Schriftstellerin der Armen und Einsamen

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Persönlichkeit. Hertha Pohl, eine einfache Arbeiterin aus Krappitz hat literarische Karriere gemacht. Ihre Prosa wurde nicht nur in Schlesien gerne gelesen.

Neben mir saß Hertha Pohl, eine arme Näherin aus Krappitz. Sie war in Gedanken vertieft und schwieg. Ihre Haare trug sie ganz schlicht, zusammengeflochten in einen traditionellen oberschlesischen Knoten. Auf dem Kopf ein altmodischer Hut, bedrücktes Gesicht, herabgelassene Augen. Ihre abgearbeiteten Hände ruhten auf den Knien. Sie hörte die poetischen Worte über den feudalen Baron aus Lubowitz. Solche Erinnerungen an das Treffen mit der Dichterin aus Krappitz behielt der Oppelner Literat der Vorkriegszeit Alfons Hayduk. Er begegnete ihr bei einem Vortrag von Hermann Stehr.

Sie wurde 1889 geboren. Letztens wurde eine Geburtsurkunde von Hertha Pohl gefunden aus der hervorgeht, dass sie in Zywodschütz bei Krappitz geboren wurde. Es war wohl ein Zufall, weil die Eltern oft umgezogen sind. Als Kind lebte sie in Krappitz.

Die künftige Dichterin, welche über das schwere schlesische Los schrieb lebte seit ihrer Kindheit unter schweren Bedingungen. Sie erzählt oft von ihrer oft müden und von der Not bedrückten Mutter. Der Vater war ein einfacher Maler. Abends bastelte er oft Spielzeug für seine Kinder und malte mit ihnen recht schöne Bilder, doch er konnte von seiner Arbeit mit Mühe die Familie ernähren. Die kränkliche Mutter hat Nachhilfeunterricht gegeben. Um die Kinder kümmerte sich die Großmutter. Und von ihr bekam Hertha Märchen und Erzählungen aus ihrer Jugendzeit schön erzählt.

Nach dem Abschluss der Grundschule schickten sie die Eltern trotzt ihrer Armut nach Breslau. Sie sollte ihre Ausbildung mit der Betreuung einer blinden Frau verbinden. Sie konnte das Heimweh nicht überwinden und kam schnell in das heimische Krappitz zurück. In den kommenden Jahren arbeitete sie als Kopistin von Strickmustern in der Teppichfabrik vor Ort. Erst als sie volljährig wurde, ging sie nach Berlin. Verwandte haben ihr geholfen eine Beschäftigung als Näherin zu finden.
Sie arbeitete, wie alle in ihrem Umkreis täglich zehn Stunden. Doch sie führte damals ein recht glückliches Leben. Sie fand Zeit um ins Theater zu gehen. Für das gesparte Geld kaufte sie Poesie-Bändchen und las klassische Prosa.

Sieben Jahre lang hat sie in einer Blusenschneiderei gearbeitet. Danach fand sie eine Arbeit als Näherin in einer Tapisseriewarenfabrik. Sie begann sich ihre ersten Geschichten auszudenken.
Von einer ihr gegenüber wohlwollenden Dichterin Martha Grosse begann sie in Arbeiterzeitungen Kurzgeschichten zu veröffentlichen.

Im Jahr 1915 kehrte sie nach Krappitz zurück. Ihr Vater war bereits einige Jahre tot und die kranke Mutter war pflegebedürftig. Hertha Pohl nahm keine körperliche Arbeit mehr an und entschied sich mit dem Schreiben Geld zu verdienen.
Die in ihrer Heimatstadt verbrachte Zeit war die aktivste ihres Lebens. Dazu hat vor allem das Umfeld beigetragen: Sie war in Schlesien, unter Menschen mit denen sie verbunden war, umgeben von bekannten Angelegenheiten. Das hat das Schreiben positiv beeinflusst. Es war ihr wohl bewusst, da sie von sich schrieb: Die Saat war im Wachsen und saugte Kraft und Blutwärme aus der Heimaterde...
Die erste Sammlung von Erzählungen "Die klagende Nacht. Oberschlesische Erzählungen" gab sie 1922 heraus. Im demselben Jahr nahm Hertha Pohl an einem Literaturwettbewerb des Herder-Verlags in Freiburg teil. Ihr Roman "Tina Stawiks Ernte" war unter sieben preisgekrönten Texten, was eine recht große Auszeichnung war. Das Buch erschien 1924 im Herder-Verlag.

