VdG: Was liegt bereits hinter uns, was steht noch vor uns

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Die Delegiertenversammlung des Verbandes der deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen wählte am Samstag in Sankt Annaberg einen neuen achtköpfigen Vorstand.

Während der Verbandsversammlung gab es zwei wichtige Ereignisse. In den Verband deutscher Gesellschaften wurden, der Satzung gemäß, mehr als ein Dutzend neue Organisationen aufgenommen. Deren Vertreter durften dann an der Sitzung als vollberechtigte Mitglieder teilnehmen. Damit stieg die Zahl der Delegierten von 18 auf 40.

“Diese Vereine haben bisher mit uns zusammengearbeitet und unsere Finanzierung in Anspruch genommen, doch sie waren keine Mitglieder des VdG", sagt Vorstandsvorsitzender Bernard Gaida.

“Somit hatten sie keinen wirklichen Einfluss auf dessen Tätigkeit. Nun sind Vereine der deutschen Minderheit aus Stolp, Köslin, Liegnitz, Marienburg, Marienwerder und vielen anderen Ortschaften, die im Juni vergangenen Jahres ihren Beitrittswillen geäußert hatten, ein Teil des VdG geworden. Sie werden mit uns im ständigen Kontakt sein und mit allen Organisationen der Deutschen in Polen besser kommunizieren."

Die zweite wichtige Entscheidung bei der Delegiertenversammlung war die Wahl des neuen VdG-Vorstandes. Dessen Mitglieder sind nun: Renata Zajączkowska (Breslau, Niederschlesein und Lodz), Bernard Gaida, Norbert Rasch, Rafał Bartek (alle aus dem Oppelner Schlesien), Kornelia Pawliczek-Błońska, Agnieszka Neuwald-Piecha (beide Ratibor, Woiwodschaft Schlesien), Roland Hau (Danzig, Pommerellen) und Henryk Hoch (Osterode, Ermland-Masuren). Der Vorstand hat unter den Vorstandmitgliedern erneut Bernard Gaida zum Vorsitzenden gewählt.

Das Ende der alten und der Beginn der neuen Wahlperiode des VdG-Vorstandes eignet sich gut, um ein Resümee der Vergangenheit zu ziehen und Zukunftsaufgaben zu bestimmen.

“Das Augenmerk der vergangenen Wahlperiode richtete sich auf die Sorge um die deutsche Sprache als Identitätsträger", meint Bernard Gaida. “Wir sind überzeugt, dass die deutsche Minderheit auch in der Zukunft in diese Richtung gehen soll."

Zu den Erfolgen des VdG zählt u.a. eine dynamische Entwicklung der Samstagskurse sowie der Beginn der Kampagne für die deutsch-polnische Zweisprachigkeit, insbesondere in den Schulen. Die Zahl der zweisprachigen Klassen und Schulen ist gestiegen. An dieser Stelle müssen die Einrichtungen in Raschau, Cosel-Rogau oder Goslawitz bei Guttentag genannt werden.

“Es dauern immer noch hartnäckige, langsame und sogar mühsame Gespräche, die jedoch erforderlich sind, um eine möglichst beste Bildungsstrategie für die deutsche Minderheit mit der Regierung der Republik Polen auszudiskutieren", fügt Bernard Gaida hinzu.

“Für Januar 2014 wurde bereits ein Treffen zu diesem Thema mit dem Unterstaatssekretär im Bildungsministerium vereinbart. Unverändert bleibt für uns das Prinzip, dass die Zweisprachigkeit eine mittelbare Etappe ist, die wir anstreben, also wir wollen möglichst viele zweisprachigen Klassen und Schulen, die von Vereinen und Kommunen getragen werden.

Als Ziel streben wir jedoch das an, was die Regierung bereits vor ein paar Jahren mit der Ratifizierung der Europäischen Sprachencharta bestätigt hat, und zwar die Gründung von Schulen mit Deutsch als Unterrichtssprache.

Dieses Ziel geben wir nicht auf. Es wurde immerhin mit der Regierung ausdiskutiert. Nötig sind jedoch noch Vereinbarungen, die die Organisation und die Finanzierung dieses Unterfangens betreffen. Es geht weniger um eine Erhöhung der Bildungssubvention, als vielmehr darum, dass die Ausgaben so getätigt werden, dass unsere Ziele wirklich umgesetzt werden können".

Nach Meinung von Rafał Bartek war die vergangene vierjährige Amtsdauer eine Zeit, in der der VdG seine Arbeit intensivieren konnte.

“Es ist gelungen, viele Türen zu öffnen und so Hoffnungen zu wecken", meint Herr Bartek. “Die Aufgabe der neuen Wahlperiode wird darin bestehen, diese Hoffnungen mit Inhalt und konkreten Lösungen zu erfüllen. Hier denke ich im Allgemeinen an Gespräche in polnischen und deutschen Institutionen und auf der europäischen Ebene (Bernard Gaida und Norbert Rasch führen gerade Gespräche in Strassburg).

Man muss mühsam über konkrete Sachen sprechen - über Lehrbücher und weitere zweisprachige Schulen. Die Bildung muss weiterhin unsere Priorität bleiben. Sie ist umso wichtiger, als die Generation der “Zeitzeugen", für die der Umgang mit der deutschen Sprache selbstverständlich war, abtritt. Das Weitergeben des Erbes an die nachfolgenden Generationen ist eine dringende und schwere Aufgabe.

