Vor 225 Jahren wurde Joseph Eichendorff geboren

Redakcja
Joseph Eichendorff
Joseph Eichendorff
Gespräch. Der Dichter aus Lubowitz ist nicht nur Dichter der Täler und Wälder. "Er hat immer noch viel zu sagen", meint Dr. Gabriela Jelitto-Piechulik.

- Eichendorff wäre ein ehrenwerter Jubilar. Am 10. März begehen wir den 225. Geburtstag des Dichters. Doch ist er heute imstande insbesondere die jungen Leser zu bewegen?
- Auf jeden Fall. Der Leser sollte am besten mit der Lyrik anfangen, auch mit der Novelle: "Aus dem Leben eines Taugenichts". Doch bei einer tieferen Auseinandersetzung mit der Lektüre wird dem jungen Leser klar, dass Eichendorff nicht nur ein Dichter der Täler und schlesischen Landschaften ist, sondern eine authentische Tiefe mit sich bringt.

- Eine Tiefe, also im Grunde was?
- Einen Menschen, den Eichendorff uns zeigen wollte. Eine poetisierte Realität verdeckt weder den menschlichen Charakter noch eine interessante Weltansicht. Eichendorff war kein Mensch, der ziellos durch die Welt wanderte und so sind auch nicht seine Helden. Sie verbinden die Weltanschauung der Aufklärungszeit durch das Prisma des Verstandes mit romantischen, leichten Betrachtung und Empfinden, durch mutiges Bezeichnen ihrer Gefühle. Das alles zieht sie nach oben - zum Gott und einer Welt der Werte. Dieses emotionale Welterleben, die Leichtigkeit die Gefühle zu beschreiben, verbindet Eichendorff und die gegenwärtigen Leser mit Sicherheit. Um nach Oben zu schauen gibt es vielleicht besonders kein gesellschaftliches Klima, doch die Zeiten von Eichendorff waren in dieser Hinsicht nicht leichter.

- Hatte Eichendorff ein schweres Leben?
- Ganz bestimmt. Das Los eines loyalen katholischen Beamten in einem preußischen Staat war nicht leicht. Ähnlich schwer war insgesamt das Los eines Dichters, der als Beamter seine Brötchen verdienen musste und das u.a. im weitgelegenen Danzig. Die Arbeit in der Verwaltung betrachtete er als Pflicht, um die Existenz der Familie zu sichern, als einen Dienst, aber auch eine Gelegenheit zum kritischen, bürgerlichen Betrachten des Staates und eine Gelegenheit um seine Wandlung zu fordern. In seiner politisch-historischen Behandlung: Über die Folgen von der Aufhebung der Landeshoheit der Bischöfe und der Klöster in Deutschland offenbart sich Eichendorff als ein scharfer Beobachter seiner Epoche. Die Revolutionen der vergangenen Jahre machten seiner Meinung nach nur die negativen Folgen des Fortschritts sichtbar, der sich vor allem mit dem Verlust von moralischen Werten äußerte. Eichendorff sah den Menschen dieser Zeit als am Scheideweg stehend, der sich Freiheit erkämpft hatte, aber diese nur subjektiv ist und als "als Kampf aller gegen alle" betrachtet wird. Dichter, Intellektueller sucht also nach einem Wegweiser, den nur ein Gleichgewicht zwischen dem Individualismus und Sozialisierung ausmachen kann. Er fordert die Reform des Staates zwecks Vorbeugens von zerstörerischen Revolutionen. Es ist schwer nicht zu bemerken, dass diese Dilemmas überraschend nahe unseren gegenwärtigen Problemen sind.

- Es ist verblüffend, dass wir uns mit Eichendorff als einen oberschlesischen Dichter ehren, obwohl er ein zeitlang seines Lebens außerhalb Oberschlesiens verbracht hatte.
- Der Dichter hat sogar den Großteil seines Lebens außerhalb seiner Heimat verbracht, realisierte das noch aufklärerische Entwicklungsmodell. Um sich zu entwickeln, muss man die Region verlassen, in die Welt gehen und mit seiner Tätigkeit seine Heimat rühmen. Doch er hat die Verbindung mit Oberschlesien und seinem geliebten Lubowitz nie abgestritten. Die Lubowitzer Zeit war übrigens mit Sicherheit eine glückliche Zeit. Hier sog er sorgenlos das oberschlesische Klima auf, die Feiertage usw. Von hier aus macht er seine ersten Reisen nach Ratibor und Breslau. Dort hat sich u.a. seine Begeisterung für die Literatur und das Theater entwickelt.

