Geschichte unterscheidet, muss aber nicht teilen

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Ereignis. An den Feierlichkeiten anlässlich des 90. Jahrestages des dritten polnischen Aufstandes in Oberschlesien in Sankt Annaberg hat neben dem Präsidenten der Republik Polen und dem deutschen Botschafter in Polen auch eine Delegation der deutschen Minderheit teilgenommen.

Im Namen der deutschen Minderheit haben der Sejmabgeordnete Ryszard Galla, der Vorstandsvorsitzende des Vereins deutscher Gesellschaften in Polen Bernard Gaida und der Geschäftsführer der SKGD Ryszard Donitza einen Kranz am Aufständischendenkmal in Sankt Annaberg niedergelegt.

- Es war gut, dass am Denkmal Kränze mit Schleifen in polnischen und deutschen Nationalfarben Platz fanden - sagte Bernard Gaida. - Auf unserem Kranz stand folgende Aufschrift in beiden Sprachen: "Allen Gefallenen - deutsche Minderheit". Wir haben noch ein Mal das ausgedrückt, was es nicht gelungen ist, in der Sejmik-Resolution durchzubringen. Es war nie unser Ziel gewesen, der Aufständischen nicht zu gedenken oder ihnen Respekt zu verweigern. Wir wollten nur, dass man aller Gefallenen gedenkt.

Eine solche Haltung, die auf gegenseitigen Respekt und Versöhnung ausgerichtet war, beherrschte alle offiziellen Reden.

- Wir huldigen dem Heroismus der Aufständischen, ohne sie wäre Oberschlesien nicht ein Teil von Polen geworden - sagte Staatspräsident Bronisław Komorowski. - Gegenüber den Aufständischen standen damals deutsche Soldaten, die aus den Gräben des Ersten Weltkriegs hierherkamen. Vergessen wir auch nicht, dass gegen die Aufständischen auch andere Oberschlesier kämpften und zwar diejenigen, die sich als Deutsche fühlten und wollten, dass Oberschlesien weiterhin ein Teil Deutschlands bleibt. Wir vergessen nicht, dass das Drama der damaligen Zeit nicht nur die Dörfer und Städte in Oberschlesien, sondern auch die "Familokis" und oft einzelne schlesische Familien geteilt hat.

Der Präsident erinnerte, dass vor 90 Jahren im von Nationalismen zerrissenen Europa Deutschland und Polen um Oberschlesien rivalisierten. Heute sind die nationalen und kulturellen Differenzen ein Trumpf und Motor der Entwicklung.
Gleich nach dem Präsidenten hielt der deutsche Botschafter in Warschau, Rüdiger Freiherr von Fritsch, eine Rede in Polnisch. Er hob hervor, dass die offizielle, in den Lehrbüchern niedergeschriebene Geschichte nicht alles über diese schwierigen Zeiten aussagt.

- Die Ereignisse vor 90 Jahren beschäftigen uns so sehr, weil die Erinnerung an sie so unterschiedlich ist - sagte der Botschafter. - Diese Ereignisse haben tiefe Risse selbst in unseren Familien hinterlassen. Oft wissen wir wenig darüber, wovon man in unseren Nachbarshäusern spricht. Welche Erinnerungen für sie lebendig sind. Wenn wir wollen, dass die Gegensätze verschwinden, und die Geschichte keine Streitfrage, sondern zur Erinnerung wird, müssen wir darüber reden, akzeptieren und hinnehmen, dass Erinnerungen unterschiedlich sind und die Erfahrungen von Schmerz und Verlust ebenso.

- Dieser Versöhnungston machte sich schon in der Predigt des Oppelner Bischofs Andrzej Czaja bemerkbar - sagte Bernard Gaida.

- Als er an das Evangelium anknüpfte, dass es angesichts des Glaubens keinen Juden oder Griechen, keinen Sklaven oder Freien, keinen Polen oder Deutschen gibt,

überlief es mich kalt. Als einen Moment später der Präsident erklärte, dass das ‚Schlesisch-Sein’ Polentum bedeutet und das Polentum hierzulande mit ‚Schlesisch-Sein’ gleichzusetzen ist, habe ich mir bei allem Respekt für die Vision des Präsidenten gedacht, dass seine Worte für uns eine Herausforderung sind, sich zu unserem Deutschtum ausdrücklich zu bekennen.

Am Nachmittag haben Mitglieder der deutschen Minderheit auf dem Friedhof in Sankt Annaberg Kränze an nebeneinander liegenden Gräbern der Aufständischen und ihrer deutschen Gegner niedergelegt. Für alle sprachen sie in Deutsch und Polnisch ein Gebet. Tłum. ELF

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