Oberschlesische Tragödie mahnt: Im Krieg gibt es nur Verlierer Geschichte und Gegenwart

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Vertreter der deutschen Minderheit mit ihren Führungskräften an der Spitze legten am Sonntag auf dem Friedhof der Opfer des Nachkriegslagers in Lamsdorf Kränze und Blumen nieder. Sie beteten für die Opfer der Oberschlesischen Tragödie und alle Gefallenen, Ermordeten und Verstorbenen während des Krieges.

Das traditionelle Gedenken am letzten Sonntag im Januar begann mit einem Gottesdienst in der Lamsdorfer Kirche. Das gemeinsame Gebet leiteten Pfarrer Adam Ciosmak und der Minderheitenseelsorger Pfarrer Dr. Peter Tarlinski.

- Während dieser Gottesdienste sprechen wir ein sehr starkes „Nein” gegen Krieg, Verfolgung sowie Verletzungen der Menschenwürde und rufen lautstark um Frieden - sagte Pfarrer Tarlinski. - Das Bedürfnis unseres Herzens ist der Weg des Friedens und der Bewahrung dieses Gutes, welches im vergangenen Vierteljahrhundert entstanden ist: Versöhnung, gegenseitiges Verständnis und Streben nach Überwindung von Abneigungen. Wir wollen uns gegenseitig unterstützen und füreinander Freunde sind. Nur das hat Zukunft. (…) Deportationen, Vertreibungen, Inhaftierungen, Töten – das alles darf sich nicht wiederholen.

- Im Nachkriegslager in Lamsdorf ist der Bruder meines Vaters umgekommen - erinnert sich Joanna Hoffmann aus Psychod. „Eine Schwester meines Vaters starb auch hier an Typhus, eine weitere Schwester hat das Lager überlebt, sie lebt heute in Deutschland und ist 94 Jahre alt. Als ich Kind war, erzählte sie mir beim Federschleißen davon, welch schreckliche Ereignisse sich hier zugetragen haben, sie erzählte vom Hunger, Vergewaltigungen, Krankheiten und Tod. Sie weinte dabei so, dass sie ihre Geschichte nie zu Ende schildern konnte.

- Familiäre Erinnerungen habe ich nicht - sagt Małgorzata Lisoń, DFK-Vorsitzende in Psychod. - Meine Verwandten haben gelitten, als Russen in Schlesien einmarschiert sind, doch diese Erinnerungen sind bei meinen Vorfahren verwischt und ich kann mich an diese Zeit nicht erinnern. Wir sind hier, um aller zu gedenken, die damals litten und umkamen. Aber auch, um den Tätern zu verzeihen.

Der letzte Sonntag im Januar ist seit Jahren ein Tag des Gedenkens an die Opfer der „Oberschlesischen Tragödie“. Mit diesem Begriff bezeichnet man Morde, Vergewaltigungen, Raub und Deportationen, von denen Bewohner Oberschlesiens während der Frontkämpfe 1945 als auch in der Nachkriegszeit betroffen waren. Auf der Täterseite waren die Roten Armee und die kommunistische Nachkriegsverwaltung.

Am letzten Sonntag kamen zu den Feierlichkeiten auf dem Lamsdorfer Friedhof Mitglieder der deutschen Minderheit, Vertreter der Mehrheit – Delegationen der Selbstverwaltungs- und Regierungsbehörden sowie Einwohner von Lamsdorf und umliegenden Ortschaften.

Als erster sprach Bernard Gaida. Er erinnerte daran, dass sich an vielen europäischen Schauplätzen mit dem Kriegsende tragische Ereignisse abspielten, als deutsche Frauen, Kinder und ältere Menschen Opfer von verschiedenen Formen von Gewalt wurden.
- Der Januar führt unsere Gedanken zu den tragischen Ereignissen vor 73 Jahren - sagte der VdG-Vorstandvorsitzende. - Der Begriff der Oberschlesischen Tragödie hat sich bereits in der Öffentlichkeit Schlesiens etabliert, auch wenn auf verschiedene Weise. Die einen haben sich daran gewöhnt, das Verbrechen als kommunistisches zu deklarieren, die anderen versichern ständig, dass es ein Verbrechen war, weil die Opfer Oberschlesier waren und nur als Deutsche angesehen wurden. Als ob das ein Unterschied gewesen wäre. Noch andere meinen, dass die einzigen Täter und Organisatoren des Verbrechens Russen waren. Deswegen müssen wir rufen – fügte der Redner hinzu – um an die zu erinnern, die zwar das Kriegsende erleben durften, nicht aber den Frieden.

Jedoch kann ich nicht schließen, ohne zu sagen, dass das Leid keine Volkszugehörigkeit kennt und sowohl Opfer als auch Täter, ohne die Proportionen zu vergessen, in jedem Volk waren. Unser Christentum verlangt, dass wir für alle beten. (...) Gedenken wir uneingeschränkt aller Opfer des Krieges und der Nachkriegsgewalt. Das Gedenken begann wie immer mit dem Gebet, um zu zeigen, dass unsere Betrachtung über unsere Gedenkstätten nicht zu Relativierung der Geschichte führt sondern zur Wiederherstellung ihrer vollen Inhalte. (...) Wir mahnen alle, die heute eine neue Feindschaft säen. Sie sollen sich besinnen, denn sie spielen ein gefährliches Spiel.

Die deutsche Konsulin in Oppeln Sabine Haake erinnerte, dass in Deutschland der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen wurde.

„Ein menschenverachtendes grausames Regime führte auch in Polen zum schrecklichen Leid und Tod ungeheuer vieler Menschen. Als Deutsche müssen wir mit diesem Teil unserer Geschichte und Identität leben. Heute stehen wir an einem anderen Gedenkort. Dieser Teil der Geschichte blieb auch in Deutschland zum Teil unbekannt. Ich denke hier an die Erfahrungen der deutschen Zivilbevölkerung, die beim Kriegsende viel Unrecht und Böses erfahren hat. Diese Gedenkorte brauchen wir auch in der Zukunft. Menschen, die heute gute, freundschaftliche deutsch-polnische Beziehungen in Frage stellen, lade ich hierher ein. Damit sie sehen, wozu Hass, Vergeltung und Erniedrigungen führen. Ich appelliere auch an jene, die hier in Freundschaft und Frieden stehen: Nehmen Sie Ihre Kinder und Enkel mit. Damit wir alle sehen und uns daran erinnern, dass wir im Krieg alle nur verlieren können. Wir sind es allen Kriegsopfern schuld, damit sich diese Zeit nie wiederholen kann.

Viele von uns haben auf diesem Friedhof ihre persönliche Geschichte - sagte Sejmabgeordneter der deutschen Minderheit Ryszard Galla. „An den Tafeln sehen Sie die Namen Ihrer Nächsten. Wir kommen hier trotz der winterlichen Aura, um die Erinnerung an die Opfer an weitere Generationen zu geben. Wir gedenken dieser Tragödie an verschiedenen Orten in Schlesien und Polen eben darum, um diesen Schatz, welchen Friede und gute nachbarschaftlichen Beziehungen bilden, zu bewahren. Kümmern wir uns darum.

Die Gedenkveranstaltung wurde mit einem gemeinsamen Absingen des Liedes „Näher mein Gott zu Dir” und dem Gebet „Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe” in Deutsch und Polnisch beendet.

Das Leid kennt keine Nationalität und Täter und Opfer gab es auf allen Seiten. Gedenken wir aller Opfer von Krieg und Nachkriegsgewalt!

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