Wir müssen alles tun, damit die junge Generation, Lust hat, eine deutsche Minderheit zu sein. Das ist nicht selbstverständlich und nicht nur aus dem Grund, dass die jungen Menschen nicht immer Deutschtum Zuhause vermittelt bekommen. Sie nehmen Impulse in der Familie anders als vor 10-20 Jahren an. Für deren Eltern war die Grenze zwischen Deutschland und Polen sehr real und musste erst überschritten werden.

Für die jungen Menschen ist die Grenze eine Fiktion. Und wenn das so ist, dann wollen sie nicht immer über Identität diskutieren oder sich mal Gedanken darüber machen, ob es sich lohnt ein Pole, ein Deutscher usw. zu sein. Die Regional- sowie die Minderheitenbildung spielt also beim Aufbau der Identität eine Schlüsselrolle".

Der Verband deutscher Gesellschaften vertritt die Meinung, dass ohne ein entsprechendes Bildungsangebot die Deutschen in Polen nicht in der Lage sein werden, die Folgen von beinahe 50 Jahren kultureller und sprachlicher Diskriminierung in den Zeiten der Volksrepublik Polen zu überwinden.

In den Gesprächen mit der Regierung der Republik Polen werden sich die Vertreter des VdG weiterhin dafür einsetzen, für die nationalen Minderheiten mehr Akzeptanz in der Gesellschaft durch entsprechende Bildungsmaßnahmen zu erreichen. Solche Initiativen wie die Ende 2013 vom Institut für Nationales Gedenken und der Polnischen Akademie der Wissenschaften organisierte wissenschaftliche Konferenz zum Thema Diskriminierung seitens der kommunistischen Behörden und deren Folgen in Bereich Demographie, Sprache und Identität der Deutschen in Polen sollten fortgesetzt werden.

Der VdG-Vorstand wird auch weiterhin die Gründung eines eigenen Forschungsinstituts oder einer Radiostation anstreben.

“Es ist ein breiteres Problem der Umsetzung der Vereinbarungen, die am deutsch-polnischen Runden Tisch getroffen wurden", meint Norbert Rasch. “Allein die Tatsache, dass der Runde Tisch zustande kam, war bereits ein Erfolg. Doch seine Postulate werden heute - unserer Meinung nach - nicht realisiert.

Die jüngste Konferenz über die Verfolgung der Deutschen in der Volksrepublik Polen ist eine Ausnahme, aber es ist gerade ein Teil eines Postulats. Es ist nicht gelungen, in der Bildungsstrategie einen Mechanismus zu erarbeiten, dank dessen zweisprachige Schulen wie Pilze aus dem Boden schießen würden.

Im Ministerium der Verwaltung und der Digitalisierung haben wir oft zu hören bekommen: Wenn wir wollen, dass etwas entsteht, gäbe es keine Hindernisse dafür, wir sollten es halt selbst machen. Das ist keine ausreichende Unterstützung. In Sachen Entstehung eines Forschungsinstituts, das sich mit unserer Geschichte und Identität beschäftigen würde, gibt es gar keinen Fortschritt. Zumindest seitens der Regierung, denn die Konzeptionsarbeit wurde vom Direktor Rafał Bartek und dem Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit geleistet.

Auch die Frage der Gründung eines Radiosenders der Minderheit ist hängengeblieben. Wir erwarten nicht, dass uns jemand dieses Radio aufbaut. Doch wir brauchen Hilfe bei den Bemühungen um eine Radiofrequenz, die wir bisher nicht zu spüren bekamen."

Ein wichtiger Faktor für die Zukunft der deutschen Minderheit in Polen ist auch deren Finanzierung in den kommenden Jahren, insbesondere angesichts der immer noch andauernden Wirtschaftskrise in Europa.

“Die Wirtschaftskrise führt dazu, dass auf der polnischen Seite die Tendenz zur Senkung der Fördergelder für die Identitätspflege für alle Minderheiten, nicht nur die deutsche, zutage tritt", fügt Bernard Gaida hinzu.

“Dank Interventionen ist es gelungen, die Finanzierung für das Jahr 2014 auf dem Niveau des Vorjahres aufrechtzuerhalten. Doch in Wirklichkeit wird es angesichts der drastischen Senkungen für das Romaprogramm mehr Antragsteller geben. Es ist umso wichtiger, die Gelder im Budget, darunter die Bildungssubvention, rationell aufzuteilen."

Ein gutes Signal ist die Veröffentlichung des Koalitionsvertrags in Deutschland. Die Parteien, die in Kürze die neue deutsche Regierung bilden werden, haben in dem Vertrag eine weitere Unterstützung der deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa berücksichtigt. Das ist ein guter Ausgangspunkt für Gespräche, wenn die neue Regierung in Deutschland ihre Arbeit aufnehmen wird. Dann wird man auch über sogenannte strukturelle Mittel sprechen können, die über die Stiftung für Entwicklung Schlesiens zugänglich sind.

“Momentan werden wir einen Teil der Aktivität einschränken müssen. Es ist ein Erfolg, dass wir seit drei Jahren an sogenannte Frischmittel in Höhe von 850.000 Euro gelangen. Doch wir dürfen nicht kurzsichtig sein. Mit Geldern, die dank der Unterstützung der BRD der Stiftung für Entwicklung Schlesiens zur Verfügung stehen, sind wir nach unseren Einschätzungen nur bis 2017 in der Lage, die bereits jetzt anfallenden Ausgaben zu decken", fügt Norbert Rasch hinzu.

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