FUEN-Kongress zeigte sowohl die Attra ktivität als auch die Probleme der Minderheiten

Krzysztof Ogiolda/Tłum. ELF
Krzysztof Świderski
Vertreter von fast einhundert Minderheiten sprachen ehrlich über ihre Situation. Viele beklagten den Mangel an Schulen, Beschränkungen des Wahlrechts oder Hassreden, von denen sie betroffen sind.

Mit der Problematik der Minderheiten befassten sich in der Europäischen Kulturhauptstadt Breslau nicht nur die Delegierten. An dem vom Mittwoch bis Sonntag dauernden Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEN) nahm u.a. Astrid Thors, die die Hohe Kommissarin für nationale Minderheiten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) teil. Sie hat es offen geäußert, dass die Minderheiten erneut ihre Situation im Kontext der heutigen schwierigen Lage in Europa definieren müssten. Sie müssen auch lernen, in der Realität neuer Medien zu funktionieren.

Am Donnerstag gab es für die Delegierten eine Gelegenheit, um sich mit der Lage der in Polen lebenden Minderheiten auseinanderzusetzen. Ein netter Akzent war das Grußwort des polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda an die Kongressteilnehmer.

Der Präsident erinnerte daran, dass Polen Jahrhunderte lang ein Staat vieler Nationen war. Er zitierte die Worte von Johannes Paul II., dass Polentum im Grunde Freiheit und Pluralismus und keine Beengtheit und Abgeschlossenheit bedeutet. Als er an das 25. Jubiläum des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags und die Existenz des Verbandes der deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) erinnerte, bedankte er sich bei dessen Mitgliedern für ihren Beitrag zur Entwicklung des kulturellen Reichtums des Landes und zum Aufbau einer Bürgergesellschaft.

Die Lage der nationalen Minderheiten in Polen schilderte Rafał Bartek, Vorsitzender der SKGD und Mitvorsitzender der Gemeinsamen Kommission der Regierung und nationaler Minderheiten. In dem seiner Rede, welcher sich auf die Bildung bezog, appellierte er u.a. um eine bessere Nutzung der Bildungssubvention für die Minderheiten und erinnerte daran, dass vielen Minderheiten Lehrbücher für den Unterricht ihrer Sprache, Geschichte, Kultur und auch Geographie fehlen. Er machte aufmerksam auf die Schwächen des Systems der Antragstellung auf den Unterricht der Minderheitensprache und auf fehlerhafte Prozeduren, die in der Praxis den Abiturienten aus dem Minderheitenumfeld die Wahl der Minderheitensprache als Abiturfach unmöglich machen. Er appellierte um die Bereitstellung eines zweisprachigen Bildungsangebots, Aufbau der methodischen Beratung für die Zwecke der Minderheitenbildung sowie um die Einrichtung eines Fonds, welcher die Gründung von Vereinsschulen unterstützen würde.
Vorstandsvorsitzender des VdG Bernard Gaida sprach im Kontext des 25. Jubiläums des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags über die Lage der deutschen Minderheit in Polen. Er erinnerte daran, dass das Kriegsende für viele Deutsche - nicht nur in Schlesien - die Hölle der Nachkriegslager, Entdeutschung in verschiedenen Formen und das Verbot des Gebrauchs und des Unterrichts der deutschen Sprache (das letztere betraf zwei Generationen von Deutschen, es hörte erst 1989 auf zu gelten) bedeutete.

Bernard Gaida sprach auch über die jetzige Lage der deutschen Minderheit (DM) in Polen. Er unterstrich, dass laut Schätzungen mehr als 300.000 Personen und laut dem Ergebnis der Volkszählung etwa 150.000 Menschen der deutschen Minderheit angehören. Sie treffen sich und realisieren Tausende Projekte an etwa 500 Orten in zehn Woiwodschaften. Mehr als 50.000 Schüler haben in mehr als 700 Schulen Anträge auf den Unterricht für Deutsch als Minderheitensprache gestellt. In einigen hundert Ortschaften gibt es zweisprachige Ortsschilder und in 22 Gemeinden gilt Deutsch als Hilfssprache. Im polnischen Parlament gibt es einen Abgeordneten der deutschen Minderheit. Von der Liste der deutschen Minderheit wurden sieben Sejmikabgeordnete, 19 Bürgermeister und 298 Kreis- und Gemeinderäte gewählt. Auf diese Liste wurden insgesamt mehr als 45.000 Stimmen abgegeben.

