Rudolf Knietsch, ein genialer Chemiker aus Oppeln

Redakcja
Rudolf Knietsch
Rudolf Knietsch
Er bearbeitete die technische Verflüssigung von Chlor, entwickelte das Kontaktverfahren zur industriellen Synthese von Schwefelsäure, stellte das synthetischen Indigo her und... wurde zum Held eines populären Romans.

Am 13. Dezember 1853 wurde in Oppeln in der Familie des Schmiedemeisters Franz Knietsch und seiner Frau Johanna geb. Schwarzer ein Junge geboren, der auf die Namen Rudolf Theophil Josef getauft wurde.

Die Familie war wohlhabend, die Schmiede sicherte ein gutes Einkommen. Der Vater starb, als Rudolf vier Jahre alt war und wurde von seiner Mutter und dem älteren Bruder erzogen.

Vier Jahre lang besuchte er die Pfarrschule, welche sich in der Nikolaistrasse (heutige Książąt Opolskich) befand. Danach ging er auf das Königlich-Preußische Burggymnasium, welches in einem prunkvollem Gebäude in der Karlstrasse (heute ul. Osmańczyka)seinen Sitz hatte.

Wie Rudolf später erzählte, ging er sehr ungern zur Schule und wurde von Mutter und Bruder “mit Gewalt hingeschleppt". Kein Wunder. In der Schule wurde Latein und Griechisch unterrichtet, Fächer, die den jungen Knietsch gar nicht interessierten.

Er wollte lieber Uhren auseinander schrauben, Maschinen bauen, die Geheimnisse von verschiedenen Mechanismen ergründen. Daher hat er mit 13 Jahren diese Schule ohne Abschlusszeugnis verlassen. Er begann als Schlosser zu arbeiten und machte die Gesellenprüfung. Auf Anraten seines Schwagers Rudolf Kochalski, eines Bahnarbeiters fing er an in der Zentralwerkstatt der Eisenbahn in Breslau zu arbeiten.

Die Eisenbahnlinie lag am rechten Oderufer und verlief von Breslau über Kreuzburg nach Tarnowitz. Knietsch arbeitete dort ein Jahr und erkannte, dass es keine Arbeit für ihn war. Er wollte sein ganzes Leben lang kein Handwerker bleiben.

Ab Oktober des Jahres 1871 besuchte er eine Gewerbeschule in Brieg. Dort hat man ihm Physik und Chemie und neuere Sprachen beigebracht. Im Februar 1873 verließ er die Schule mit bestem Zeugnis und schrieb sich an die Königliche Gewerbeschule zu Gleiwitz ein. In Juli 1875 machte er sein Abschlussexamen und bestand die schriftlichen Prüfungen. Seine Noten waren so gut, dass er von mündlichen Prüfungen befreit wurde.

Das Zeugnis erlaubte ihm an die Gewerbe-Akademie nach Berlin zu gehen, welche vier Jahre später in die Technische Hochschule umstrukturiert wurde. Dort studierte er Chemie und Hüttenkunde. Sein Lehrerexamen behandelte die Bestimmung von Dampfdichten der Körper.

Nach dem Studium begann er im Labor für organische Chemie beim Professor Liebermann zu arbeiten. Im Sommer 1880 untersuchte er Bestandteile der Rinde von Kastanienbäumen.

Die Untersuchungsergebnisse bildeten die Grundlage für seine Doktorarbeit zum Thema Äsculin und seine Derivate. Den Doktortitel erlangte er im Jahr 1881 in Jena und widmete die Arbeit seinem Schwager Rudolf Kochalski als Dank für seine Unterstützung während des Studiums.

Bald darauf bekam Knietsch eine Arbeit in der Farbenfabrik in Basel, die zur Handelsgesellschaft Bindschelder und Busch gehörte. Hier arbeitete er zum ersten Mal mit dem Farbstoff Indigo. Der Laborchef Professor Gnehm beauftragte ihn mit der Produktion des Farbstoffs Indigo. Rudolf Knietsch hatte seine Aufgabe wunderbar gelöst.

Es war sein erster Erfolg. Es kam leider zu Meinungsunterschieden zwischen dem ehrgeizigen jungen Forscher und dem Professor. Dochschon bald darauf, im Jahr 1884, kaufte die Badische Anilin- und Sodafabrik den von Knietsch entwickelten Technologieprozess und beauftragte den jungen Chemiker mit der Instandsetzung der Produktion.

Rudolf Knietsch zögerte nicht lange und nahm die Arbeit in der Badischen Fabrik in Ludwigshafen an. Die Produkte der Fabrik waren sehr begehrt, die Textilindustrie brauchte jede Menge davon, also fehlte es nicht an Geldmitteln für Forschungszwecke und Experimente. Knietsch hatte hier alle Möglichkeiten sein chemisches und technisches Talent zu entfalten.

