Lob für Dialog und Finanzen, im Bildungsbereich gibt es Verbesserungsbedarf

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Pro Liberis Silesiae
Das Komitee des EU-Ministerrates hat die Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen kritisch beurteilt. Polen hat die Charta im Jahr 2009 ratifiziert.

Die Autoren des Berichts haben den Dialog zwischen Behörden und Vertretern der Minderheit positiv beurteilt. Sehr hoch wurde auch die finanzielle Unterstützung der nationalen und ethnischen Minderheiten seitens der polnischen Behörden bewertet. Die finanziellen Zuwendungen unterstützen Medien der Minderheiten, Sprachunterricht und dienen der Pflege der Kultur und Identität. Experten haben darauf aufmerksam gemacht, dass in vergangenen Jahren das Ministerium für Verwaltung und Digitalisierung die Veranstaltung von Konferenzen, Lesungen oder Herausgabe von Publikationen für Deutsche in Polen möglicht gemacht hat. Das Komitee des EU-Ministerrates unterstrich, dass dies ein Aspekt der polnischen Politik gegenüber der deutschen Minderheit ist, welcher geradezu modellhaft funktioniert.

Man nahm zur Kenntnis, dass die polnischen Behörden im Jahr 2014 eine Werbekampagne für den Gebrauch der Regional- und Minderheitensprachen in der Öffentlichkeit durchgeführt haben. Dennoch bedarf es weiterer Bemühungen für die Bewerbung von Toleranz und Akzeptanz für die Kultur der Minderheiten und für die Minderheitensprachen.

Zu den ungelösten Bereichen gehört die Medienfrage. Das Expertenkomitee empfiehlt die Gründung von mindestens einem öffentlichen Radiosender sowie einer Fernsehstation, die Sendungen in der Minderheitensprache ausstrahlen würde. - Man muss betonen, dass es sich dabei nicht um Sender und Sendungen handelt, welche die Minderheit aus eigener Kraft auf die Beine stellen sollte - so Bernard Gaida, Vorstandsvorsitzender des VdG. - Der Bericht spricht von einem staatlichen Radio- und Fernsehsender, deren Aufgabe die Pflege des Erhalts von Minderheitensprachen wäre. Ein solcher Sender wurde in Slowenien für die italienische Minderheit und in Italien für die slowenische Minderheit gegründet. Unter polnischen Bedingungen müssten sich einzelne Minderheiten wahrscheinlich die Sendezeit teilen. Doch bis jetzt gibt es keine politische Entscheidung, ein solches Radio oder Fernsehen zu gründen.

Sehr kritisch wird im Bericht die Lage des Schulwesens beurteilt. Seine Autoren berufen sich auf den letzten Bericht des Europarates, in dem auf die unzureichenden Standards des Minderheiten-schulwesens, und zwar nicht nur in Bezug auf die deutsche Minderheit, aufmerksam gemacht wurde. Neben der zu kleinen Anzahl von zweisprachigen Schulen und fehlenden Schulen mit Deutsch als Unterrichts-sprache hat das Komitee den Behörden auch die unzureichende Zahl von Kindergärten mit Minderheiten- oder zweisprachigen Sprachunterricht vorgehalten. Es gibt auch zu wenige weiterführende Schulen, die einen solchen Unterricht anbieten würden. Die Autoren des Berichts sind der Ansicht, dass zu wenige Schüler das Unterrichtsfach „Eigene Geschichte und Kultur der Minderheit“ in Anspruch nehmen. Nach Meinung von Experten fehlt es an qualifizierten Lehrern für dieses Schulfach, wofür der Staat sorgen sollte.

In Bezug auf die deutsche Minderheit spricht sich der Bericht auch für mehr Deutsch in der Öffentlichkeit, u.a. in Form von Gebrauch dieser Sprache in Kontakten mit den Behörden auf Kreisebene und für die Einführung von zweisprachigen Straßennamen aus.

- Es lohnt sich hervorzuheben, dass sich diese kritischen Bemerkungen nicht an irgendwelchen allgemeinen europäischen Standards orientieren, weil es solche Standards nicht gibt- fügt Bernard Gaida hinzu. - Sie beziehen sich vielmehr auf Verpflichtungen, welche Polen mit der Ratifizierung der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen auf sich genommen hat. Dazu gehören u.a.: Einrichtung eines funktionierenden Schulwesens in den Sprachen der größten Minderheiten, d.h., der deutschen, ukrainischen und weißrussischen (derzeit gibt es keine einzige Schule mit Deutsch als Unterrichtssprache) sowie Ermöglichung des Minderheitensprachunterrichts oder zweisprachigen Bildung überall dort, wo es laut dem Volkszählungsergebnis eine Minderheit gibt. Demgegenüber funktioniert weiterhin - wie vor der Ratifizierung der Charte - das System von obligatorischen Deklarationen der Eltern.

