Die Minderheit hat Dieter Przewdzing nicht vergessen

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Sławomir Mielnik
Morgen begehen wir den zweiten Todestag des Bürgermeisters von Deschowitz. Seine Freunde und Mitarbeiter haben wir gefragt, was von seiner Botschaft aktuell bleibt.

Führen wir die Fakten noch einmal auf: Es war am 18. Februar 2014, kurz nach der Dämmerung. Gegen 18.00 fuhr Dieter Przewdzing mit einer Ladung Brennholz zu seinem „Ranch“ genannten Anwesen in Krempa. Als er dort ankam, kümmerte er sich um die Organisation seiner bevorstehenden 70. Geburtstagsfeier, die einem Restaurant stattfinden sollte. Der Bürgermeister suchte nach einem Musiker, der die Gäste unterhalten würde, er griff also um 18.38 Uhr zum Handy, rief einen Bekannten aus Tarnau an und bat ihn um die Telefonnummer einer solchen Person. Es war eines der letzten Gespräche, die er geführt hat.

Um 18.50 Uhr und um 19.12 Uhr hat er die ankommenden Anrufe (ein Bekannter rief ihn an) nicht mehr empfangen. Zur gleichen Zeit haben ihn auch Mitarbeiter der Deschowitzer Stadtverwaltung angerufen, doch der Bürgermeister empfing auch diese Anrufe nicht. Ungefähr zu dieser Zeit kam es zu dem brutalen Mord. Der Täter hat Dieter Przewdzing mit einem scharfen Gegenstand angegriffen - der Bürgermeister hatte zahlreiche Wunden am Körper und auch aufgeschlitzten Hals. Der Mörder wollte offenbar, dass sein Opfer schnell verblutet. Gegen 20 Uhr hat ein Bekannter aus Kattowitz, der zu Besuch kam, den Bürgermeister in einer Blutlache gefunden. Er holte Hilfe, doch für eine Rettung war es zu spät. Die sehr hohe Teilnehmerzahl bei der Beerdigung des Bürgermeisters von Deschowitz war nicht nur ein Zeichen der Verbundenheit, welche die Menschen ihm gegenüber empfunden haben. Es war auch ein stiller Protest gegen diesen schrecklichen Mord.

- Ich ertappe mich immer noch dabei, dass ich, wenn ich bei irgendwelcher Frage Zweifel habe, den Chef anrufen möchte - sagt über ihren Vorgänger Bürgermeisterin Sybila Zimerman. - Und er wird, wie früher, die Antwort auf jede meiner Fragen haben. Doch ich werde ihn nie mehr anrufen können. Doch die Spuren von Dieter Przewdzing sind in der Gemeinde überall zu sehen - er hat ja die Gemeinde über 30 Jahre lang geleitet. Ich denke an die ausgezeichnet ausgestatteten Schulen, weil ein guter Start von Kindern und Jugendlichen zu seinen Hauptanliegen gehörte. Man sieht Przewdzings Spuren auch in den gut ausgebauten Straßen von Deschowitz, weil ihm deren Zustand ebenfalls sehr am Herzen lag. Und - das ist vielleicht das Wichtigste - der Bürgermeister ist im Gedächtnis der Menschen geblieben. Ich konnte mich davon überzeugen, als ich zuletzt einer 90-jährigen Bewohnerin von Deschowitz zum Geburtstag gratuliert habe. Du stehst da, Mädel, sprach sie mich freundlich an, sonst kam aber immer Dieter zu mir.

Sybila Zimerman hat ständig die Botschaft des Bürgermeisters im Hinterkopf: - Nicht die Menschen sind für dich da, sondern du bist für die Menschen. 48 Stunden am Tag.

- Angesichts der Umstände seines Todes verspüren wir sicherlich immer noch Unruhe aufgrund der Tatsache, dass bereits zwei Jahre vergangen sind und nach wie vor nichts über die Täter bekannt ist, obwohl etwa 200 Zeugen verhört und eine Reihe von Gutachten erstellt wurden - sagt Sejmabgeordneter Ryszard Galla. - Trotz aller diesen Bemühungen, Spurensuche auf seiner „Ranch“ und an anderen Orten, haben wir nicht mal das Gefühl, dass zumindest der Kreis der Verdächtigen ermittelt wurde. Am ersten Todestag des Bürgermeisters habe ich mit dem Generalstaatsanwalt gesprochen. Ich werde ein ähnliches Gespräch noch einmal führen. Ich möchte mich auch mit dem Bezirksstaatsanwalt treffen.

