Atmosphäre der Akzeptanz ist eb enso wichtig wie Minderheitenrechte

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
TSKN
- Eine der aktuellen Herausforderungen ist es, auf eine neue Art und Weise die Generation der Gymnasiasten zu erreichen“, sagt Rafał Bartek, Vorstandsvorsitzender der SKGD in der Woiwodschaft Oppeln.

Unlängst wurden Kreisversammlungen der SKGD durchgeführt. Sie haben informativ sicherlich ihre Rolle erfüllt. Doch bei vielen fehlte eine rege Diskussion über die Lage der Minderheit. Seit Jahren gibt es diese auch nicht bei Jahresversammlungen der Gesellschaft der Deutschen. Beunruhigt Sie das?
Diese Treffen hatten vor allem einen informativen Charakter. Es ist paradox, dass bei der heutigen Menge an Informationen viele Informationen unsere Mitglieder nicht erreichen. Erst beim direkten Treffen werden sich die Menschen über irgendein Thema oder Problem im Klaren. So war es mit der Frage der Änderungen in Bezug auf die Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit; hier geht es insbesondere um Kinder von Eltern, die im 21. Jahrhundert geboren wurden. Die Kreistreffen waren auch eine Gelegenheit, um konkrete Gespräche über die Vergrößerung von Oppeln zu führen. Es hätte wohl mehr Diskussionen geben können. Doch ich finde, dass in verschiedenen Gruppen und bei verschiedenen Treffen der Minderheit – manchmal in kleinen Gruppen – ein solches Brainstorming stattfindet. Eine andere Sache ist – die nicht nur in den Reihen der Minderheit, sondern in der Region und im ganzen Land beobachtet wird – die Schwächung der bürgerlichen Aktivität. Das Interesse, nicht nur für die deutsche, aber auch überhaupt für die Politik und das gesellschaftliche Leben überhaupt, nimmt von Generation zu Generation - ab. Es gibt sicherlich die Notwendigkeit – darauf haben mich unlängst Lehrer aus Leschnitz hingewiesen – nicht nur aktionsweise zu handeln, sondern dass es in der Bildung möglichst viele geplante feste Initiativen gibt.

Wie steht es um die staatlichen, institutionellen Handlungen, die an die Minderheit gerichtet sind? Es scheint, dass deren Finanzierung nicht abnimmt, das Bildungsministerium bezuschusst den Kauf des Lehrbuches „Niko” für Deutsch als Minderheitensprache usw.
Die Minderheit braucht sowohl eine reale, darunter materielle Unterstützung als auch eine Atmosphäre von Akzeptanz. Was den letzteren Aspekt betrifft, ist die Lage sicherlich schlechter als sie mal war. Andererseits lässt sich schwer behaupten, dass sich die reale Situation – ausgenommen das Problem der Vergrößerung von Oppeln – verschlechtert hat. Z.B. die Finanzierung der Bildung oder der Minderheitenprojekte wurde nicht zurückgefahren. Die Finanzierung von „Niko” bedeutet außerdem einen Neustart in der Lehrbuchfrage.

Wie handelt also der Staat – aus der Sicht der deutschen Minderheit?
Immer noch – nicht nur in unserer Aktivität – hängt sehr viel von der Tätigkeit unserer ehrenamtlichen Aktivisten oder vom Engagement der Nichtregierungsorganisationen ab, die verschiedene Aktivitäten vom Sport bis zur Folklore unternehmen. Wenn diese ehrenamtlichen Aktivisten irgendwo fehlen, haben wir mit einer Art Niemandsland und dem Gefühl zu tun, dass etwas verschwunden ist.

Wenn man die deutsche Minderheit im Oppelner Land beobachtet, kann man des Eindrucks nicht erwehren, dass es oft nebeneinander florierende Tätigkeitsbereiche und kleine „Wüsten“ gibt. Ein Beispiel: Die Kinderarbeit entwickelt sich sehr gut (Samstagskurse, Fußballschulen), doch außerhalb der Rechweite der Minderheitsarbeit bleibt die Mehrzahl der Gymnasiasten. Es wirkt ein aktiver, doch nicht allzu mitgliedsstarker BJDM, die mittlere Generation fehlt hingegen. Es wirken immer noch stark mit dem Deutschtum verbundene Senioren, doch sie werden immer älter und treten langsam ab.
Leider ist es ein bisschen so. Wir haben darüber vor kurzem in Lubowitz beim Treffen zur Strategie der deutschen Minderheit gesprochen. Bei der letzten Sitzung des Vorstandes des VdG sind wir uns darüber einig geworden, dass manche Bereiche einer näheren Betrachtung bedürfen. Einer davon ist die Jugendarbeit. Wir müssen uns deutlich sagen, was es gibt und gut funktioniert, aber auch, was es nicht gibt und wo unsere Schwächen liegen.

