Joseph Pache. Der vergessene Musiker aus Friedland O.S.

archiwum autorki
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Unter den zahlreichen Freunden der Gräfin Valeska von Bethusy-Huc befand sich Joseph Pache, ein hervorragender amerikanischer Komponist und Dirigent.

Er war eine bunte und herausragende Persönlichkeit. In ihren Erinnerungen beschreibt die Gräfin, wie sie sich kennen gelernt haben und dann Freundschaft geschlossen haben.

"In dieser Zeit habe ich Oberschlesische Dorfgeschichten herausgegeben, und eine amerikanische Zeitung, wie es selten der Fall ist, hat meine Novelle "Hochwürden" abgedruckt.

Eines Tages erhielt ich einen Brief aus Baltimore, in dem ein Professor, Joseph Pache schreibt, dass er in dieser Novelle seine eigenen Gefühle und Gedanken, seine Erlebnisse wiederentdeckt hat und er mir davon berichten möchte.

"Ich war nämlich auch einst so ein oberschlesischer Bauernsohn, wie Ihr Hochwürden - schrieb er - und wenn ich nun in das heimatliche Friedland als amerikanischer Professor zurückkehre, erlebe ich auch solche Abenteuer...

Ich war sehr angetan, als ich es gelesen habe; Ich antwortete ihm und fragte, wie es dazu kam, dass ein Bauernsohn aus Oberschlesien zum Professor in Amerika wurde. Er schrieb mir darüber in seinem nächsten Brief und fügte hinzu, dass er im kommenden Jahr wieder die Gräber seiner Eltern in Friedland besuchen möchte. Ich habe ihn natürlich zu uns nach Deschowitz eingeladen und seitdem war er jedes Jahr bei uns zu Gast bis zu dem Zeitpunkt, als wir unser Dorf verließen.

Joseph Pache scheint bei uns vergessen zu sein. Sein Name wird nicht mal in Lexika der schlesischen Musiker vermerkt. Wer war dieser geheimnisvolle amerikanische Professor, der aus Friedland O.S. stammte?

Die Szenerie der angeführten Novelle bildet die Residenz eines jungen Aristokraten und ein umfangreiches Gut. In einem Sommer tauchte in dem Dorf ein Priester auf, der Dorfpfarrer werden sollte. Er wohnte beim Gutsherren, weil die Renovierung des Gebäudes der Pfarrei noch nicht beendet war.

Das Schlosspersonal zeigte dem Priester gegenüber höchsten Respekt. Die junge Schwester des Gutsbesitzers verneigte sich vor ihm von weitem und küsste mit Achtung seine Hand.

Das Leben auf dem Schloss wurde an die Wünsche des Gastes angepasst, die deren Bedürfnisse zu entziffern wussten. Als der Pfarrer im Garten spazierte und in seinem Brevier las, verneigte sich der Gärtner vor weitem und nahm seine Kopfbedeckung ab.

Er kannte ihn als ein kleines, barfüßiges und hungriges Kind. Er wusste, dass er Gänse hütete. Die Familie des Jungen wurde von Armut geplagt. Pfarrer Dekan kümmerte sich um ihn und schickte ihn in die Schulen und der ehrgeizige Junge hat die Chance, die ihm das gute Schicksal gebracht hatte, vollkommen genutzt.

Mit harter Arbeit und Ausdauer hat er den Höhepunkt seiner Möglichkeiten erreicht. Im Studium schloss er Freundschaft mit dem Sohn des Gutsbesitzers, der die gleiche Universität besuchte. Die erhaltene Ausbildung, das eingeborene Talent und der gute Charakter öffneten ihm breit die Türen zu den Häusern des Hochadels, wo er seiner gleich behandelt wurde.

Der Pfarrer hatte in der Gegend Geschwister, sehr einfache Menschen. Sie arbeiten auf dem Gut des Herren. Die Schwägerin ist das "Kuhmädchen", sie freut sich, dass sie bald zum Stallmädchen befördert wird, weil die jetzige ein entsprechendes Alter erreicht hatte.

Sie wohnt mit ihrem Mann in einer Stube, gemeinsam mit dem alten Vater. Doch sie will die Stube gegen eine größere Wohnung nicht tauschen, welche der Schwager-Pfarrer bezahlen möchte nicht ändern, denn ihre Eltern lebten auch so, alle in einer Stube! Und sie waren so glücklich!

Und das der Vater Zeuge der abendlichen Vergnügen des jungen Paares ist? Was ist schon dabei, ihre Eltern haben doch das gleiche gemacht, sie kann sich noch daran erinnern, obwohl sie ein Kind war!

Als der Geistliche vor hat, zu Fuß zum Bahnhof zu gehen, gelingt es nur schwer den Gutsbesitzer davor zu überzeugen, dass er seine Kutsche nicht nehmen kann, weil er seinen Bruder treffen möchte, der täglich einen langen Weg zur Fabrik durchquert, wo er als Arbeiter beschäftigt ist.

Dem Bruder macht er einen Vorschlag, dass er für ihn eine Wohnung in der Nähe der Fabrik mieten wird. Der Bruder nimmt das Angebot nicht an, weil "er sich sehr glücklich fühlt, wenn er nachts zu seiner geliebten Frau zurückkehren kann".

