Hier fühlen sich Minderheiten daheim

Krzysztof Ogiolda
Etwa 2.000 Menschen versammelten sich am Sonntag zur Minderheitenwallfahrt am Sankt Annaberg. Neben Deutschen waren u. a. Romas und die Vereinigung „Ślonsko Ferajna“ („Oberschlesischer Verein“) anwesend.

Vor der feierlichen Heiligen Messe begrüßte Vorstandsvorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen (VdG) Bernard Gaida die Pilger.
- Die deutschsprachige Pilgerfahrt am Sankt Annaberg ist für uns nach Jahren der Unterdrückung nicht nur ein wichtiges Zeichen des Erlangens von Freiheit und Demokratie, sondern auch ein Symbol der Rückkehr der deutschen Sprache auf den heiligen Berg Oberschlesiens - sagte er. - Aus der Geschichte wissen wir, dass die Oberschlesier hier sowohl auf Deutsch als auch auf Polnisch und Tschechisch gebetet haben. Dies war so lange möglich bis politische Machthaber es verboten haben und jetzt wird es wiederum nur so lange möglich sein, wie lange es die Oberschlesier unterstützen werden. Vieles wurde uns in der Vergangenheit weggenommen. Doch unsere Seelen gehören immer noch uns und brauchen eine geistige Nahrung, um stark zu sein. Die Teilnahme an der deutschsprachigen Wallfahrt ist diese Nahrung und eine Verpflichtung uns selbst gegenüber, aber auch gegenüber unseren Vorfahren, die von einer solchen Möglichkeit nach dem Krieg nur träumen konnten.

Der Vorstandsvorsitzende des VdG äußerte auch seine Beunruhigung über die Worte von Kindern und Jugendlichen, die er im Zusammenhang mit der Feier des Weltkindertags im polnischen Sejm aus ihrem Mund gehört hat. Darin waren Töne von Hass gegenüber Anderen, von Undankbarkeit, Widerwillen und Antipathie für freundschaftlich eingestellte Länder und Völker zu hören. „Wo ist in dieser Situation die Familie, Schule und Kirche?“ - fragte er rhetorisch.

Die Heilige Messe zelebrierten der Oppelner Bischof Andrzej Czaja und Bischof von Sokode in Togo Celestin-Marie Gaoua, der in der Diözese Oppeln zu Besuch war. Unter den Gästen bei der Pilgerfahrt waren der deutsche Botschafter in Warschau Rolf Nikel und Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, deutsche Parlamentarier sowie viele Vertreter der Landsmannschaften mit dem Bundesvorsitzenden und dem Geschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien Stephan Rauhut und Damian Spielvogel an der Spitze.

Viele DFKs sind zur Minderheitenwallfahrt mit ihren Fahnen und Bannern angereist. Unter ihnen waren Vertreter der Ortsgruppe in Bodland mit der Vorsitzenden Anna Wyrwich sowie Barbara und Krystian Smyrek anwesend.

- Es sind etwa 40 Personen von uns hierher gekommen - sagt Frau Anna. - Wir dachten, dass wir mehr sein werden. Doch heute finden Feiern der Erstkommunionen statt, in Kreuzburg werden der „Marsch für das Leben und Familie“ sowie viele andere „Konkurrenzveranstaltungen“ organisiert. Wir sind hier, weil das unsere Wallfahrt ist. Wir kommen immer zur heiligen Anna und beten voll Vertrauen zu ihr. Wir identifizieren uns mit unseren Vorfahren, die auch hierher kamen. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir hier Deutsch beten können und dass sie eine solche Möglichkeit nicht hatten, obwohl sie die Sprache besser als manche von uns konnten. Wir kommen, um hier Gemeinschaft zu erleben, um Menschen zu treffen, die ähnlich wie wir denken und fühlen. Das gibt uns Kraft.

