Rafał Bartek: "Die deutsche Minderheit braucht Leuchttürme"

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Rafał Bartek
Rafał Bartek Krzysztof Świderski
- Wir haben sehr gute zweisprachige Schulen. Lassen wir sie in diesem Jahr an Kraft gewinnen, bevor neue entstehen - sagt Rafał Bartek, Vorstandsvorsitzender der SKGD.

Gestern haben Sie ihren Platz am Schreibtisch des Direktors des HDPZ gegen das Büro des Vorstandsvorsitzenden der SKGD getauscht. Wie sind ihre Prioritäten auf dem neuen Posten?Die Antwort auf diese Frage ist trotz allen Anscheins nicht einfach. Es gibt sehr viele Prioritäten und Herausforderungen. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich die Verantwortung für die Zukunft einer großen Nichtregierungsorganisation auf mich nehme, welche über 40 Tausend Menschen vereint. Ich möchte das aufrechterhalten, was wir bisher gemacht haben: Anspornen zur Bürgeraktivität. Doch manchmal muss diese Aktivität neues Gewand anlegen. Die Strukturen aktivieren und ihnen dazu verhelfen, damit sie eine möglichst gute Rolle in ihrem Umfeld spielen können. Der Arbeitskalender stellt sie zur Zeit vor die Aufgabe sich um die Wahlkampagne für die Parlamentswahl zu kümmern. An demselben Tag findet in der Gemeinde Groß Neukirch die Wahl des Gemeindevorstehers nach dem Tod von Krystyna Helbin, welche die DM repräsentiert hatte. Man muss für die Aufstellung eines Kandidaten sorgen und alle Formalitäten organisieren. Doch eine Priorität wird nie ausgeschöpft. Diese galt im Jahr 1990 und ist bis heute aktuell: die Sorge um die Bildung, die Wiederbringung der deutschen Sprache und die Identitätsbewahrung. Der Eintrag über diese Pflicht ist seit 25 Jahren aktuell, doch dessen Bedeutung muss immer wieder aufs Neue definiert werden.

In diesem Jahr wurde am 1. September keine zweisprachige Schule geöffnet. Ist das ein Grund zur Beunruhigung?Dazu gibt es keinen Grund. Der Mechanismus ist der gleiche, wie im Fall der deutschen Fußballschulen. Drei sind aktiv, bald wird die vierte starten. Weitere DFKs möchten weitere gründen. Man muss zugleich ein effektives System schaffen, um die hohe Qualität zu erhalten. Mit dem Schulwesen ist es ähnlich. In den letzten Jahren haben wir dank Einsatz vieler Menschen die Schulen in Cosel, Raschau, Goslawitz und Malino geöffnet. Diese Schulen brauchen Qualität, weil sie so auf die Umgebung und das Umfeld der deutschen Minderheit, wie Leuchttürme wirken. Heute dauern in Raschau und Malino intensive Renovierungsarbeiten an. Diese Schulen haben ein erfolgreiches Aufnahmeverfahren hinter sich. Diese Mustereinrichtungen müssen an Kraft gewinnen und das ist deren Aufgabe für dieses Jahr.

Gibt es etwas, was die Entstehung neuer Einrichtungen beeinträchtigt?Die geltenden Rechtsvorschriften machen uns das Leben nicht leichter. Ein großes Hindernis ist die Sache der Deklarationen, ohne die kein Deutsch als Minderheitensprache unterrichtet werden kann.
Möchten Sie, dass es die Deklarationen nicht gibt?Idealzustand wäre so, wie es in der Europäische Sprachencharta steht – das Minderheitenschulwesen wird dort gegründet, wo es die gegebene Minderheit gibt. In Polen wurde ein System geschaffen, welches auf freiwilligen Deklarationen basiert. Es ist vor allem nicht gut, dass man die Deklarationen in jeder Bildungsphase zurücknehmen kann. Das ist auch für die Schulen ein Problem. Nicht nur organisatorisch. Das Prestige der Sprache wird gesenkt. Dies führt zu der Versuchung, dass man das Lernen der Minderheitensprache aufgibt, wenn das Kind müde wird, denn Geographie oder Fremdsprachenunterricht kann man ja nicht aufgeben. Im Rahmen der gemeinsamen Kommission der Regierung und der nationalen Minderheiten haben Minderheiten bereits vor drei Jahren eine Stellungnahme dazu formuliert. Bisher gibt es kein Echo.

