Schlesische Großindustrielle bleiben in der Erinnerung

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
DWPN
Die Adelsgeschlechter Schaffgotsch, Henckel von Donnersmarck und Ballestrem hinterließen deutliche Spuren in der Vergangenheit Oberschlesiens. Die Geschichte dieser Adelsfamilien wurde in den Alben des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit festgehalten.

Die schlesische Geschichte der aus Italien stammenden Familie Ballestrem begann im 17. Jahrhundert, dauerte bis Ende des Zweiten Weltkriegs und wurde von einer regen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Tätigkeit geprägt. Nach den Wurzeln dieses Geschlechts von Millionären und Philanthropen muss man in Turin suchen. Der Ahnherr der Familie Giovanni Battista Angelo Ballestrero di Castellengo ließ sich in Weimar nieder und mit der Zeit wurde sein Name eingedeutscht: Bellestrem. Mitte des 18. Jahrhunderts haben sich die Ballestrem mit der Familie von Stechow verbunden, ließen sich in Plawniowitz nieder und kauften im Laufe der Zeit die oberschlesischen Güter Biskupitz und Ruda.

Im 19. Jahrhundert machte Franz Carl, Enkel von Giovanni, eine herausragende Karriere. Er sprach Deutsch, Polnisch und Französisch. Er kämpfte im preußisch-österreichischen und im preußisch-französischen Krieg und war auch Mitglied des Reichstages. In den Jahren 1898-1906 war er sogar Reichstagspräsident.

Die Ballestrems waren herausragende Industrielle. Am Gipfel ihrer industriellen Macht waren sie in Besitz u.a. der Gruben „Brandenburg” und „Maximiliane” in der Gegend von Biskupitz und Ruda, „Hedwigwunsch” (nach 1948 „Pstrowski”) in Hindenburg, „Abwehr” in Mikultschütz, „Castellengo” in Rokittnitz, der Zinkhütte „Carl”, des Kraftwerks „Nicolaus” und der Kokerei „Wolfgang” in Ruda sowie der Friedenshütte in Neu Beuthen.

Das Markenzeichen ihrer sozialen Tätigkeit war der Bau von „Familoki” (Familienhäusern für Arbeiter) und Arbeitersiedlungen, die Strom und Kanalisation hatten (die größte Siedlung entstand in Rokittnitz). In deren Nachbarschaft sind Läden, Schulen (u.a. eine Haushaltsschule für Töchter der Bergleute), Einrichtungen für sanitäre Verpflegung, Krankenhäuser und Bibliotheken entstanden. Sie haben auch einige Kirchen gestiftet: die Maria Rosenkranz-Kirche und die St. Josef-Kirche in Ruda, die Schlosskapelle in Plawniowitz sowie - gemeinsam mit Henckel von Donnersmarck, einer anderen oberschlesischen - die Herz-Jesu-Kirche in Rokittnitz.

Ab dem Jahr 1882 wurde in Plawniowitz ein neuer Schlosskomplex nach dem Projekt von Konstantin Heidenrich aus Koppitz errichtet. Drei Jahre später bezog die Familie die neue Residenz, welche im Stil des niederländischen Manierismus erbaut wurde. Ihre Pracht überdauerte bis Januar 1945, als der sowjetische Marschall Iwan Koniew mit seinem Stab das Schloss belegte. Das Innere des Schlosses wurde ausgeplündert und zerstört. Derzeit funktioniert dort ein Bildungs- und Formationszentrum der Diözese Gleiwitz.

Die Anfänge der Familie Henckel von Donnersmarck reichen bis in das 14. Jahrhundert und die Gegend von Leutschau (hier befindet sich ein bekanntes Mariensanktuarium) in der heutigen Slowakei zurück. Mit der Zeit haben sich in Oberschlesien zwei Linien des Hauses niedergelassen: die ältere - katholische - in Beuthen-Siemianowitz und die jüngere - evangelische - welche mit Tarnowitz und Neudeck verbunden war.

Donnersmarcks waren echte Großindustrielle. Ihnen gehörten u.a. die Vereinigten Oberschlesischen Hüttenwerke Königshütte (die zweite Hütte in Europa, die statt Holzkohle Koks verwendet hat) und Laurahütte. Die Geschichte der Kochlowitzer Grube, die nach 1928 „Wirek” genannt wurde, nahm mit der Grube „Hugo-Zwang”, die den Donnersmarcks gehörte, ihren Anfang. In der Hand der Familie waren auch die Gruben „Concordia” und die spätere Grube „Mikulczyce”. Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die „Donnersmarckhütte” ihre Tätigkeit auf (die spätere Hütte „Zabrze”). In Schwientochlowitz bauten sie die Hütte „Bethlen-Falva” (1936 in „Florian” umbenannt). Ihnen gehörte auch die „Guido”-Grube in Hindenburg (heute eine Touristenattraktion) sowie „Delbrück“ („Makoszowy”). Neben ihrem Beitrag zur Entwicklung der Schwerindustrie hatten die Donnersmarcks riesige Landgüter, was sie auch zu Potentaten in der Landwirtschaft machte.