Die Geschichte der Wissenschaft vermerkte ihn als einen Wissenschaftler, der in drei Bereichen wichtige Methoden entwickelt hat. Die erste war die technische Verflüssigung von Chlor, die er im Jahr 1888 zum Patent anmeldete. Von diesem Zeitpunkt an, konnte Chlor dank seiner Erfindung leichter gelagert, verarbeitet und transportiert werden. Als nächstes erfand Knietsch ein Verfahren zur Herstellung von Schwefelsäure, die nach seinem Namen benannt wurde und bis heute in der ganzen Welt angewendet wird.

Die Vorrichtungen zur Massenherstellung wurde das erste Mal im Jahr 1890 in Betrieb genommen und funktioniert bis heute. Millionen Tonnen von Schwefelsäure werden nach der Methode des Oppelners produziert. Die dritte wichtige Erfindung unseres Landmannes war die Methode zur Produktion des synthetischen Farbstoffes Indigo.

Die Arbeiten daran dauerten 17 Jahre lang. Sie erlaubten die zur Färbung verwendete blaue pflanzliche Substanz, welche aus Indien importiert wurde mit dem viel billigerem synthetischen Indigo zu ersetzen.

Seine wissenschaftlichen Erfolge brachten Rudolf Knietsch Ruhm und Anerkennung. Im Jahr 1904 verlieh ihm der Verein Deutscher Chemiker die Justus-von-Liebig-Medaille. Im nächsten Jahr verlieh ihm die Technische Hochschule in Dresden die Ehrendoktorwürde.

Doch die wichtigste Würdigung des Wissenschaftlers aus Oppeln erfolgte mit der Erscheinung des Buches “Anilin" von Karl Schenzinger. Dieser Roman beschreibt die Geschichte der wichtigsten Entdeckung im Bereich Chemie. Knietsch wird neben Robert Koch zu einem der Helden dieses berühmten Buches.

Der Roman war unwahrscheinlich beliebt und wurde mehrmals vor dem Zweiten Welkrieg und auch danach in überarbeiteten Form herausgegeben. Im Jahr 1951 wurde das Buch in einer Auflage von 1 600 000 Exemplaren herausgegeben und bis 1975 sieben Mal neuafgelegt.

Es wäre aber ein grosser Fehler anzunehmen, dass Knietsch so war, wie es in dem Roman beschrieben wird. Der Autor lies da Fantasie freien Lauf und baute Episoden ein, die der Familie des Wissenschaftlers unbekannt sind. Er schreibt z.B., dass Knietsch im Studium in einer Schlosserwerkstatt gearbeitet hatte, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Ein mehr glaubhaftes Bild des Wissenschaftlers liefern die Berichte seiner Freunde. Er hatte einen starken Charakter, war ein hartnäckiger und sehr sturer Mensch. Er soll impulsiv gewesen sein, sehr gesellig, lachte viel und war meistens gut gelaunt. Es passierte nicht selten, dass er in Gesellschaft ein Gespräch unterbrach und auf Zetteln seine Gedanken aufschrieb, die ihm zum aktuell untersuchten Thema kamen. Er wanderte und jagte gerne, mochte Schwimmen und Gymnastik. Er interessierte sich auch für Astronomie. Knietsch hatte ein Fernrohr und beobachtete nachts oft die Sterne.
Er widmete seiner Familie viel Zeit. Im Jahr 1887 heiratete er Maria Elisabeth Mülhäusser, mit der er fünf Kinder hatte. Es war eine sehr glückliche Ehe.

Rudolf Knietsch starb am 28. Mai 1906 in Ludwigshafen im Alter von nur 51 Jahren, zu einem Zeitpunkt, als er von allen Seiten viel Anerkennung erhielt. Im Winter 1904/1905 erkältete er sich und dann erkrankte wiederholt im Winter darauf.

Seitdem hat sich sein Gesundheitszustand ständig verschlechtert. Sein Freund Raschig schrieb in der Todesanzeige von Knietsch, dass er angesichts des bevorstehenden Todes, alles erledigt hatte und von seinen Freunden Abschied nahm und dann beobachtete, was mit ihm passiert. “…und so als ob er in einem Labor wäre, informierte er genau die Ärzte darüber, was ein Mensch fühlt, wenn er stirbt".

Sein Grab befindet sich auf dem Bergfriedhof in Heidelberg. Das Grabmal zeigt die lebensgroße Bronze eines Jünglings in der ikonographischen Tradition des antiken Todesgenius, mit einer Lebens Fackel in der linken und den Lorbeerkranz in der rechten Hand. Im Jahr 1961 wurde eine Straße in Ludwigshafen nach dem Wissenschaftler benannt.

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