpretationen, die auf der Basis solches Quellenmaterials angefertigt wurden, waren von vornherein falsch.

Wilpert hat sich die persönliche Erforschung und Dokumentierung zum Ziel gesetzt. Dies galt für Katakomben, Sarkophage und Tempelmalereien des frühen Christentums, die er selbst erforscht hatte. Er führte auch wissenschaftliche Studien in Frankenreich, Spanien und Nordamerika durch.
Selbst als Einzelgänger, machte die Einsamkeit der dunklen Katakomben Wilpert nichts aus. Der von klein an die schwere Arbeit gewöhnte Bauernsohn schaffte es die Unbequemlichkeiten und Beschwerlichkeiten stand zu halten. An viele interessante Malereien gelang er, indem er mit bloßen Händen die Schuttmassen abdeckte.

Am Anfang seiner Forschungen musste er aus finanziellen Gründen praktisch alles selber machen. Oft hielt er in der linken Hand eine Kerze, mit der er ein Gemälde beleuchtet hatte und zeichnete mit der rechten Hand. Die zweite Kerze warf einen Schein auf die Wand. Das Kopieren der Kunstwerke auf solche Art bedurften oft mehrere Tage im Dunkeln, Feuchtigkeit und Einsamkeit. Mit der Zeit fing er an die Hilfe eines Fotografen und eines Malers in Anspruch zu nehmen. Dieser hat auf Basis der schwarz-weißen Fotos (andere gab es ja zur Zeiten Wilperts nicht) die bunten Fresken nachgemacht.
Er entdeckte Sachen, die vergessen oder völlig unbekannt, sogar für breiteres Publikum waren. Der bereits erwähnte Rossi verglich Wilperts Verdienst mit dem Wiederherstellen des Lichts bei Blinden.
1903 veröffentlichte Wilpert ein Werk in zwei Bänden "Die Malereien der Katakomben Roms". Für den damaligen Stand der Forschungen war das in diesem Werk präsentierte Wissen bahnbrechend.
Im Jahr 1916 erschien das vierbändige Werk "Die römischen Mosaiken und Malereien der Kirchlichen Bauten vom 4. bis 13. Jahrhundert". Nach mehreren Forschungsjahren erschien sein weiteres umfassendes Werk, welches die Sarkophage aus der Zeit des frühen Christentums beinhaltete (fünfbändig).

Die Auflistung der wichtigsten Publikationen von Josef Wilpert umfasst 123 Positionen; zu denen zahlreiche Rezensionen, Besprechungen und manchmal sehr scharfe Polemiken gehören. Die Werke von Pfarrer Wilpert besaßen eine vor dem Ersten Weltkrieg seltene Qualität des Druckes und der Abbildungen.
Kein Wunder, dass er mit Ehrungen und Auszeichnungen überschüttet wurde. Unter anderen im Jahr 1893 verlieh ihm der preußische Kaiser Wilhelm II. den Königsorden Zweiter Klasse. Pfarrer Wilpert war Mitglied des Deutschen Instituts für Archäologie. 1892 verlieh ihm die theologische Fakultät der Königlichen Akademie zu Münster den Ehrendoktortitel. Seit dem Jahr 1926 war er als Professor am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie tätig. Wilpert wurde zu Gastvorlesungen an viele europäische Universitäten eingeladen. Seine Entdeckungen und Bearbeitungen haben seinerzeit in ganz Europa für Aufsehen nicht nur bei Kennern, sondern auch breiterem Publikum gesorgt. Die Geschichte der Wissenschaft rechnet ihn zu den größten Gelehrten der Welt auf seinem Gebiet an.

Mit der Zeit machte die in den Katakomben angeschlagene Gesundheit dem Wissenschaftler zu schaffen. Am Lebensabend plagten den Professor viele Krankheiten und das Alter. Er starb am 13. Februar 1944 nach einem Treppensturz. Josef Wilpert ist praktisch in allen Publikationen, die dem Leben der ersten Christen gewidmet sind und der Archäologie des frühen Christentums zu finden.
Er wurde auch in seinem Heimatdorf Eiglau nicht vergessen. In der dortigen Kirche befindet sich Bild der Mutter Gottes von der Immerwährenden Hilfe, welches von diesem herausragenden Wissenschaftler gestiftet wurde. Auf der Außenfassade des Kirchenbaus wurde eine Gedenktafel mit der Büste Wilperts angebracht, die vom Bildhauer Adolf Panitz angefertigt wurde.

Tłum. ELF

Die Autorin ist Fachfrau für das Altertum, Professorin an der Fakultät für Zivilisation des Mittelmeerraums an der Universität in Oppeln. Sie ist Redakteurin der gewaltigen Lexikonreihe "Schlesier von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart" (bisher sind drei Bände erschienen, weitere zwei liegen bereits druckbereit vor). Das Werk erfreut sich nicht nur in Schlesien über großes Interesse, sondern auch in wissenschaftlichen Einrichtungen in vielen Regionen Polens. Das ganze soll mehrere dutzend Bände zählen.

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