Forscher aus Tillowitz machte in Japan Karriere

Arch. prywatne
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Johann Oskar Kellner, Agrikulturchemiker und Physiologe wurde in Tillowitz geboren. Der Forscher arbeitete in Proskau. Ruhm und seine Ehefrau fand er an der Kaiserlichen Universität in Tokio.

Er stammte aus einem einfachen Elternhaus. Kellner kam am 13. Mai 1851 in Tillowitz, im Kreis Falkenberg, zur Welt. Sein Vater, Johann, war Schneider und stammte aus einer Bauernfamilie. Seine Mutter hieß Theresia.

Oskar besuchte das Realgymnasium in Neisse, doch der deutsch-französische Krieg unterbrach seine Schulzeit. Er wurde zum Militärdienst einberufen und war in den Jahren 1870/71 im Krieg. Sein Abiturexamen legte er erst danach ab. In den Jahren 1872/1873 begann Kellner Naturwissenschaften an der Universität in Breslau zu studieren.

Im Frühjahr 1873 wechselte er an die Universität in Leipzig, wo seine brillante Karriere begann. Noch als Student veröffentlichte er 1874 seine erste wissenschaftliche Arbeit über die chemischen Vorgänge während der Keimung der Erbse. 1875 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Arbeit “Über einige chemische Vorgänge bei der Keimung von pisum sativum" zum Dr. phil.

Nach der Promotion kehrte Kellner in die Heimat zurück, weil er an der damals berühmten Landwirtschaftsakademie in Proskau arbeiten durfte.

Hier entstand eine Reihe von Publikationen, die ihm als Agrikulturchemiker wachsendes Ansehen einbrachten.

Die Schule, welche damals bestens ausgestattet war, gewährte ihm alle Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung als Wissenschaftler.

Im Jahr 1847 gründete der preußische Staat eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt ein, die mit keiner Universität verbunden war. Es war die meistbesuchte Hochschule im ganzen Staat. Einer von den Professoren sagte sogar, dass die preußische Akademie so viele Studenten hat, wie manch eine Universität auf allen Fakultäten.

Davon zeugt die Absolventenzahl: binnen der ersten zwanzig Jahren haben 1251 ihr Studium abgeschlossen. Darunter waren junge Menschen aus allen preußischen Provinzen und auch recht viele Polen.

Sie stammten aus allen gesellschaftlichen Schichten, und um das Diplom eines qualifizierten Landwirts bemühten sich sogar Söhne aus Adelsfamilien. Unter den Absolventen war auch Max Waldau (also Richard Georg Spiller von Hauerschild), ein ausgezeichneter Dichter, der in Tscheidt bei Ratibor interessante Werke, u.a. über Schlesien, schrieb.

Zum hohen Bildungsniveau trug ein hervorragender Kader - viele Lehrer von der Proskauer Akademie wurden später zu Professoren an Universitäten.
Oskar Johann Kellner wurde als Assistent am tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftsakademie in Proskau eingestellt. Hier entstand eine Reihe von Publikationen, die ihm als Agrikulturchemiker wachsendes Ansehen einbrachten.

Im Jahre 1876 kam Kellner nach Hohenheim bei Stuttgart als Assistent von Emil von Wolff, der von 1852 bis 1854 der erste Direktor der 1852 in Möckern bei Leipzig eingerichteten ersten landwirtschaftlichen Versuchsstation Deutschlands war. Dort veröffentlichte Kellner 24 Arbeiten auf dem Gebiet der Chemie von Pflanze und Tier.

Anhand sehr gut angelegter Versuche mit Pferden konnte Kellner 1879/80 an der Stickstoffausscheidung zeigen, dass für die Muskelarbeit stickstofffreie Nährstoffe verwendet werden können und Eiweiß als Energiequelle nur genutzt wird, wenn Kohlenhydrate nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

Damit widerlegte er die Meinung, dass nur Eiweiß Energiequelle für Muskelarbeit sei. Kellner führte schon in diesem Zusammenhang aus, dass der Energiegehalt der Nährstoffe vielleicht das beste Maß für den Nährwert sei, also schon 3 Jahre bevor Max Rubner sein Gesetz von der isodynamischen Wirkung der Nährstoffe formulierte.
Der Ruhm des Gelehrten aus Tillowitz wurde immer größer.