Im Jahr 1923 sind drei Bücher erschienen - zwei Romane: "Der Weg der Martina Förster", eine stark biographisch geprägte Erzählung über eine in einer Fabrik beschäftigte junge Frau und "Die Bettelgret. Ein Schicksalsbild aus Oberschlesien" sowie eine Sammlung von Erzählungen "Armes Volk".
Im Jahr 1925 erschein in Hildesheim eine weitere Sammlung von Erzählungen "Vom alten Schlag" und zwei Jahre später "Auf der Lebensstrasse. Erzählungen". Im darauffolgenden Jahr erschien die Sammlung "Im Thymian".
Im Jahr 1931 siedelte sie nach Freiburg über. Doch als sie fern von Schlesien lebte, schrieb sie kaum… Aus dieser Zeit stammen u.a. zwei Romane "Der Vorhang fällt" (1933) und "Mir ist recht geschehen" (1934). Ihre Gedichte und Märchen wurden nicht veröffentlicht.
In letzten Lebensjahren musste sie viele Enttäuschungen hinnehmen. Sie war von Krankheit und Existenzängsten geplagt. Sie hatte nie eine eigene Familie, war eine Einzelgängerin, ihr fehlten Freundinnen. Nicht ohne Bedauern und Bitterkeit fand sie sich damit ab, dass ihre einst gern gelesenen Werke, nicht mehr viele Leser finden. Kurz vor ihrem Tod erschein sie letzte Sammlung von Erzählungen "Ich bin der Betroffene".

Was wir der Dichterin aus Krappitz verdanken? Als Schriftstellerin, die aus der Armenschicht stammte, hat Hertha Pohl ihre Empfindsamkeit für die Probleme der armen Leute, die am Rande der Gesellschaft leben mussten beibehalten. Mit großer Anteilnahme beschreibt die Autorin die aus ihrer Kindheit und Jugend vertraute Gestalten. Sie beschreibt verschiedene Verhältnisse zwischen Mann und Frau - der Ehefrau und dem Ehemann, dem verliebten Mädchen und dem Jüngling, dem Vater und der Tochter, der Mutter und dem Sohn.
Der Mann ist bei Pohl oft ein schwacher Charakter, der sich nicht entscheiden kann, oft flüchtigen Gefühlen erliegt oder ein Trinker ist, der seine Familie quält. Man kann sich nicht auf ihn verlassen. Die Arbeiterin Angela Stawik aus der Erzählung "Im Steinbruch" ist schwanger. Ihr Freund Karl, als er davon erfährt, flüchtet in die Arme eines anderen Mädchens, einer Kellnerin in der Kantine. Am Abend sieht Angela, wie die beiden tanzen. Tief verzweifelt versucht sie sich das Leben zu nehmen, was ihre Mutter verhindert.

Nicht nur die Männer sind in ihrer Welt schlecht, auch Frauen sind manchmal schlecht. Nicht selten sind es die Mütter. Eine gierige Frau, die Heldin der Erzählung Das liebe Vieh, kümmert sich um ihre Schweine besser als um ihre Kinder - sie sieht nicht, dass sie erschöpft und immer schwächer sind. Eines von ihnen stirbt, als die Frau im Stall bei dem Schwein steht.
Sie war keine Revolutionärin die gesellschaftliche Veränderung anstrebte. Sie sprach aus der Sichtweise einer Christin, die von ihren Nächsten Mitleid und Verständnis für die Bedürftigen verlangte. Die meisten Helden in ihren Erzählungen und Romanen sind authentisch. Diese Menschen und ihr schweres Los hat die Autorin in ihrem Umfeld aufgegriffen.
Gleichzeitig fällt es schwer in ihren Werken das Bild Oberschlesiens zu finden, das dem Lehrwerk für Geschichte ähnlich wäre. Aufstände, Plebiszit, Teilung Oberschlesiens oder Ursachen für die soziale Lage scheinen sie nicht zu interessieren. Man könnte sie eine apolitische Dichterin nennen. Im Vordergrund stand für sie der Mensch, der wegen Armut, schwerer Arbeit und der eigenen Neigung zum Bösen litt.

Sie hat die Herzen der Oberschlesier ergriffen, die in ihren Werken Inhalte wiederfanden, die ihnen nahe waren. Als sie am 4. Oktober 1954 im Altenheim in Freiburg im Breisgau nach schwerer und langer Krankheit verstorben war, kamen viele vom weit entfernten Orten, um der Schriftstellerin, die als "Dichterin der Armen und Einsamen" bezeichnet wurde, die letzte Ehre zu erweisen.
Sind die Werke von Hertha Pohl auch noch heute aktuell? Ja. Die Dichterin aus Krappitz weist darauf hin, dass in jeder schwierigen Lage am Ende ein Lichtblick kommt, das Gute siegt und über das menschliche Schicksal letztendlich Gott entscheidet.

Das Oberschlesische Eichendorff Kultur- und Begegnungszentrum in Lubowitz hat vor kurzem einen zweisprachigen Band ihrer Erzählungen herausgegeben. Das Buch erschien in der Reihe Perlen der schlesischen Literatur.
Tłum. ELF

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