- Die Europäische Charta ändert die Philosophie des Umgangs mit den Minderheitensprachen - bemerkt Rafał Bartek, Vorstandsvorsitzender der SKGD. - Sie hebt nicht unbedingt hervor, dass man der Diskriminierung von Minderheiten und deren Sprachen vorbeugen soll, sondern legt den Akzent auf die Propagierung der Minderheitensprachen. Die Pflicht zur Abgabe von Elterndeklarationen gilt unverändert seit 25 Jahren. Das steht von vornherein im Widerspruch mit der Charta und ihrem Geiste. Wenn wir die Sache aus einer breiteren Perspektive betrachten und nicht nur auf die Woiwodschaft Oppeln und die deutsche Minderheit blicken, dann stellt sich heraus, dass außer den Deutschen und den Kaschuben alle übrigen Minderheiten lediglich den gleichen Status beibehalten haben, der für sie bereits in der Volksrepublik Polen galt (auf diese Zeit nämlich geht die Schule mit Litauisch als Unterrichtssprache in Puńsk zurück). Der Bericht bestätigt das, wovon wir seit Jahren sprechen. Wenn Minderheitensprachen wirklich propagiert werden sollten, dann muss sich die Einstellung zu ihnen ändern. Die Gesetzgebung alleine reicht nicht aus.

Als Beleg für diese These erinnert Rafał Bartek daran, dass die deutsche Minderheit über eine Strategie der Entwicklung des Bildungswesens verfügt, seit fast fünf Jahren Dokumente des deutsch-polnischen „runden Tisches” unterschrieben sind und dennoch kein Fortschritt im Bildungsbereich zu verzeichnen ist, abgesehen von den Initiativen aus den Reihen der deutschen Minderheit (zuletzt Vertrag über ein neues Lehrbuch).

- Im Bericht wird hervorgehoben, dass man vor allem auf die Entwicklung der größten Minderheiten und deren Sprachen in Polen setzen soll - so Rafał Bartek. - Dabei haben wir seit Jahren vergebens um die Ausbildung von Lehrern für Deutsch als Minderheitensprache gebeten. Eine solche „Minderheitenphilologie” gibt es nicht. Die Sprache der Minderheit und deren Kulturgeschichte unterrichten Lehrer, die lediglich für das Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache ausgebildet sind. Wenn man heute im Institut für Germanistik ein solches Studienfach einrichten würde, würde es auch nicht viel bringen. Der Arbeitsmarkt für die Lehrer, auch im Bereich Deutsch, ist gesättigt.

Rafał Bartek ist selbst Vater und erzieht seine Kinder zweisprachig. Aus dieser Perspektive betrachtet er den Deutschunterricht in den Kindergärten.

- In diesem Alter lernen die Kinder problemlos eine zweite Sprache -bemerkt er. - Wir haben aber fast keine Kindergärten, in denen ein Erzieher zu den Kindern Polnisch und der andere Deutsch spricht. Der Staat wirbt für solche Zweisprachigkeit nicht. Ohne eine solche staatliche Unterstützung wird ein Kindergartenleiter zwar einen Deutschunterricht organisieren und anbieten, doch auf eine soeben erwähnte breite Zweisprachigkeit wird er sich nicht einlassen. Er wird nicht versuchen, die Eltern davon zu überzeugen, selbst wenn er über geeignete Erzieher verfügen würde.

Auf ein Problem, das über die von Warschaus aus betriebene Politik des Staates hinausgeht, weist Waldemar Gielzok, Vorsitzender der Deutschen Bildungsgesellschaft, hin. „Der Staat stellt beträchtliche Summen für den Unterricht der Minderheitensprache in Form von einer größeren Bildungssubvention zur Verfügung“, so Gielzok. „Ich frage, inwieweit die Kommunen, auch jene, mit Vertretern der deutschen Minderheit an der Spitze, die Lehrerfortbildung für den Minderheitensprachunterricht, den Ankauf von Hilfsmaterialien, Büchern für die Bibliothek, Einkauf von Filmen, Computern oder eine Schulreise nach Deutschland finanziell unterstützen. Wir werden bald sehen, ob die Kommunen diese „Prüfung“ bestehen. Werden sie Eltern beim Kauf des neuen Lehrbuchs für den Deutschunterricht unter die Arme greifen oder die Bildungssubvention eher für Dachrenovierung oder Sanierungsarbeiten an den Schulen verwenden.

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