Jede Minderheit muss mit Problemen kämpfen

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
DWPN
Am vergangenen Donnerstag fand in der Aula der Universität in Oppeln eine internationale Konferenz zum Thema Minderheiten in Polen und in der Ukraine aus der Perspektive der Regionen statt.

Die Teilnehmer des Symposiums machten sich Gedanken über die Standards des Minderheitenschutzes in der Ukraine und in Polen, die Rolle der Minderheiten in den beiden Ländern über die regionale Politik, die ihnen gegenüber betrieben wird.

Einer der Konferenzteilnehmer war der VdG-Vorstandsvorsitzende Bernard Gaida.

„Nach meinem Eindruck war die Konferenz so vorbereitet, dass sie den Vergleich der Lage der deutschen Minderheit in Polen und der polnischen Minderheit in der Ukraine nicht allzu sehr möglich machte”, so Gaida. „Sie konzentrierte sich vor allem auf die Lage im Land unserer östlichen Nachbarn. Erst in der Diskussion nach der Pause konnte ich die deutsche Minderheit vorstellen. In dem Konferenzteil zum Thema regionale Politik mussten wir - Frau Maria Osidacz, Leiterin des Zentrums für Polnische Kultur und Europäischen Dialog in Iwano-Frankiwsk und ich - eingestehen, dass wir keine Möglichkeit zur Gestaltung der regionalen Politik gegenüber Minderheiten isoliert von der zentralen Politik sehen. Die Ukraine und Polen sind Länder, die zentralistisch aufgebaut sind und keine regionalen Unterschiede in Bezug auf z.B. Bildungsinhalte, Lehrprogramme, Lehrbücher usw. erlauben. Die Dame aus der Ukraine hat hervorgehoben, dass dort das zentralistische Modell, angesichts der Bedrohung von Außen, noch stärker wurde“.

Bernard Gaida hat auch darauf hingewiesen, dass auch im Fall, wenn eine regionale Politik gegenüber Minderheiten möglich ist, deren Umsetzung ganz von den sie in der Region ausführenden Politikern abhängt und diese oft nur widerstrebend die Minderheitenpolitik verwirklichen.

„Ich habe Beispiele dafür genannt”, fügt er hinzu. „Als ich 2002 stellvertretender Vorsitzende des Sejmiks wurde stellte ich mit Erstaunen fest, dass wir damals die einzige Woiwodschaft landesweit waren, die sich nicht getraut hat, in ihrem Entwicklungsstrategiepapier die Frage der Multikulturalität der Region zu behandeln. Es wurde ausgerechnet das verborgen, was man zu einem Trumpf umwandeln konnte und sollte. Ich wies auch kritisch darauf hin, dass man in so einer multikulturellen Region wie unsere den Slogan „Blühendes Oppelner Land” als Logo angenommen hat. Das sagt nichts über unsere Region aus. Dabei wissen wir, dass in der Entwicklungsphase die Beratungsfirma für den Slogan: „Woiwodschaft des Dialogs” plädiert hat. Aber die Politiker in der Region haben sich nicht getraut, diesen zu wählen. Als ob sie von vornherein angenommen hätten, dass es der Zentrale nicht gefallen wird, wenn man eine regionale Politik formen würde, welche die Minderheit als einen Trumpf zeigt“.

Dr. Ewa Ganowicz vom Lehrstuht für regionale Studien des Instituts für Politologie der Universität in Oppeln (das Institut war neben dem Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit und dem Verein der Zusammenarbeit Polen-Osten ein Mitveranstalter der Konferenz) hat hervorgehoben, dass das Symposium gleichzeitig aufzeigte, was Polen in der Ukraine von der deutschen Minderheit in Polen lernen können. Das zeigte auch wie gut es der deutschen Minderheit - in diesem Vergleich - geht.

