Valeska von Bethusy-Huc. Frau Gräfin aus Deschowitz

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Valeska von Bethusy-Huc
Valeska von Bethusy-Huc Archiwum
Valeska von Bethusy-Huc schrieb Gedichte, Märchen und Erzählungen. Sie lebte 39 Jahre in Deschowitz. Hier empfing sie Künstler aus der ganzen Welt.

An einem schönen Frühlingstag des Jahres 1900 marschierte auf dem schmalen Bahnsteig des Bahnhofs in Deschowitz eine merkwürdige Frau. Ihre stämmige Gestalt war in ein grau-grünes Kostüm aus Loden umhüllt. Ihr Gesicht, der mit Phantasie und Temperament strahlte war von hellen, kurzgeschnittenen Locken umgeben (beachten wir, dass es das Jahr 1900 war!!).

Sie marschierte mit einem männlichen Schritt, an ihren Füßen trug sie Schuhe mit braunen, rauen Schaft; ihre Bewegungen hatten keine weibliche Grazie. Unter der Achselhöhle trug sie eine Aktentasche mit Büchern. Sie sprach mit sich - mit einer belebten Stimme, gedankenversunken, ohne die Umgebung zu beachten[…].

So hatte die damals fünfzigjährige Gräfin Valeska Bethusy-Huc der Publizist Anton Hellmann in seinen Erinnerungen über die damals bereist breit bekannte Schriftstellerin beschrieben. Gräfin Valeska war keine gewöhnliche Frau. Sie war in einer aristokratischen Familie geboren und ging weiter über die von dem Milieu vorgeschriebenen Rahmen hinaus.

Lina Morgenstern (geb. 1830), eine aus Breslau stammende soziale Aktivistin und Schriftstellerin, hat sich über sie folgender maßen geäußert: obwohl sie zur Schicht vornehmen Adels gehörte, verkehrte sie mit allen gesellschaftlichen Schichten […]; sie hatte eine sehr nette Art, war natürlich, sehr jugendfrisch".

Noch nach dem Zweiten Weltkrieg haben ältere Bewohner von Deschowitz, wo sie 39 Jahre ihres Lebens verbracht hatte, von ihr gesprochen. "Sie war etwas verrückt, fuhr Fahrrad, und wenn sie jemanden aus dem Dorf traf, hielt sie an und sprach wie gleich und gleich" - so wurde sie meistens charakterisiert.

Die Menschen hatten in Erinnerung, dass die Bücher geschrieben hatte, dass sie sie bei sich Zuhause haben. Die Gräfin nahm sogar Sprachunterricht, um die Sprache des oberschlesischen Volkes zu lernen. Ein Lehrer aus Deschowitz hat sie unterrichtet und er konnte ihr nicht erklären, warum in jedem Dorf etwas anders gesprochen wird…

Sie wurde am 15. Juni 1849 in Kielbaschin, einem Dorf zwischen Lowoschau und Wendrin im Kreis Rosenberg geboren. Ihr Vater war Berthold Freiherr von Reiswitz, ihre Mutter Bertha Gräfin von Reichenbach aus dem nahegelegenen Würbitz. Die künftige Schriftstellerin erheilt von Zuhause aus eine gute Bildung, welche in einer Privatschule in Sagan und Berlin vertieft und erweitert wurde. Mit 19 Jahren heiratete sie den Grafen Eugen von Bethusy-Huc und zog nach Deschowitz, wo deren Eltern für sie ein Landgut erworben haben.

Valeska hat recht früh damit angefangen Gedichte, Märchen und Erzählungen zu schreiben. Ihr Debüt hatte sie im Jahr 1873, als die in Deschowitz wohnte und Mutter von zwei Kindern war.

Anfangs hat sie ihre Werke mit dem Pseudonym Moritz von Reichenbach - dem Namen ihres Onkels unterschrieben und verheimlichte dabei, dass sie eine Frau ist. Schriftstellerei bei Frauen wurde damals nicht gut gesehen und wenn die Herausgeber wüssten, wer sie ist, hätten sie ihren literarischen Start verhindert.

Wie sie selbst zugegeben hatte, erlebte sie in Deschowitz die 39 schönsten Jahre ihres Lebens. Hier hatte sie einen kulturellen Salon geschaffen, hatte oft herausragende Persönlichkeiten aus literarischen, künstlerischen und intellektuellen Kreisen aus Deutschland, Frankenreich, England und sogar Amerika zu Gast. Im Jahr 1906 wurde der Gut verkauft, weil er keinen Gewinn mehr brachte; nach der Regulierung des Oderlaufs sank das Grundwasser und die Ernte immer schlechter wurde.

Darüber hinaus absorbierte die Arbeit in der Politik ihren Mann und er fand keine Zeit mehr für die Arbeit in der Landwirtschaft. Die Eheleute fanden eine Wohnung in Breslau, an der Eichendorffstrasse, im heutigen Stadtteil Krzyki, die Gräfin fühlte sich aber dort nicht wohl. Sie vermies die Wald-, Wiesen- und Feldwanderungen. Sie war daran gewöhnt, in dem gepflegten Schlosspark die Zeit zu verbringen und konnte sich nicht im kleinen Garten wiederfinden.

Sie führte aber ein sehr reges, gesellschaftliches Leben. In ihrem Haus gastierten weiterhin große Persönlichkeiten des Kulturlebens. Die Gräfin schaffte ein weit bekanntes Literatursalon.