Die kommunale Botschaft von Dieter Przewdzing war - nach Ansicht des Abgeordneten - sein Plädoyer für die Selbstverwaltung der Gemeinden. Diese Forderung ist insofern aktuell, dass die heutige Tendenz in Polen eher umgekehrt, in Richtung einer stärkeren Zentralisierung geht.

Nach Meinung des Bürgermeisters von Gogolin Joachim Wojtala war die Botschaft von Dieter Przewdzing gleichermaßen kommunal wie menschlich. - Das Schicksal seiner Mitmenschen war ihm nicht gleichgültig - sagt Herr Wojtala. - Daher setzte er sich so sehr für neue Investoren ein, damit die Menschen würdig leben können. Für ihn war jeder Mensch wichtig. Er musste keinen Anzug tragen. Daher wurde der Bürgermeister allgemein respektiert.

- Obwohl ich in einer anderen Gemeinde gelebt habe, standen wir uns nahe - erinnert sich der ehemalige Sejmabgeordnete Helmut Paisdzior. - Und daher empfinde ich - wie viele Mitglieder der deutschen Minderheit und Bewohner der Oppelner Landes auch - eine große Lücke. Er war ein Mensch, der eine Nische suchen konnte, um sich selbst zu verwirklichen. Er konnte Kontakte knüpfen. Auch mit den Investoren. Das ist die wichtigste Botschaft seines Lebens: Man muss um jeden kämpfen. Nicht darauf warten, bis er selbst kommt. Nicht sagen, wenn du halt unbedingt willst, dann komm zu uns. Dieter war effektiv und zwar so sehr, dass er die Arbeitslosigkeit in seiner Gemeinde eigentlich abgeschafft hat. Denn er war ein Kommunalpolitiker, der seine authentische Schlichtheit mit seinem authentischem Engagement verbunden hat.

- Vielleicht sorgte er bei manchen Menschen sogar für Abneigung, aufgrund seiner direkten Art und manchem harten Wort, weil er solche nicht mied- fügt Zuzanna Donath-Kasiura, Sekretärin der SKGD, hinzu. - Doch angesichts der heutigen Welt, in der es von ausdruckslosen, „künstlichen“ Politikern wimmelt, hatte Dieter Przewdzing Charakter. Diesen bekam jeder zu spüren, der ihm auch nur kurz begegnet ist.

- Mir klingt oft in den Ohren seine Begrüßung: „Ich grüße Dich, mein Freund“, erinnert sich Vorstandsvorsitzender des VdG Bernard Gaida. - So hatte er viele Personen angesprochen - aus der Minderheit und der Mehrheit. Er ging auf die Menschen zu. Diese Offenheit ist einer der Gründe dafür, dass die Hetze, welche ihn kurz vor dem Tod traf, völlig unbegründet war. Anhand seiner Erfahrungen kommt man zu dem Schluss: Offenheit bewirkt nichts, wenn man auf der anderen Seite keiner Offenheit begegnet.

Bernard Gaida betont auch, wie wichtig die Denkweise von Dieter Przewdzing über die Selbstverwaltung war.

- Er sprach über eine Autonomie als Kommunalpolitiker - präzisiert Gaida - für ihn war die sich selbst verwaltete Kommune, vor allem die Gemeinde, die Behörde, die den Menschen am nächsten steht. Auf dieser Ebene sollten also die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden und dort sollte auch der Großteil der Steuern bleiben. Das ist vielleicht ein Paradox, doch aufgrund der Tatsache, dass er Gemeindevorsteher noch im vergangenen System gewesen war, reagierte er mit höchster Sensibilität auf Eingriffe von oben in die kommunale Selbstverwaltung und in eine authentische Eigenständigkeit der Kommunen. Heute tritt die Eingeständigkeit der Selbstverwaltungen auf der Stelle, erlebt sogar einen Rückschritt. Ich denke, wenn Dieter Przewdzing Zeuge des heutigen Streits um die Vergrößerung von Oppeln wäre, würde er sich dieser Idee widersetzen.

Am zweiten Todestag des ermordeten Bürgermeisters von Deschowitz Dieter Przewdzing finden am Donnerstag, den 18. Februar, Gedenkfeierlichkeiten statt. Der Beginn ist um 16.00 Uhr, am Przewdzings Grabmal auf dem Friedhof in Zyrowa. Geplant sind Blumenniederlegung, Anzünden von Grabkerzen, kurze Ansprachen.

Gegen 16.15 Uhr beginnt ein Lauf / ein Marsch auf den „Spuren von Dieter Przewdzing” (etwa 3 km) bis zur Gedenktafel an seiner „Ranch“. Um 18.00 Uhr wird dann in der Pater Pio Kirche in Deschowitz eine Messe für die Seele von Dieter Przewdzing gelesen.

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