„Sie hat sicherlich eine Reihe von Problemen und Forderungen an den polnischen Staat, doch bei der Konferenz war deutlich zu hören: Wir sprechen von zwei verschiedenen Polen“, sagt Dr. Ganowicz. „In der Ukraine lebt die polnische Minderheit unter schlechteren materiellen Bedingungen als ihre - auch nicht wohlhabenden - ukrainischen Nachbarn. Aus dieser Perspektive ist die deutsche Minderheit im Oppelner Land wohlhabend. Die SKGD hat völlig andere Handlungsmöglichkeiten. Die deutsche Minderheit ist in den Staats- und Selbstverwaltungsstrukturen auf Gemeinde-, Kreis- und Regionalebene und sogar im Sejm vertreten. Die Polen in der Ukraine haben diese Möglichkeiten nicht. In Polen ist das politische System stabil und das Recht wird respektiert. Das beeinflusst auch die Lage der Minderheit. In der Ukraine wachsen angesichts der herrschenden Spannungen Nationalismen und die Minderheiten werden instrumental behandelt. Nicht nur Polen, auch Russen, Ungarn usw.“

Dr. Barbara Kobzarska-Bar von der Handelshochschule in Breslau hebt hervor, dass die Tätigkeit der deutschen Minderheit im Oppelner Land den nationalen Minderheiten in der Ukraine als Beispiel dienen kann.

„Die deutsche Minderheit im Oppelner Land ist effektiv”, sagt sie. „Denn sie verfügt über bedeutende Organisationsstrukturen und kompetente Führungskräfte. Dadurch ist sie in der Lage, ihre Interessen umzusetzen“.

Frau Kobzarska-Bar weist darauf hin, dass eine der starken Seiten der deutschen Minderheit deren dichtes Netz von miteinander verbundenen Organisationen in der Region ist. Diese Organisationen sind auf verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens vorhanden, von Kultur über Bildung und Sozialhilfe bis zum Business. Sie agiert nicht gegen das System, sondern funktioniert mit ihm und wird so zu einem Mitgestalter der Region.

Die Kraft der deutschen Minderheit besteht darin, dass ihre Organisation einheitlich ist. Sie ist nicht so geteilt wie z.B. die Polen in Deutschland. Die vielfältige Tätigkeit wird von einer Dachorganisation, also dem Verband deutscher Gesellschaften in Polen, koordiniert.

„Man muss dabei bemerken, dass diese Struktur keinen hierarchischen Charakter hat”, fügt Barbara Kobzarska-Bar hinzu. „Das ist keine autoritäre „Spitze” und ihr unterordnete Strukturen. Führungskräfte mancher Organisationen sind auch in anderen Organisationen aktiv. In den Satzungen der Mehrzahl von Organisationen der Minderheit steht, dass ihre Mitglieder auch in anderen Organisationen Mitglieder sein dürfen. Das garantiert eine innerliche Zusammenarbeit.”

Die Kraft der Minderheit besteht auch in der Offenheit ihrer Organisationen gegenüber der polnischen Mehrheit. Immer mehr Veranstaltungen, kulturelle Ereignisse, Treffen sind offen für alle. Das ist ein Element der systemischen Weisheit. Die Minderheit versucht nicht gegen die Mehrheit zu wirken. Sondern eher mit ihr zusammenzuarbeiten.

„Die deutsche Minderheit ist bereits auf dieser Etappe, dass sie sich als Mitgestalter der Region betrachten kann. Das ändert völlig die Wirkungs- und Vorgehensweise“, schlussfolgert Dr. Bar. „Doch das ist nicht nur deren Verdienst. Es bedarf auch an Möglichkeiten, welche der Staat, in dem die Minderheit lebt, schafft“.

Bernard Gaida weist auf wesentliche Unterschiede hin, welche aus dem Umgang der Vaterländer - Deutschland und Polen mit ihren Minderheiten, resultieren. Die deutsche Bundesregierung und die Minderheit waren sich von Anfang an der legalen Tätigkeit der deutschen Minderheit darüber einig, dass man sich um den Verbleib der Deutschen in Schlesien bemühen sollte. Die Konsequenz waren Investitionen in die kommunale Infrastruktur, die übrigens auch der Mehrheit dient.

Hingegen wurde bei der Konferenz stark betont, dass eine der Prioritäten der polnischen Politik darin besteht, die Landsleute aus früheren polnischen Ostgebieten nach Polen zu holen.

„Wir hatten unser Dilemma „Abwasserrohr oder Kultur”, sagt Bernard Gaida. „Vielleicht sollte der polnische Staat über eine solche Unterstützung nachdenken, damit Mitglieder der polnischen Minderheit in der Ukraine ihren Lebensstandard steigern und in ihrer Heimat bleiben können. Und ihre ukrainischen Nachbarn würden auch davon profitieren.“

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