Wie viele Sprachen du sprichst, sooftmal bist du Mensch

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Über 150 Personen nahmen am Sonntag am Treffen zweisprachiger Familien teil. Eine solche Erziehung erweitert Horizonte und verbessert Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Unter den mehreren Dutzend Familien, die zu dem Treffen im Schloss „Lucja” in Sakrau gekommen sind, waren auch Anna und Marian Kostka.

„Wir sind Eltern von Maria (5 Jahre) und Marta (2,5 Jahre). Das dritte Kind ist unterwegs”, sagen sie.

„Ich bemühe mich, Deutsch zu sprechen, mein Mann Wasserpolnisch und Polnisch“, fügt Frau Anna hinzu. „Die Unterstützung meines Mannes ist sehr wichtig für mich. Manchmal fehlt mir schon die Kraft zum Deutschsprechen. Dann übernimmt er für einen Moment diese Rolle und bittet z.B. in dieser Sprache, dass die Tochter ihm den Käse reicht. Sie macht es dann auch, obwohl meine Bitte zuvor nicht gewirkt hat“.

„Ich denke, dass das „Umschalten” zwischen den beiden Sprachen für unsere Kinder kein Problem mehr ist. Das ist in unserem Haus ganz natürlich“, unterstreicht Marian. „Selbstverständlich vermischen die Kinder am Anfang die Sprachen. Oder antworten auf die in Deutsch gestellte Frage auf Polnisch, doch wir sind beide zweisprachig und das ist kein Problem für uns. Wir wissen, dass die Kenntnisse beider Sprachen im heutigen Leben sehr vom Vorteil sind. Wir sorgen dafür, dass beide Sprachen in ihrem Alltag vertreten sind.”

Ania und Marian sind konsequent. Die Mutter spricht mit den Mädchen Deutsch auch z.B. beim Arzt oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln. - „Es ist noch nie vorgekommen, dass jemand etwas bemerkt oder uns kritisiert hätte. Eine Ärztin fragte mal, ob die Kinder auch Polnisch verstehen. Sie konnte sich aber gleich selbst davon überzeugen. Doch an dieser Frage war nichts Negatives. Die Situation hat eher ihr Interesse geweckt“, sagt die Mutter der beiden Mädchen. „Für Menschen, die selbst mal im Ausland lebten, stellt unsere zweisprachige Erziehung kein Problem dar. Wenn wir erwarten, dass jemand auf die deutsche Sprache negativ reagieren könnte, und in unserem Umfeld haben wir dieses Bewusstsein, bemühen wir uns, nicht aufzufallen“, fügt der Vater hinzu.

Frau Anna bemerkt, dass sich dieses zu Hause gesprochene Deutsch mit dem Deutschunterricht im Kindergarten überschneidet, obwohl die Kindergartenkinder untereinander gewöhnlich Polnisch sprechen. Das führt dazu, dass das Kind selbst zu ihr sagt: Mama, sprich jetzt Deutsch mit mir.

„Wenn uns Gäste besuchen, kommen die Kinder wunderbar zurecht, wir sind selbst immer wider erstaunt, wie gut das geht“, sagt Marian. „Das ist sehr wichtig, dass Deutsch nicht nur die Kontaktsprache mit Mama und Papa ist, sondern auch sonst, zum Beispiel im Kindergarten oder eben in Kontakten mit deutschsprachigen Gästen verwendet wird. Wir bemühen uns außerdem, dass im täglichen Morgen- und Abendgebet - welches vom Polnischen dominiert wird - auch Deutsch auftaucht. Wir hoffen, dass es den Kindern in der Zukunft einen erweiterten Blick auf die Welt ermöglicht.”
Über ihre eigenen Erfahrungen mit der zweisprachigen Kindererziehung sprachen mit den Eltern Sabine Haake, Konsulin der Bundesrepublik in Oppeln, deren Kinder mit Deutsch und Englisch aufgewachsen ist (ihr Mann ist Kanadier) sowie Frau Domnika Rotthaler - Polin aus München, Bloggerin zum Thema zweisprachige Kindererziehung. Die Diskussion moderierte Waldemar Gielzok, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bildungsgesellschaft.
„Man muss Konsequenz und Kraft in sich finden“ - schreibt Dominika Rotthaler in ihrem Blog - sie schlägt vor, zu dem Kind von Anfang an, also seit der Schwangerschaft und den ersten Lebensmonaten die Sprache zu sprechen und Kontakt zu anderen Landsleuten zu suchen. „Ich fühle mich manchmal unwohl, wenn ich zu meinem Sohn Polnisch spreche und der Nachbar, die Frau an der Kasse oder jemand anderer, der kein Polnisch spricht, nebenan steht. Doch ich gebe mir Mühe, mir keine Gedanken darüber zu machen und in manchen Fällen, wenn der Gesprächspartner einen verwunderten Gesichtsausdruck hat, erkläre ich ihm, was ich zu meinem Sohn gesagt habe oder rechne damit, dass es aus dem Kontext verständlich wird. Weil das Erlernen einer Sprache ein Prozess ist, welcher das ganze Leben lang andauert, lohnt es sich eine Sprache zu gebrauchen, auch wenn das Kind deutlich älter und bereits in der Lage ist, beide Sprachen zu unterscheiden und bewusst einzusetzen. Es ist wichtig, dass es beide eigenständige Sprachsysteme voneinander unterscheiden kann und daher lohnt es sich, es darauf hinzuweisen, dass es mit der Mutter beispielweise Polnisch und mit dem Vater Deutsch gesprochen wird, oder dass die Kindergärtnerin andere Sprache spricht als die Großmutter und der Großvater in Polen“.