Sie haben auch - gemäß den Anforderungen der damaligen deutschen Rechtslage - Wohnkolonien und Siedlungen für ihre Arbeiter errichtet. Diese bestanden nicht nur aus Wohnungen. In Hindenburg entstanden in den Jahren 1900-1922 eine Patronatssiedlung und innerhalb derselben u.a. ein Casino mit einem Theatersaal, eine Turnhalle, ein Schwimmbad, eine Bibliothek, ein Altersheim, zwei Grundschulen und eine Haushalts- und Handwerksschule. Jede von den beiden Linien der Familie baute in Oberschlesien ca. 10 Kirchen, sowohl katholische als auch evangelische. Sie waren auch in Besitz von Schlössern u.a. in Neudeck, Polnisch Krawarn, Brynnek, Tarnowitz, Siemianowitz, Nakel u.v.a.

Die Anfänge der Familie Schaffgotsch reichen bis in das 13. Jahrhunderts zurück. Die Wurzeln der Familie liegen in Würzburg oder Meißen. Das erste nachgewiesene Mitglied der Familie Schaff in Schlesien war Reinhard Schaph, der 1263 auf dem Hof des Glogauer Fürsten Konrad erwähnt wird.

Das Vermögen der oberschlesischen Linie der Schaffgotsch war u.a. das Ergebnis der geerbten Reichtümern des beinahe legendären Industriellen Karl Godulla, der unerwartet sein riesiges Vermögen dem kleinen Waisenkind, Johanna Gryczik, überschrieben hat. Bis zu ihrer Volljährigkeit verwalteten Maximilan Scheffler und Friedrich Finckler das Vermögen. Sie haben 1854 die Zinkhütte „Godulla” in Ruda gebaut. Den Schaffgotsch gehörten auch Zinkhütten und Steinkohlengruben in der Gegend von Beuthen. In den 1930er Jahren hat die Familie Schaffgotsch die Kokerei in Deschowitz (Odertal) in Betrieb genommen.

Ehemann von Johanna Gryczik wurde Hans Ulrich von Schaffgotsch - einer der reichsten oberschlesischen Großgrundbesitzer und reichsten Menschen in Preußen (sie haben sich im Theater in Breslau kennengelernt). Ihm gehörten u.a. einige Güter in den Kreisen Grottkau und Falkenberg. Sein Werk war das für seine Frau erbaute Prachtschloss in Koppitz.

Vielleicht aufgrund der Tatsache, dass Johanna ihre einfache und bescheidene Herkunft nicht verdrängte, setzten sich die Schaffgotsch für die Armen ein. Johanna hat mit ihrem Mann eine Beihilfekasse gegründet, ließ ein Krankenhaus und in Schomberg ein Stift für die Elisabethschwestern bauen, die dort für die Arbeiterkinder einen Kindergarten, ein Obdachlosenasyl und eine Armenküche unterhielten.

Ähnlich wie die anderen Großindustriellen haben die Schaffgotsch ihren Beitrag zur schlesischen Architektur, nicht nur der sakralen, geleistet. Neben dem erwähnten Schloss in Koppitz war auch das barocke Schloss in Hirschberg-Bad Warmbrunn deren Werk und Familiensitz. Es war ein dreistöckiges, prächtiges Dreiflügel-Gebäude mit einem riesigen und reich verzierten Ballsaal erbaut nach dem Projekt des Meisters Kurz aus Schmiedeberg. Die Residenz wurde von einem Park umgeben, der für die in Bad Warmbrunn verweilenden Kurgäste geöffnet war.

Wer mehr Informationen wünscht und mehr Anekdoten und Interessantes aus der Geschichte der schlesischen Großindustriellen kennen lernen möchte, kann die drei Alben über die drei Adelsfamilien in die Hand nehmen. Diese wurden vom Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit herausgegeben, sind reich bebildert und man kann sie auch als ein dreibändiges „Adelspaket“ erwerben. Es wird mit Sicherheit eine faszinierende und lehrreiche Lektüre sein.

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