Der Redner sprach auch über die Probleme. Darunter nannte er die Distanz der jungen Menschen gegenüber einer eindeutigen Bindung an die deutsche Minderheit. Viele junge Menschen wandern nach Deutschland aus. Nicht nur aus ökonomischen Gründen. Auch aufgrund der Tatsache, dass Deutscher in Polen zu sein für einen Teil der Bevölkerung immer noch nicht als Bereicherung gilt, sondern verdächtigt ist.

Der dritte Tag des Kongresses (Freitag) war sehr interessant und war der Lage der Minderheiten in Europa gewidmet. Der Tag wurde mit einer Ansprache von Joachim Bleicker vom Auswärtigen Amt eröffnet. Er unterstrich - am Beispiel der deutschen Minderheit in Polen -, dass Toleranz und Dialog Konflikte vorbeugen. „Die deutsche Minderheit in der Volksrepublik Polen wurde diskriminiert und sogar größtenteils nicht anerkannt. Heute spielt sie eine wichtige Gruppe, die das Bild Deutschlands in Polen prägt“, sagte er. „Der demokratische polnische Staat schützt die Minderheit und ihre Aktivitäten. Die Tatsache, dass Millionen Menschen in Polen Deutsch lernen, ist zum Teil ein Verdienst der deutschen Minderheit“.

Vertreter vieler Minderheiten sprachen über ihre täglichen Probleme. Ein Vertreter der Türken in Griechenland betonte, dass das Land in dem er lebt, kein Vorbild ist, wenn es um den Umgang mit den Minderheiten geht. „Wir möchten Brücken bauen. Doch beim fehlenden guten Willen der anderen Seite sind wir chancenlos.“
„Wir kämpfen dafür, dass es in Estland russische Schulen gibt“, sagte die Vertreterin der in Tallin lebenden Russen. „Um die estnische Staatsangehörigkeit zu erhalten, müssen wir ein sechsstündiges Examen in Estnisch bestehen und Kenntnisse des Grundgesetzes beweisen. Dennoch dürfen wir zwar die Regierenden wählen, doch selbst gewählt zu werden, können wir nicht“.

„Die Gesetze bezüglich der Minderheiten werden ignoriert“, sagte ein Serbe aus Kroatien. „Bei uns gibt es keine einzige serbische Schule. Wir fallen täglich Hassreden zu Opfer. Die Fußballfans singen bei jedem Spiel - egal wer spielt - „tötet die Serben”.

Charakteristisch für den Ton der Sitzungen der FUEN war die fehlende Polemik oder Angriffe der anderen Seite. Jeder konnte in Ruhe sprechen. Ein spürbares Bewusstsein der Gemeinschaft aufgrund der Zugehörigkeit zu Minderheiten gewann die Oberhand über den nationalen Emotionen.

Die Delegiertenversammlung am Samstag brachte neben der Wahl der FUEN-Führungskräfte auch die Annahme von Resolutionen. Eine davon bezog sich auf das Projekt der Vergrößerung von Oppeln. Minderheitenvertreter unterstrichen, dass die Initiative des Stadtpräsidenten nicht von einem in solchen Situationen nötigen und wichtigen Dialog mit der lokalen Bevölkerung eingeleitet wurde. Sie appellierten an die polnischen staatlichen Behörden um die Verweigerung der Genehmigung für eine Vergrößerung von Oppeln. (Wir haben darüber in der Montagausgabe von nto ausführlich berichtet).

Die zweite Resolution betraf den Schutz von bedrohten Sprachen. Davon gibt es viele in Europa. In Polen gehört dazu u.a. Karaimisch und Lemkisch sowie Wilmesaurisch. Aber auch Deutsch.

Dies ist eine Tatsache, obwohl mehr als zwei Mio. Menschen Deutsch lernen. Doch dieses funktioniert nicht - auch im Umfeld der deutschen Minderheit nicht - als Umgangssprache, als Sprache, die im täglichen Leben gebraucht wird. Und wenn es so ist, dann ist das schöpferische Schaffen in dieser Sprache als auch deren Schutz und Weitergabe gefährdet.

Dołącz do nas na Facebooku!

Publikujemy najciekawsze artykuły, wydarzenia i konkursy. Jesteśmy tam gdzie nasi czytelnicy!

Polub nas na Facebooku!

Kontakt z redakcją

Byłeś świadkiem ważnego zdarzenia? Widziałeś coś interesującego? Zrobiłeś ciekawe zdjęcie lub wideo?

Napisz do nas!
Wróć na nto.pl Nowa Trybuna Opolska