Sabine Haake machte darauf aufmerksam, dass es wichtig ist, den Kontakt mit der deutschen Sprache nicht nur zu Hause zu haben, sondern auch im gesellschaftlichen Alltag, in den Situationen, in denen das Deutsche eine lebendige Kommunikationssprache ist. Sie ermunterte die bei dem Treffen anwesenden Eltern dazu, z.B. in den Ferien nach Deutschland zu reisen. „Damit das Kind eine Oma und einen Opa erleben kann, die im Alltag Deutsch sprechen. Damit sie einen Haushalt erleben können, dessen Gäste Deutsch sprechen und in dem deutschsprachige Fernsehsendungen gesehen werden“.

Die Eltern fragten, was besser ist: Mit den Kindern von Beginn an Deutsch zu sprechen, auch wenn man Sprachfehler dabei macht, oder lieber zu warten, bis die Schule die Aufgabe des Deutschunterrichts übernimmt? Die Gäste sprachen sich dafür ein, zu versuchen, das Kind von Anfang an zweisprachig zu erziehen. Je schneller das Kind die beiden Sprachen annimmt, umso größer wird der Erfolg sein, und die Schule wird dann die Aufgabe haben, die Sprachfehler zu beseitigen.

„Es ist wichtig, dass beide Sprachen ein etwa gleiches Gewicht im Alltag haben“, unterstrich Sabine Haake. „Und wir müssen konsequent bleiben. Wenn das Kind darum bittet, seine Hausaufgaben in Deutsch zu überprüfen, dann ist nichts wichtiger. Auch wenn ich lieber auf der Couch sitzen bleiben möchte oder viel zu tun habe. Ich lege in dem Moment alles weg. Damit es klar ist, dass es wichtig ist. Auch für mich selbst.”

Gabriela und Bernard Gnilka sind nach Sakrau aus Oberglogau gekommen und mit ihnen ihre Kinder Aleksander, Oliver und Florian.

„Als die Kinder in den Kindergarten kamen, konnten sie kein Polnisch sprechen, obwohl sie es verstanden haben“, sagt Frau Gabriela. „Nach einigen Wochen haben sie sich an das Polnische gewöhnt und diese Sprache wurde mit der Zeit immer stärker, obwohl wir zu Hause immer noch Deutsch gesprochen haben“, fügt Herr Bernard hinzu. „Meine Eltern haben die deutsche Sprache an uns weiter gegeben und wir setzen es fort.”

Die Eheleute Gnilka haben keinen Zweifel daran, dass die zweisprachige Kindererziehung wertvoll ist. „Wir haben starke familiäre Bindungen mit Deutschland. Die Kinder fahren in den Ferien und zum Schüleraustausch nach Deutschland und können sich dort überall verständigen. Nicht zu vergessen ist es auch, dass ein Mensch mit Deutschkenntnissen potenziell 100 Mio. Menschen mehr hat, mit denen er sprechen kann. Dank der Deutschkenntnisse fällt es ihnen leichter, Englisch zu lernen. Jede neue Sprache ist wie ein neues Leben”.

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