Frau Anna gesteht, dass die deutsche Minderheit seit 1990 das Recht auf Unterricht der Minderheitensprache hat. - Doch das geht immer schlechter - gibt sie zu. - Ich bin selbst Deutschlehrerin und weiß, wovon ich spreche. Viele junge Menschen versuchen, auf verschiedenen Feldern ein gutes Wissen zu erlangen. Sie lernen auch fleißig Sprachen. Doch gleichzeitig fehlt es in unserem Umfeld nicht an Personen, die sich gleichgültig geben. Insbesondere am Gymnasium beobachte ich ein Trotzverhalten: „Wenn die ältere Generation etwas will, dann wir eben nicht“. Das Bewusstsein, dass Deutschkenntnisse wertvoll sind, wird aber noch kommen. Ich denke, dass dies bald nach dem Verlassen des Gymnasiums passieren wird.

- Wir könnten mehr bei der Wallfahrt sein - gesteht Vorstandsvorsitzender der SKGD Rafał Bartek. - Ich möchte nicht beurteilen, ob unsere nicht allzu große Zahl als Verlust der Religiosität oder der Identität zu deuten ist. Jene, die gekommen sind, haben sicherlich ein Gemeinschaftsgefühl. Sie begreifen sich als Teile einer Identitäts- und Konfessionsgemeinschaft. Wichtig ist, dass es uns gibt und geben wird. In der Zeit des Globalismus, wenn manche Werte flüchtig sind, kann sich das als ausschlaggebend erweisen, wenn zumindest manche von uns zu ihren Wurzeln, zu all dem, was nicht vergänglich ist, zurückkehren möchten.
In der Predigt knüpfte Bischof Andrzej Czaja an das Pfingstfest an.

- Den Heiligen Geist haben wir im Sakrament der Firmung empfangen, unsere Aufgabe besteht darin, sich vom Heiligen Geist belehren zu lassen. Das ist auch eine Aufgabe für die Minderheit. Man muss in der eigenen Identität stark sein, aber auch auf Andere offen sein. Die eigene Sprache und Kultur pflegen, aber alle lieben und zu verstehen versuchen. In verschiedenen Bereichen schwindet die Anerkennung für Personen, die eine andere Sprache sprechen. Für manche werden nationale Minderheiten ein Dorn im Auge. Das wird man nicht aus eigener Kraft ändern können. Deshalb muss man ständig bitten: Komm heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde das Feuer Deiner Liebe in ihnen.

Zum Abschluss ergriffen die Gäste das Wort. - Niemand hat es vor, die Tragödien der Vergangenheit zu verneinen. Sowohl wenn es um die Verbrechen der Deutschen als auch um deren Vertreibung und Unterdrückung geht. Sankt Annaberg war lange ein Symbol des Konflikts, heute steht er für die Versöhnung. Die Bundesrepublik wird sich nicht der Verantwortung entziehen, wir werden weiterhin die deutsche Minderheit in Polen unterstützen. Wir lassen Euch nicht in Stich! - sagte Botschafter Rolf Nikel und erhielt einen großen Applaus.

Minister Hartmut Koschyk berief sich auf die traditionelle Verbundenheit der Bewohner Oberschlesiens, darunter der Deutschen, mit Sankt Annaberg und der Tradition der Wallfahrten. Er erinnerte daran, dass zur polnischen Tradition der Geist der Offenheit gegenüber Anderen und der Toleranz gehört. Er zitierte den heiligen Johannes Paul II. und den Staatspräsidenten Andrzej Duda. Er übermittelte auch ein Grußwort der Bundeskanzlerin Angela Merkel, was mit einem langen Applaus begrüßt wurde. Koschyk erinnerte an das jüngste Treffen der Minderheitenvertreter mit der Bundeskanzlerin und versicherte, dass ihr die deutschen Minderheiten in Europa sehr am Herzen liegen.

Zobacz też: Opolskie Info [2.06.2017]

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