Valeska Bethusy-Huc reiste viel und gerne. Auch nach Frankreich. Sie reiste auch nach Polen, damals in der Teilungszeit. Sie war in Krakau und Warschau. Mehrmals war sie in Italien, vor allem Rom hat die Dichterin fasziniert. Bei den Reisen begleitete sie oft ihr Zimmermädchen, Anna, ein Dorfmädchen, das ihr oft Kopfschmerzen bereitete. In ihren "Erinnerungen" beschrieb Valeska Bethusy-Huc folgende Szene. Bei einem Aufenthalt in Rom schrie Anna bei dem Anblick des Forum Romanum: "Was für Drecksleute wohnen hier, warum haben sie noch nicht aufgeräumt?"

Im Jahr 1912 sind die Eheleute von Bethusy-Huc in die Schweiz gezogen, wo der Graf im Januar 1926 verstarb. Die Gräfin beschloss damals noch ein Mal Italien zu sehen. Sie starb auf der Rückreise in Luganoa am 27. Mai 1926.

Valeska von Bethusy-Huc schrieb u.a. Romane, Erzählungen, Novellen, Reportagen. Viele von ihren Werken drehten sich um das Thema Oberschlesien und seine Bewohner, z.B. Oberschlesische Dorfgeschichten aus dem Jahr 1901, Oberschlesische Geschichten aus dem Jahr 1903 und viele andere.

Wie sie in ihren Erinnerungen, die Themen lieferte das Leben. Sie beobachtete das Leben der Einwohner zuerst in dem Heimatdorf Würbnitz, dann in Deschowitz und Umgebung. Ihr Sohn Albrecht, ein Jurist, der eine zeitlang im Amtsgericht im nahegelegenen Leschnitz arbeitete, erzählte Zuhause oft von den Sachen, die ein Finale vor Gericht nahmen.

Viele Beziehungen des Sohnes wurden zum Thema in ihren Erzählungen und Romanen. Sie zeichnete darin Personen, deren Nachfahren noch heute in Deschowitz und Umgebung oder in den Dörfern um Rosenberg leben. Die Helden in ihren Erzählungen haben heimisch klingende Namen: Marianka, Franzischek, Pietrek, Rouja (also: Rosa), Franzka, Paulek.

Ähnlich bekannt klingen die Familiennamen: Solowsky, Wolonsky, Pacholik. Sie hat ein Bergwerk besichtigt, fuhr sogar unter Tage um die Arbeit der Bergmänner zu beobachten. Sie war auch in einer Hütte, beobachtete den glühenden, flüssigen Stahl. Sie sah die wunderbaren Paläste der großen Industriellen und bescheidene Familoki der Arbeiter. Sie beschrieb das für die damalige Zeit außergewöhnliche Arbeitersiedlung Gischewald.

Dank ihrer Schriftstellerei aus der Zeit um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts, haben wir ein getreues literarisches Dokument des damaligen Oberschlesiens. Valeska von Bethusy-Huc versuchte die gesellschaftlichen und kulturellen Wandlungen, die sich am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ereignet haben, zu verstehen. Sie war mit dem liberalen Flügel des damaligen preußischen Hochadels verbunden.

Sie fand, dass nicht der Aristokratie, zu dem sie doch gehörte, sondern die fleißigen, ehrgeizigen und ausgebildeten Bewohner der sich dynamisch entwickelten Städte Oberschlesiens zu einer echten Elite der Gesellschaft werden können. Fügen wir hinzu, dass ihre Tochter, die in Deschowitz geborene Irma eine glückliche Familie mit Fritz Hegenscheidt, dem Sohn eines Unternehmers aus dem Oberschlesischen Industriegebiet gestaltet haben.

Der Schwiegervater der Gräfin begann seine Kariere mit einer bescheidenen Werkstatt bei Gleiwitz, für dessen Gründung er bei Verwandten Geld leihen musste.

Die Gräfin hatte eine eigene Meinung zu den bereits damals in Schlesien wachsenden nationalen und konfessionellen Konflikten: sie glaubte an ein harmonisches Zusammenleben von Menschen verschiedener Nationen und Glaubens möglich ist.

Sie hat die Menschen nicht nach ihrem gesellschaftlichen Rang oder Glauben, sondern nach ihren Vorzügen betrachtet. Sie verurteilte Faulheit, Betrug, Unehrlichkeit, Gier nach Profit. Sie hatte kein Verständnis für nationalistische Haltungen, Fanatismus und Intoleranz. Sie hat zuverlässige Arbeit und Ehrlichkeit hoch geschätzt.

Von jeder Seite ihrer Werke lässt sich wahre Liebe und Verbundenheit zu Oberschlesien herauslesen; die Gräfin sagte oft mit stolz von sich: "ich bin eine Oberschlesierin". Die Lektüre ihrer Werke, die mit echtem Talent geschrieben wurden, kann auch für den heutigen Bewohner Schlesiens interessant sein. Besonderen Wert haben ihre Erinnerungen, die während des Aufenthaltes in der Schweiz entstanden sind und in den Jahren 1914-1916 in Schlesien publiziert wurden.

Diese Erinnerungen sind in polnischer Übersetzung in der zweisprachigen Quartalschrift "Eichendorff-Hefte - Zeszyty Eichendorffa", welche vom Oberschlesischen Eichendorff- Kultur- und Begegnungszentrum in Lubowitz herausgegeben wird, erschienen.

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