Friedländer - reich und geschätzt

Maciej Borkowski
Geschichte. Sie waren die reichste jüdische Familie in der deutschen Geschichte der Stadt Oppeln. Sie hatten nicht nur Geld. Siegfried Friedländer war Stadtratvorsitzender.

Der Stammvater, Victor Friedländer (1776-1855), Sohn von Nachum, geboren in Steuberwitz war bis zu seiner Ankunft in Oppeln im Jahr 1798 Pächter in Ratibor. Aus seiner Ehe mit Rosalia (geb. Berg) gingen drei Kinder hervor: Marcus, Friedericke und Arona.

Der älteste Sohn Marcus hat die Geschäfte des Vaters übernommen. Im Jahr 1824 gründete er die Schlossbrauerei, die wichtigste Familienfirma. Als er sich bereichert hatte, kaufte er 1833 ein prächtiges Haus in der heutigen Zamkowastrasse. Jenes Haus sollte der Familiensitz für über einhundert Jahre werden.

Marcus heiratete Julia (Familienname: Lewy) und hatte elf Kinder mit ihr, neun Söhne (der älteste hieß Siegfried) und zwei Töchter Anna und Paulina.

Im Jahr 1833 erhielt Marcus Friedländer samt seinem Vater Stadtbürgerschaft. 1854 wurde er Mitglied der jüdischen Gemeinde, um zehn Jahre später eine Unterschrift auf dem Exemplar des ersten Statuts der Kongregation zu setzen. Seit 1858 war er Vorstandsmitglied im Wohltätigkeitsverein für Arme. Auch seine Frau Julia engagierte sich in die ehrenamtliche Arbeit. Sie half Menschen, die Oderüberschwemmungen in Oppeln zum Opfer fielen. Für die Pflege der verwundeten Soldaten im Deutsch-Französischen Krieg erhielt sie sogar den Luisenorden.

Ein wichtiges Ereignis in der Stadt waren die Feierlichkeiten anlässlich der Goldenen Hochzeit des Ehepaars Friedländer am 10. November 1874. Die Jubilare beglückwünschte u.a. der Oppelner Regierungspräsident von Hagemeister. Die Delegation des Stadtrates schenkte dem Ehepaar einen schönen Bildband mit Ansichten von Oppeln.

Eines der schönsten Geschenke, welche die Jubilare erhalten haben war ein goldener Kranz, der so viele Äste (elf) hatte, wie viele Kinder die Freidländer bekommen haben. Die Menge der Zweige erinnerte an die Anzahl der Enkel und Urenkel (33 + 3).

Um 14.00 Uhr fand in der schön geschmückten und mit Gästen gefüllten Synagoge eine feierliche Andacht, die vom Rabin Adolf Wiener zelebriert wurde. Die Jubilare wurden auch von Vertretern der katholischen Kirche dem Domherrn Porsch und dem evangelischen Superintendent Pfarrer Geisler beglückwünscht. Beide bedankten sich insbesondere bei Frau Julia Friedländer für die Hilfe, die sie Armen aller Konfessionen geleistet hat.

Einige Tage nach der Goldenen Hochzeit haben Julia und Marcus Friedländer aus Anlass ihres Jubiläums 1000 Talar für Arme gespendet. Dieser Betrag wurde der Stadtverwaltung übergeben und die Auszahlung aus der Stadtkasse sollte jährlich am 10. November in Anwesenheit des Familienältesten erfolgen.

Bald sind beide Eheleute verstorben. Marcus starb am 22. November 1876 und Julia am 26. April 1878. In der Oppelner Presse erschienen zahlreiche Todesanzeigen und Trauergedichte.
Eine sehr bekannte und geschätzte Persönlichkeit war deren ältester Sohn Siegfried. Der in Oppeln am 1. Oktober 1825 geborener Siegfied Friedländer wurde an Stelle des Brauers Joseph Boronow zum Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Oppeln gewählt. Er stiftete ein Harmonium für die Synagoge in der Hospitalstrasse. 1863 wurde er Kurator der Stadtsparkasse und ab Januar 1868 Stadtrat.