Arbeiten sie auch an den Eltern aus dem Umfeld der deutschen Minderheit, damit diese konsequent von ihren Kindern verlangen, dass sie Deutsch lernen?Sicherlich. Wir haben immerhin in Kindergärten und Grundschulen, wo die Eltern entscheiden, was das Kind lernt massenweise Deklarationen. Die Krise kommt im Gymnasium, wo der Teenager selbst und die Mitschüler den Einfluss auf diese Entscheidung haben. Es fällt schwer den Minderheitensprachunterricht zu besuchen, wenn die Freundin vorschlägt, dass man sich stattdessen einen Karate-Kurs besuchen kann. Die Eltern geben dann oft auf. Wenn das Kind klein ist, wird es für Sport, Tanzen, Gitarre, Piano und vieles andere angemeldet. Und wenn man bei dem Kind tatsächlich Sprachtalente entwickeln könnte, geben wir nach. Obwohl wir wissen, dass Sprachkenntnisse tatsächlich nützlich sind. Ich habe selbst mit 12 Jahren angefangen Deutsch zu lernen und bin ein lebendiges Beispiel dafür, dass es ein sehr guter Moment ist, um den Kontakt mit der Sprache zu intensivieren und nicht aufzugeben.

Seit Jahren kehrt das Thema des Abiturs in der Minderheitensprache zurück...Wir verlieren die Möglichkeit zur Entfaltung der Minderheitensprache in weiterführenden Schulen, weil das geltende Recht den Kandidaten für die Minderheitensprache ein zusätzliches Examen aufzwingt. Doch dafür bekommt der Schüler keinen Bonus. Ein solches Abitur öffnet ihm keine zusätzliche Tür fürs Studium auf. Daher wählen die Abiturienten Deutsch als Fremdsprache. Und wir als Minderheit verlieren die Möglichkeit des Einwirkens - im bestem Alter, wenn der Schüler die Sprache kennt - auf die Identität, Verbreitung der Kultur und des Erbes. Wir werden weiterhin Lobbyarbeit betreiben, damit sich diese Situation ändert.

Ich werde eine aktuelle Sache ansprechen. Die Minderheit ist enttäuscht, dass es zu keinem Treffen mit Premierministerin Kopacz kam?Und zwar aus zwei Gründen. Ich habe mich bereits im Vorfeld ihres Besuches als Mitvorsitzende der Gemeinsamen Kommission der Regierung und der Minderheiten um ein Treffen mit der Premierministerin bemüht. Ohne Erfolg. Angeblich gibt es die Chance, dass im September anlässlich des zehnjährigen Bestehen der Kommission die Premierministerin einen Besuch abstattet. Als sie in die Woiwodschaft Oppeln eingereist ist, war ich umso überrascht über die Erklärung der Kanzlei der Premierministerin in der es hieß, dass Frau Kopacz kommt, um sich mit der aktiven lokalen Bevölkerung zu treffen. Es ist zu beklagen, dass in dieser Region – deren Merkmale das Oppelner Festival und die deutsche Minderheit sind – die letzte unter der aktiven lokalen Bevölkerung nicht bemerkt wird. Womöglich hat die Premierministerin schwache Berater.

Der Vorstand der SKGD hat sich auch gegen die Teilnahme an beiden Volksbefragungen ausgesprochen...Wir nehmen mit großer Enttäuschung den Inhalt der in Eile und für die Zwecke der Wahlkampagne vorbereiteten Fragen auf. Wir stimmen der Meinung von Professor Zolla zu, welcher meint, dass laut der Verfassung eine Volksbefragung für den Staat wesentliche Themen betreffen sollte. Falsch formulierte Fragen und auch die Form der Volksbefragung werten die Demokratie ab. Aus Sicht der Staatsform grundlegende Fragen sollten von einer breiten und sachlichen Diskussion eingeleitet werden. Die Entscheidung über solche Fragen wie Einmandatwahlkreise ohne Aufklärung zu den Einzelheiten dieses Systems, machen den Bürgern eine bewusste Stellungnahme nicht möglich. Der Mangel an solchem Wissen, das Tempo und die Form der Planung in der Wahlkampfstimmung nimmt den Mut zur Bürgeraktivität. Angesichts der eingetretenen Situation sind wir der Ansicht, dass Stimmenenthaltung bei der kommenden Volksbefragung eine tatsächliche Stimme für die Verteidigung der gesellschaftlichen Ordnung und Ausdruck des Widerstandes gegen eine solche Behandlung der Bürger ist. Wir ermuntern jedoch die Wähler dazu an den Parlamentswahlen teilzunehmen.

Tłum. Elf

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