Zwei Herren Elsner auf Kalinowitz

prof. Joanna Roztropowicz
Dank der Familie Elsner wurde Kalinowitz im 19. Jahrhundert die Wiege der Zucht von neuen Kartoffelsorten.

Herr von Elsner aus Kalinowitz war ein kluger, überaus belesener Mann, man konnte sehr viel von ihm lernen.

Wir haben bald angefangen Gespräche über Gärtnerei, Philosophie, genauer gesagt, er hat erzählt und ich habe zugeschaut und zugehört. Er hatte eine reich ausgestattete Bibliothek.

Gleich nach unserem ersten Treffen hat er begonnen, mich mit guter Literatur auszustatten. Ihm habe ich zu verdanken, dass ich Die Geschichte Englands von Buckley, Die Entstehung der Arten von Darwin und Geschichts- und Reisebücher gelesen habe - er hat mir quasi beigebracht aus Lesen ernster Literatur Vergnügen zu schöpfen.

So beschrieb die in Deschowitz lebende Gräfin Valeska Bethusy-Huc in ihren Erinnerungen den Landgutsbesitzer in Kalinowitz Martin Elsner von Gronow. Sie lernte ihn kurz nach ihrem Umzug nach Deschowitz, also um das Jahr 1868, kennen.

Man muss gestehen, dass die Notiz der Gräfin enttäuscht. Wusste sie vielleicht nicht, wer ihr neuer Bekannter ist? Womit befasste er sich in seinem Kallinowitzer Gutshof? Was hat sein Vater vollbracht?

Die Elsners aus Kalinowitz waren keine gewöhnlichen Landgutsbesitzer, wie es sie in der Gegend recht viele gab. Fachzeitschriften, die sich mit der Geschichte der Kartoffel befassen, behaupten einstimmig, dass man das am Fuße des St. Annabergs liegende Kalinowitz als die europäische Wiege der Kartoffelzucht betrachten sollte.

Dies geschah eben aufgrund der Tätigkeit der Elsters, des Vaters und des Sohnes, die in der Zucht von neuen Sorten dieser Pflanze große Erfolge erzielt haben*.

Sie stammten von einem alten tschechischen Adelsgeschlecht Howora ab. Nach der Schlacht am Weißen Berg im Jahr 1620 sind sie nach Polen ausgewandert und haben sich in Leszno niedergelassen. Ihre Anwesenheit in Oberschlesien wird auf Mitte des 18. Jahrhunderts datiert. Sie haben hier wichtige Funktionen in der Staatsverwaltung gehabt.

Den Anfang für die Entwicklung der Kartoffelzucht in Schlesien machte der 1786 in Tarnowitz geborene Wilhelm Ferdinand Elsner. Er war der älteste Sohn seiner Eltern Ferdinand und Julia Elsner. Der Vater war Gerichtsrat und Notar in Gleiwitz.

Wilhelm trat am Anfang in die Fußstapfen des Vaters und fing seine Karriere als Bergrichter an und war danach als Landschaftssyndikus. Eine Wende in seinem Leben kam in der Zeit der Befreiungskriege. Damals legte er die Beamtenkarriere nieder und nahm an dem Krieg gegen Napoleon im Rang des Hauptmannes teil. Gustav Freytag, der berühmte Schriftsteller aus Kreuzburg, hat ihn sogar in einem seiner Werke Bilder aus der deutschen Vergangenheit verewigt.

Er stellte Wilhelm Elsner als Muster eines Patrioten dar. Wilhelm hat nämlich auf eigene Kosten vier Schützen ausgestattet und zog in den Krieg gegen Napoleon. In der Schlacht bei Waterloo wurde er verletzt. Im Jahr 1818 kaufte er ein Landgut in Kallinowitz und zusätzlich ein großes Stück Land in Dombrowa im Kreis Groß Strehlitz.

Der letzte Besitzer von Kalinowitz, Wilhelm von Blacha der Wirtschaft kaum Beachtung geschenkt, denn fünf sechstel der Böden lag brach. Wilhelm Ferdinand musste viel Einsatz leisten, um das öde Land in Ackerland umzuwandeln. Bald brachten Arbeit und Eigensinn die erwarteten Früchte: die Landwirtschaft in Kalinowitz blühte und ihr Besitzer überraschte seine Angestellten mit immer neueren Innovationen.

Während der Napoleonischen Kriege lernte Elsner in Frankreich eine Futterpflanze, eine Art von Klee kennen, die in Schlesien nicht bekannt war. Er machte ein Experiment und baute diese Pflanze in Kalinowitz mit Erfolg an.

Als Stoppelfrucht säte er am Gut Raps an, aus dem Öl in der eigenen Werkstatt gepresst wurde. Die Rapsstängel verwendete er als Dünger. Wilhelm Ferdinand gilt als der Vorläufer der künstlichen Düngung: um die Ackerqualität zu steigern, ließ er das Feld mit Gips und Seifeabfällen düngen.

