Große Adelsgeschlechter werden nicht vergessen

Archiwum prywatne
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Beata Pomykalska, Mitautorin des Albums “Die oberschlesischen Großindustriellen - das Erbe der Henckel von Donnersmarck", herausgegeben vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit.

- Die erste Assoziation mit dem Namen Donnersmarck ist meistens das Wort Industriellen. Ist das richtig?
- Wohl ja. Wir, die Bewohner von Oberschlesien, assoziieren sie mit deren Macht und Bedeutung für die Industrie. Wir sollten sie mit der Donnersmarckhütte verbinden, von der fast keine Spur übrig geblieben ist, abgesehen von der Fabrikschlote, die sich noch neben dem Einkaufszentrum befindet. Das Werk dieser Familie war auch das Kohlenbergwerk Guido, welches nun auf zwei Ebenen ein Museum beherbergt und eine authentische Touristenattraktion nicht nur für Schlesier, aber auch die Bewohner aus anderen Regionen ist. Doch das ist nicht alles. Sie waren auch die Begründer des bereits nicht mehr existierenden Kohlenbergwerks Andalusien und Laurahütte sowie vieler anderen.

- Gab es auch Spuren der Donnersmarcks im Oppelner Land?
- Auf jeden Fall. Durch Eheschließung haben sie Landgüter und Paläste erworben. In der Gegend von Namslau waren es Güter in Matzdorf und Grambschütz. In der letzten Ortschaft wurde der Nachkomme der Familie Graf Peter Henckel von Donnersmarck geboren, heute ein in Österreich lebender 80jähriger Herr, der das Vorwort zu unserem Album geschrieben hat.

- Beklagt er nicht den Verlust seiner Güter?
- Es ist ein sehr rüstiger Herr, der mit seinem sachlichen Wissen viel zu der Publikation beigetragen hat. Als Beweis dafür, dass er auf Versöhnung, Dialog und Verständnis eingestellt ist, möchte ich ein Fragment aus seiner Einführung zitieren: Dieser Grundstock an Überkommenem soll fruchtbar werden für die Stadt Namslau, für den neuen Landkreis und sich verbinden mit dem, was die neuen Bewohner aus ihrer alten Heimat mitgebracht haben. Diesen Gedanken müssen wir verstärkt und aktiv umsetzen. Wir müssen aufeinander zugehen, wir müssen miteinander sprechen, damit wir unsere Scheu voreinander verlieren. Als Menschen guten Willens, müssen wir gemeinsam in die Zukunft gehen, gemeinsam den Frieden sichern. Öffnen wir uns noch stärker für ein geeintes Europa, aber vergessen wir dabei nicht, unsere jeweils eigene Kultur zu pflegen, zu erhalten. Das Kennenlernen und dazu das Achten der Kulturen anderer Länder, ist ein sicherer Baustein hierzu. Nicht wenige der Älteren von uns Deutschen haben unter Schmerzen versucht hier voranzugehen. Nach uns kommen die Jungen. Durch selbst erlebte oft bittere Erfahrungen sind sie nicht geprägt, und sie sollten sich auch von Älteren die überkommenen nationalen Voreingenommenheiten nicht einreden lassen. Auch Frankreich war einmal der Erbfeind Deutschlands. So wurde es stets heruntergebetet. Gott sei Dank, das hat sich geändert".

- Kommen wir auf die Geschichte der Donnersmarcks zurück. Wie ist es ihnen gelungen ein solches Familienimperium aufzubauen?
- Die führenden Vertreter der Familie haben große Raffinesse gezeigt. Als Österreich Krieg gegen das türkische Imperium geführt hat, liehen die damals reichen Kaufleute dem Kaiser Geld, meistens wurden Landgüter verpfändet. Solche belebten Kontakte mit dem Hof hatte Mitte des 17. Jahrhunderts Vertreter des Adelsgeschlechts Lazarus II. Da der Hof nicht in der Lage war die Schulden zurückzuzahlen, wurden an die Familie beträchtliche Güter abgetreten. Es waren u.a. Beuthen, Tarnowitz, Annaberg und Bohumin. Das war der Anfang deren Existenz in Oberschlesien und einer echten imperialen Expansion. Während der industriellen Revolution haben sie ihr Kapital beträchtlich vervielfacht indem sie richtig investiert haben. Mit der Zeit wurden sie zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechtern in Deutschland.

- Wie Annaberg und auch Ratibor, also Gebiete, die den Menschen im Oppelner Land nahe stehen.
- In dieser Gegend verdient das Schloss in Polnisch Krawarn besondere Aufmerksamkeit. Ein Komplex im eklektischen Stil und ziemlich groß, leider in einer recht schlechten Zustand. Angeblich sind bereits Pläne zu der Renovierung oder eher Wiederaufbau vorhanden, doch das Finale von solchen Arbeiten liegt sicher noch in weiter Zukunft.