Acht Jahre später, am 14. Januar 1875 wurde er mit absoluter Stimmenmehrheit zum Stadtratsvorsitzenden gewählt. Diese Funktion hatte er als einziger Jude in der Geschichte der Stadt Oppeln bis Januar 1888 ausgeführt, als er für seine Verdienste den Titel des Stadtältesten erhielt.
In die öffentliche Arbeit engagiert, hat er die Firmenangelegenheiten auch nicht vernachlässigt. 1870 kaufte er ein Vorwerk auf der Pascheka-Insel, wo er mit der Zeit prächtige Gebäude der Schlossbrauerei aufgebaut hatte. Nach dem Krieg wurden diese zerstört und im September 1970 gesprengt.
1888 wurde feierlich das 25-jährige Jubiläum der Arbeit von Siegfried Friedländer bei der Stadtverwaltung gefeiert. Zum 70. Geburtstag im Jahr 1895 bekam er von der jüdischen Gemeinde ein eigenes lebensgroßes Porträt und Kaiser Wilhelm I. verlieh ihm den Kronenorden. Die Mitglieder der Stadtregierung wurden verpflichtet zur Feierlichkeit in schwarzen Gehröcken und weißen Krawatten zu erscheinen.
Siegfried Friedländer war zweimal verheiratet: Aus der ersten Ehe gingen zwei Söhne Victor und Max (der spätere Erbe) hervor und aus der zweiten Ehe drei weitere Söhne: Georg, Friedrich und Albert.
In seinem Besitz waren drei Häuser in Oppeln, zwei einstöckige und ein zweistöckiges sowie vier Baugrundstücke.
Er starb am 2. September 1899 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Oppeln beigesetzt.

Der Erbe Siegfrieds, Sohn Max (diesen Namen bekam er zu Ehren des Onkels) wurde am 16. Dezember 1859 geboren. Als zehnjähriger Junge wurde er aufs Oppelner Bergel-Gymnasium geschickt. Später wechselte er nach zwei Jahren nach Ratibor. Mit 17 Jahren gelang er als Schüler in das Kaufhaus von Plessner in Breslau. 1882 hat ihn sein Vater für zwei Jahre in die Vereinigten Staaten geschickt und erlaubte ihm nach der Rückkehr die Brauerei mitzuleiten. Seit 1890 hatte Max Anteile an der Firma des Vaters.

Im November 1891 heiratete er Betty (Familienname Cohn) und hatte zwei Töchter mit ihr. Er war in Organisationen der Alkoholproduzenten und in Kaufmannsverbänden aktiv. 1902 wurde er Vorsitzender der Oppelner Filiale des Oberschlesischen Brauerverbandes und elf Jahre später des Kaufmannsverbandes.
Er hat die Tätigkeit des Vaters bei der Stadtregierung fortgesetzt. Im November 1901 wurde er zum Stadtrat gewählt und im Oktober 1917 zum ehrenamtlichem Stadtrat. Er war bereits damals Besitzer eines recht großen Vermögens. Im Jahr 1909 gehörten der Familie sechs Immobilien in Oppeln.
Im Ersten Weltkrieg organisierte er mit Einverständnis der Regierenden den Versand von Alkohol für die Frontsoldaten. Als Vertreter der Regierung der Stadt Oppeln begrüßte er in Januar 1920 die Kommission der Alliierten für den Plebiszit.

Er war sehr großzügig für die Oppelner Schulen. Anlässlich seines 60. Geburtstages schenkte er der Hauswirtschaft- und Handwerksschule 500 Mark. Er gründete die Friedländer-Stiftung, die arme Schüler dieser Schule unterstützen sollte.

Aus Anlass seiner Silberhochzeit 1916 spendete er der Handels- und Kaufmannschule eine beträchtliche Geldsumme.
Er wurde in Oppeln geschätzt. Zum 70. Geburtstag erhielt er von der Stadtverwaltung Blumen, einen Kerzenständer aus Gusseisen und ein Buch. Es erschien ein Text über den Jubilaren in der Oppelner Zeitung.

Er war bekannt für seinen Patriotismus und Loyalität gegenüber den Hohenzollern. Er spendete Geld für die Entwicklung des deutschen Luftwesens. Jedes Jahr hat er mit seinem Bruder Richard das vor dem Regierungssitz stehende Denkmal Wilhelm I. geschmückt und beleuchtet.
Betty, die Frau von Max, gehörte zu den aktivsten jüdischen Frauen in Oppeln. Bis zu den 1930er Jahren führte sie den jüdischen Frauenverband und war im Kuratorium der Handelsschule für Frauen und Mädchen tätig.

Max und Betty Friedländer haben trotz der nach 1933 zunehmenden Schikanen gegenüber den Juden versucht die Entscheidung zum Auswandern aufgeschoben. Sie haben sich erst nach der Reichskristallnacht vom 9./10. November 1938 dafür entschieden. 1939 sind sie zuerst nach Kuba und dann in die Vereinigten Staaten gegangen. Tłum. ELF

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