Seine größte Errungenschaft ist die Aufzucht von neuen Kartoffelsorten, die gegen eine damalige Seuche immun waren. Um das Jahr 1840, schaffte er es mithilfe eigener Methoden und großen Mengen von Sämlingen eine Kartoffelsorte zu züchten, die sehr schmackhaft war. Sie bekam den Namen "Elsners Sämlinge".

Diese Sorte hat sich rasch in ganz Europa verbreitet und Kalinowitz bekam den Namen "der Kartoffelhauptstadt". Die Landwirtschaftslehrbücher geben auch an, dass Wilhelm Elsner eine Art von verbesserter Gerste mit den Namen "Kalinagerste" in Kalinowitz gezüchtet hat.

Wilhelm Ferdinand Elsner war ein leidenschaftlicher Schafzüchter. Er fütterte sie u.a. mit Rapstrester. Er führte Stammbaum der gezüchteten Schafe, um beste Ergebnisse zu erzielen. Darin war er auch erfolgreich, denn seine Schafe waren sehr bekannt.

Um das Portrait des Herrn von Kalinowitz zu vervollständigen, muss man hinzufügen, dass er im Jahr 1836 in Tarnowitz die erste Zementfabrik in Preußen gegründet hatte. Er war auch politisch engagiert und Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. Er starb am 6. April 1848 in Kalinowitz und wurde im Kalinowitzer Schlosspark beigesetzt.

Nach seinem Tod hat das Gut sein im Jahr 1817 in Gleiwitz geborener Sohn Martin übernommen. In der Heimatstadt besuchte er das Realgymnasium, dann setzte er seine Ausbildung in Berlin fort, wohin seine Mutter mit den Kindern auf der Flucht vor der damals in Schlesien herrschenden Choleraepidemie flieh. In Berlin studierte er Naturwissenschaften und Jura.

Vom Jahr 1841 an machte er sich an der Seite seines Vaters in Kalinowitz mit der Leitung der Landwirtschaft vertraut. Nach zwei Jahren Praktikums kaufte er ein Landgut in Ober-Hayduck bei Beuthen. Nach dem Tod des Vaters ließ er sich in Kalinowitz nieder und führte er die Landwirtschaft. In seiner Zeit erlebte sie ihre Blütezeit.

Außer den 300 Morgen Land in Kalinowitz gehörte dazu noch viel angepachtetes Land dazu. Martin Elsner hat vor allem die Schafzucht entwickelt - die Herde zählte etwa 11 Tausend Stück.

Martin Elsner wurde auch als Pflanzenzüchter bekannt. Er hatte eine wunderbare Kartoffelsorte gezüchtet mit den Namen Hovora (diesen Namen trug das tschechische Adelsgeschlecht). Diese hochgeschätzte Sorte hat sich schnell verbreitet; vor allem wurde es in der Brennerei angewendet.

Der neue Besitzer der Güter in Kalinowitz hat auch mit Leidenschaft Obstbäume gezüchtet. Sein großer Erfolg war u.a. die Aufzucht von neuen Apfelsorten, die auch heute angebaut werden und beliebt sind.

Eine von den neunen Sorten nannte Martin Elsner mit dem Namen seines Vaters "Wilhelm", die zweite Sorte Äpfel hieß "Elsner von Gronow". Dieser Name knüpft an ein für Martin wichtiges Ereignis: am 15. September 1852 wurde er einen preußischen Adelstitel und trug seitdem den Namen Elsner von Gronow.

Ähnlich, wie seine Vorfahren engagierte sich Martin Elsner von Gronow sich in der Politik und im gesellschaftlichen Bereich. Gleich nach der Übernahme des Guts in Ober Hayduck gründete er den Beuthener landwirtschaftlichen Verein. Im Jahr 1850 wurde er Landrat und Landtagsabgeordneter, nach vier Jahren war er Mitglied im Provinzlandtag und 1855 wurde er Abgeordneter des Preußischen Landtags.

Er starb am 18. Juni 1886 und wurde im Schlosspark in Kalinowitz in der Familiengruft beigesetzt.

Die Tätigkeit der Familie Elsner in Kalinowitz hinterließ Spuren; es sind die Bäume, die um die Residenz im Park gepflanzt wurden und bis dahin in unseren Breiten nicht bekannt waren. Darunter sind auch essbare Kastanien.

Angeblich haben sich diese Kastanien sehr gut entwickelt und haben trotzt den schwierigen Klimabedingungen sogar Früchte getragen; entsprechend von den Schlossküche vorbereitet, wurden sie zur Delikatesse, die den Gästen von den Hausherren gereicht wurden.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie in: P. Rostropowicz, "Lubowitzer Jahrbuch" V (2007).

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