- Wen von den Donnersmarcks sollten wir besonders in Erinnerung behalten?
- Eine solche besondere Person war sicher Graf Guido Henckel von Donnersmarck. Dank seinem Unternehmensgeists, Raffinesse und Gespür für Konjunktur gründete er nicht nur industrielle eine Macht. Ein großer Romantiker baute aus Liebe zu seiner Frau das Schloss in Neudeck, das den Namen schlesisches Versailles bekam. Leider können wir uns heute nicht damit rühmen. Das Schloss wurde 1945 von den Rotarmisten zerstört. Den Rest machte dann nach dem Krieg die zivile Bevölkerung.

- Warum haben Sie sich entschlossen die Geschichte der Henckel von Donnersmarck zu verewigen?
- Um zu zeigen, dass es ein Teil unseres Erbes ist und daran zu erinnern, wem die Objekte einst gehörten, an denen die Bewohner Oberschlesiens jeden Tag vorbei gehen, ohne sich manchmal über deren Vergangenheit im klaren zu sein. Diese Gedächtnislücke möchte unser Album ein bisschen füllen. Das Wissen darüber, wo wir wohnen und was uns umgibt sollte etwas ganz natürliches sein. Insbesondere, wenn wir von einer Familie sprechen mit einer unwahrscheinlich langen Geschichte, die bis ins Mittelalter reicht und sehr interessanten Schicksal, welches die Verzwickungen der Geschichte nicht nur in Schlesien, sondern ganz Mitteleuropa. Die Güter der Donnersmarck lagen doch in den Grenzen des heutigen Ungarns, Tschechiens, Slowakei, Österreichs, Deutschlands und Polens.

- Wie beurteilen sie heute den Wissenstand der Bewohner der Region über die Donnersmarcks?
- Es gibt Orte, wo man das Andenken an die Familie fantastisch pflegt. Ein solches Beispiel ist Hindenburg. Hier wurden Informationstafeln aufgestellt, welche an die ehemaligen Besitzer der Objekte erinnern, und auch diese selbst in einem guten Zustand sind, in der Guidogrube funktioniert, wie ich bereits erwähnt habe, ein Museum usw. Aber es gibt auch Orte - die ich nicht nennen möchte - wo man in dieser Richtung kaum was macht, da ist natürlich das Wissen der durchschnittlichen Bürger recht bescheiden. Obwohl der Name Donnersmarck vor nicht allzu langer Zeit in den Zeitschriften auftauchte, als Florian Henckel von Donnersmarck ein bekannter Regisseur und Nachkomme der Familie für den Film “Das Leben der Anderen" einen Oscar erhielt.

- Wie kam es dazu, dass ihr mit einem dreier Team von Autoren (Beata Pomykalska, Paweł Pomykalski und Joanna Oczko) die Arbeit an dem Album begonnen habt?
- Unsere Zusammenarbeit mit dem Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit begann im Jahr 2008 mit einem ähnlichen Album über die Familie der Ballestrem. Damals war der Ausgangspunkt ein Ausflug, noch in der Schulzeit, zum Sitz der Familie, dem Schloss in Plawniowitz. Wir haben uns mit deren Geschichte beschäftigt und aus diesem Suchen entstand zuerst eine Ausstellung. Während des Studiums haben wir dem HDPZ unsere Idee für ein Album vorgeschlagen. Das Projekt ist gelungen. Während der weiteren Reisen durch Oberschlesien sammelten wir Material, vor allem Fotos, die mit dem Erbe der Donnersmarcks zusammenhingen. Die Arbeit an dem Buch dauerte zwei Jahre. Wir denken bereits daran ein nächstes Adelsgeschlecht zu dokumentieren - die Familie Schaffgotsch. Wir hoffen in einem Jahr mit dieser Arbeit fertig zu werden.

- Was finden die Leser in dem Buch über die Donnersmarcks?
- Zuerst ein sympathisches und bewusst emotionales Vorwort, welches ich bereits erwähnt habe. Dann folgt die recht komplizierte und interessante Familiengeschichte, welche bis in die Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückgeht. Letztendlich besprechen wir deren wirtschaftliche Tätigkeit. Am attraktivsten werden bestimmt die Bilder sein, die den jetzigen Zustand der Objekte, die einst den Donnersmarcks gehörten, dokumentieren. Archivbilder werden nur in jenen Fällen benutzt, wenn von den Objekten nichts übrig geblieben ist.

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