Die Vielseitigkeit Kellners in der pflanzen- und tierphysiologischen Forschung mit umfassender experimenteller Tätigkeit und seine Vortragsaktivitäten auch vor exzellenten Gremien bewirkten einen hohen Bekanntheitsgrad.

Dazu trugen seine zahlreichen Vorträge bei, die er mit viel Elan und Temperament hielt. Die Ergebnisse seiner Forschungen wurden in vielen Fachzeitschriften im In-und Ausland veröffentlicht. Im Jahr 1880 erhielt er die einen Ruf an die Kaiserliche Universität Tokio als Professor für Agrikulturchemie.

1881 ging er nach Japan. An der Universität hielt er Vorträge, leitete Seminare und forschte ständig. Es interessierte ihn insbesondere die Probleme der Bodendüngung, Reisanbau und die Bildung des Fettgewebes bei Tieren. Seine Untersuchungen an Seidenraupen waren für die japanische Industrie von praktischer Relevanz.

Er genoss großes Ansehen bei den Japanern. Die Heirat im Jahr 1887 mit der Japanerin Tomeno (1869-1957) brachte ihm viel Sympathie in dem Land; das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter.

1892 wurde Kellner nach Deutschland zurückgerufen. 1893 wurde er Direktor der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Möckern, wo er sich in dem gut ausgerüsteten Laboratorium der Futterwertbestimmung zuwandte, die ihn schon seit seiner Studienzeit sehr interessierte.

Zuerst arbeitete er die Versuchsergebnisse seines Vorgängers Gustav Kühn zu Stickstoff- und Kohlenstoffbilanzen und baute im Jahre 1897 einen Respirationsapparat für Rinder.

Er bildete einen ausgezeichneten Mitarbeiterstab aus und führte die Futterwertbestimmung auf Energiebasis ein. Es wurde die Wirkung der verschiedenen reinen Nährstoffe - Stärke, Zellulose, Zucker, Protein und Fett - auf den Fettansatz untersucht.

Der Gedanke, die Nährstoffe und Futtermittel wertmäßig auf der Basis der Wirkung im Tier zu vergleichen, war die Geburtsstunde des Nettoenergiebegriffs.

Über die Ergebnisse seiner Versuche hat Kellner laufend in der Zeitschrift “Landwirtschaftliche Versuchsstationen" berichtet. Eine zusammenfassende Auswertung seiner umfangreichen Versuche und Erfahrungen nahm er in seinem Werk “Die Ernährung der landwirtschaftlichen Nutztiere" (640 Seiten) vor, das von 1905 bis 1912 in 6 Auflagen und bis 1924 - von G. Fingerling initiiert - in weiteren vier Auflagen erschien. Dieses große Lehrbuch ergänzte Kellner durch ein leichtfassliches Buch “Grundzüge der Fütterungslehre", das ein Bestseller wurde.

Dieses Buch brachten bedeutende Wissenschaftler immer wieder auf den neuesten Stand und gaben es bis 1984 in 16 Neuauflagen heraus.

Oskar Johann Kellner war für seinen Fleiß und Ausdauer bekannt. Er schätzte solide Arbeit.

Kellners Motto war: “Es geht alles, man muss es nur wollen!" Er verlangte viel von sich selbst und ebenso von seinen Mitarbeitern. Kellner schätzte gute Arbeit und war der Mann, mit dem es sich gut arbeiten ließ. Die hohe Arbeitsmoral in der Station Möckern war noch Jahrzehnte nach Kellners Tod zu erkennen.

Kellner genoss große Anerkennung und zahlreiche Ehrungen. Er war jahrelang Präsident des Verbandes der Landwirtschaftlichen Versuchsstationen. Kellner erhielt den Titel eines Geheimen Sächsischen Hofrates, einen medizinischen Dr. h.c. der Universität Breslau und außerdem wurde ihm die Liebig-Medaille in Gold verliehen. Kellner war Ehrenmitglied vieler Gesellschaften des In- und Auslandes.

Kellner starb am 22. September 1911 in Karlsruhe, im Alter von nur 60 Jahren.
Im Jahre 1953 wurde in Möckern in einem Teil der Gebäude der Versuchsstation zu Ehren Kellners das “Oskar-Kellner-Institut für Tierernährung" gegründet, als ein Institut der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften. Ein Jahr später entstand in Rostock ein Institut mit dem gleichen Namen.

(vergl. Kellner Oskar Johann, “Schlesier von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart", Band IV, Oppeln-Lubowitz 2013, S. 136-139).

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