Den zweiten Bruder verjagte die Armut nach Amerika. Der dritte kommt nur mit größter Mühe über die Runden. Die Geschwister schauen anbetungsvoll den Bruder an und statt ihn mit seinem Namen anzusprechen, wenden sie sich achtungsvoll mit "Hochwürden" an ihn.

Die Novelle der Deschowitzer Gräfin lässt vermuten, wie der Lebensweg des Professors aus Amerika war, und die Informationen aus den amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften ergänzen sein Portrait.

Joseph Pache, der in den Vereinigten Staaten den Namen Joe gebrauchte, wurde 1861 im heutigen Korfantów geboren. Wir können vermuten, dass er aus einer einfachen Familie stammte, seine Eltern hatten höchstwahrscheinlich eine Landwirtschaft. Wahrscheinlich mithilfe irgendeiner Person, die das Talent des Jungen gesehen hatte, konnte Joseph Pache die Schulen besuchen.

Wie er in den Briefen aus den Vereinigten Staaten an Gräfin Valeska Bethusy-Huc schrieb, hat er alles alleine geschafft und aus eigener Kraft erreichte er eine hohe Position in der Welt der Musik. Leider ist die Korrespondenz der Gräfin schwer zugänglich. Wir müssen als auf Informationen aus deren Erinnerungen basieren.

Wir erfahren also, dass er seine Musikkarriere im Konservatorium in Berlin begonnen hatte. Als dessen Filiale in New York gegründet wurde, ging er dort im Jahr 1890. Zwei Jahre später lernte er Otto Sutro kennen, den Begründer der Baltimore Oratorio Society.

Als der bisherige Direktor Fritz Frinke nach Deutschland zurückkehrte, schlug Sutro Joseph Pache diese Stelle an. Pache lebte damals in Baltimore, wo er 32 Jahre lang Dirigent der Baltimore Oratorio Society war (Chorverein in Baltimore).

Gleichzeitig gründete er Women's Philharmonic Society (einen philharmonischen Frauenverein) und Oratorio Society of York (Oratorischer Verein in New York) und leitete sieben Jahre lang beide Gruppen.

Als im Jahr 1924 die Baltimore Oratorio Society aufgelöst wurde, arbeitete Joseph Pache als Dirigent vorwiegend mit Choir Invisibile, einem Chor aus Washington mit fast 40 Mitgliedern. Gleichzeitig war er Professor für Vokal in Baltimore, Washington und in Annapolis.

Seine schlesische Heimat besuchte er jedes Jahr und verbrachte mindestens einen Monat seiner Ferien im Deschowitzer Gut. Als die Grafen das Vermögen verkauften und nach Breslau gingen, war er jedes Jahr oder sogar öfters bei ihnen zu Gast in der Eichendorffstrasse.

Er weilte in Breslau insbesondere in der Zeit von Musikveranstaltungen. Wie man den Notizen der Gräfin entnehmen kann, war sie seine Vertraute. "Seine Erzählungen inspirierten mich das Buch Maud, Geschichte einer Ehe zu schreiben, weil ich meine Erlebnisse und Beobachtungen meistens in Novellen und Erzählungen umgewandelt habe" - lesen wir in den Erinnerungen.

Joseph Pache war kein gewöhnlicher Mensch. Der amerikanischer Autor Spence Watson beschrieb in seinem Buch, und machte ihn zu einem der Helden des berühmten Musicals "Bessie Darling", welcher auf Fakten basierte.

Die schöne Bessie war Begleiterin und persönliche Sekretärin von Joseph Pache. Die beiden verband wahrscheinlich etwas mehr als nur das Berufsleben, weil man den Akten einer Gerichtsverhandlung entnehmen kann, dass sie ein gemeinsames Anwesen hatten, wo ein Mann infolge eines Brückeneinsturzes Schaden erlitten hatte und eine Entschädigung in Höhe von 15 Tausend Dollar verlangte.

Nach dem Tod von Joseph Pache hat sich die schöne Sekretärin mit dem Verkauf seines Vermögens beschäftigt, obwohl er in Deutschland eine Ehefrau, Kinder und andere Verwandte hatte.

Danach hat die 48-jährige Bessie eine Beziehung mit einem 62-jährigen Mann, welcher sie der Untreue bezichtigte und sie in der Halloween-Nacht im Jahr 1933 mit einem Pistolenschuss tötete. Das Musical, welches an diese Ereignisse anknüpft wird immer noch mit Erfolg aufgeführt.

Joseph Pache vestarb am 7. Dezember 1926 in Maryland in den USA an einem Herzinfarkt. Er war nicht nur ein berühmter Dirigent, sondern auch Schöpfer von Symphonien und Autor von Melodien zu vielen Liedern, insbesondere von solchen bekannten deutschen Poeten, wie Heinrich Heine, Theodor Storm, Eduard Mörike.

Er hat auch als Komponist viele Volkslieder vertont. Seine Werke werden immer noch gespielt.

Die Novelle von Valeska Bethusy-Huc kann man in der polnischen Version der zweisprachigen Quartalschrift "Geschichte-Kultur-Literatur - -Eichendorff-Hefte" Nr. 40 finden.

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