Und wo gibt es diese Ihrer Meinung nach?
Wir haben uns bisher zu wenig mit der Aktivität unserer Jugend in den Tanzgruppen beschäftigt. Wir behandeln sie nur als Tänzer und vergessen dabei, dass sie am Leben der deutschen Minderheit teilhaben. Und sie identifizieren sich doch mit dem Deutschtum, pflegen doch vorwiegend deutsche und schlesische Tanztraditionen, diese Tanzgruppen wurden von der Minderheit gegründet. Sie möchten – wir haben solche Signale – den Tanzunterricht mit der Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse verbinden. Ein bisschen so wie in den Fußballschulen, wo das Training und das Erlernen der deutschen Sprache konsequent miteinander verbunden werden. Ein zweiter Bereich, denn wir näher betrachten möchten, sind die derweilen verstreuten Aktivitäten im Bereich Sprache und deren Aneignung. Wir tun wirklich viel, doch wir haben gleichzeitig leider jene unglücklichen „Löcher” in der Aktivität der deutschen Minderheit.

Wie z.B. die bereits erwähnten Gymnasiasten...
Ich mache mir selbst Gedanken darüber. Vielleicht sollten wir ihnen andere Formen von Aktivität vorschlagen, Deutsch-Nachhilfestunden am Wochenende zum Beispiel. Ich habe mein Deutsch eben auf diese Weise verbessert.

Bei der Arbeit an der Strategie wurde von dem Bedarf zumindest – landesweit - zweier Bildungszentren gesprochen, wohin ein Schüler, ein Germanist oder ein unterstützender Methodiker und ein Lehrer, der Erdkunde in Deutsch unterrichtet, kommen könnten...
Ein solches Zentrum ist im Oppelner Land sicherlich sehr notwendig, doch es kann nicht nur alleine aus der Kraft der Minderheit entstehen. Und wenn es so ist, dann braucht man den politischen Willen und Geld dazu. Ein solches Zentrum sollte also mit der Zustimmung und durch das Engagement des polnischen Staates entstehen. Hier reichen ehrenamtliche Aktivisten und Sponsoren nicht aus. Und der Bedarf für die Gründung eines solchen Bildungszentrums wächst, je schneller die Generation der Zeitzeugen von uns geht. Je weniger vom Deutschtum die Oma – welche diese erlebt hat – erzählen kann, weil sie nicht mehr lebt, desto mehr solche Zentren brauchen wir. Ein Lehrer kann in drei Stunden Deutschunterricht die Identität nicht vermitteln. Diesen Unterricht müsste man um einen Ausflug in so ein Zentrum bereichern, wo der Schüler z.B. diverse Bildungsräume nutzen und das Deutschtum – außerhalb des lokalen Kontextes – erfahren und darüber sprechen könnte.

In einem Interview für die „Heimat” kündigte Minister Hartmut Koschyk an, dass man im Herbst 2016 an den deutsch-polnischen Runden Tisch zurückkehren wird. Wie sehen heute die Perspektiven dafür aus?
Aus Informationen, die ich aus der Deutschen Botschaft in Warschau habe, geht hervor, dass das Treffen des Runden Tisches für Ende November geplant ist. Doch ich kehre gerade vom Treffen aus Posen mit dem Vorsitzenden der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe zurück. Er sprach wiederum über ein bilaterales Treffen, welches der Polonia in Deutschland gewidmet werden soll. Vielleicht sind diese Informationen widerspruchsfrei und wir werden auch über Polen in der Bundesrepublik eben am Runden Tisch sprechen. Ich hoffe, dass auch über unsere Gelegenheiten gesprochen wird. Wir warten auf Konkretes.

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