- Er ist zweifelsohne ein Dichter der deutschen Sprache. Und wie war es bei ihm mit der Kenntnis von Wasserpolnisch und Polnisch?
- Eine schwierige Frage, weil sich seine Erforscher in dieser Hinsicht nicht einig sind. Es gibt Vermutungen, dass er Wasserpolnisch in irgendeiner Version oder sogar Polnisch kennen könnte. Ob diese Suggestionen berechtigt sind, möchte ich nicht entscheiden.

- Wie gestaltete sich das Verhältnis zu den Frauen im Leben des romantischen Dichters?
- In seiner Jugend war er in viele Mädchen verliebt, was ja ganz normal ist. Doch sein Ideal war seine Frau. Sie war dessen Verwirklichung, praktisch veranlagt und eine treue Lebensbegleiterin des Dichters. Ihr früherer Tod hat ihm in gewisser Weise den Lebenssinn genommen. Dazu kam noch physische Abschwächung und Krankheit.

- Wir sprechen von der letzen, Neisser Phase in seiner Biographie…
- Eichendorff war damals zu Gast und unter Obhut seiner Tochter Theresia. Damals entstehen keine großen Werke mehr. Interessanterweise hat eben damals, im Jahr w 1857, ein etwas weniger bekannter schlesischer Dichter Theodor Opitz an Eichendorff Übersetzungen der Poesie von Puszkin und Lermontow mit einer Widmung übersandt. Es hat dem Dichter eine große Freude gemacht. Eichendorff lobte die Übersetzungen, freute sich aber auch, dass er immer noch bemerkt wird und immer noch am literarischen Leben teilnimmt.

- Stellen wir in Oberschlesien Eichendorff in die erste Reihe der deutschen Romantiker?
- Germanisten sind da nicht eindeutig. Er ist mit Sicherheit eine wichtige Persönlichkeit der deutschen Spätromantik und verdient es behandelt und erinnert zu werden. Ich denke, dass viele Motive seiner Werke, Briefe und Tagebücher immer noch darauf warten, entdeckt zu werden und eindringlich gelesen zu werden.

- Ältere Mitglieder der deutschen Minderheit, welche in der Vorkriegszeit die Schule besuchten, haben viele Werke von Eichendorff auswendig gelernt. Gibt es eine Chance, dass sie auch in der gegenwärtigen Unterricht für die deutsche Minderheit Platz finden könnte?
- Eichendorff ist mit seinem Werk bereits jetzt präsent, was vor allem Schulwettbewerbe zeigen. Seine Strophen eignen sich sehr gut dafür, auswendig gelernt zu werden. Diese Praxis bringt diese Gefahr mit sich, dass man sich ein Bild und sogar ein Stereotyp Eichendorffs aufbaut, als eines Dichters der oberschlesischen Landschaft, der Täler und Wälder beschreibt. Und er war jemand viel interessanter und komplexer.

- Inwieweit ist Eichendorff, Dichter des 19. Jahrhunderts heute für den jungen Leser verständlich?
- Um seine Poesie zu lesen, muss man gut Deutsch können, doch irgendeine besondere Barriere werden wir nicht empfinden. Schwieriger ist die Sprache seiner gesellschaftlich-politischen Verhandlungen und sie sind für einen mehr erfahrenen Leser gedacht. Unsere Germanistikstudenten kommen zum Studium mit einer gewissen Kenntnis der Werke Eichendorffs, insbesondere seiner Lyrik. Wir zeigen ihnen weniger bekannte Texte, wie beispielweise den erst im Jahr 2004 bekannt gegebenen und bis dahin als verschollenen über die heilige Hedwig. Eichendorff gibt sie in seiner Verhandlung als Beispiel einer Person an, die durch die Verbindung einer aktiven Lebensweise und Beschaulichkeit zur zentralen Treibkraft für Schlesien wurde. Nach Meinung des Dichters, ist die heilige Hedwig ein Beweis dafür, dass auch Menschen der Neuzeit die Errungenschaften der modernen Welt und in der christlichen Tradition verankerte moralische Werte verbinden könnten und sollten.

- Wie kam es dazu, dass sein Text erst vor ein paar Jahren gefunden wurde?
- Im Jahr 1945, als die Front Richtung Neisse näher rückte, wurden sie hinausgefahren und sind in den Kriegswirren verloren gegangen. Die Verhandlung ist plötzlich im Jahr 2004 aufgetaucht. Der Text wurde im Jahr 2005 bearbeitet und fand sich im 10. Band der historisch-kritischen Ausgabe der Werke von Eichendorff.

- Denken Sie, dass uns noch mehr solche Überraschungen erwarten, weil unbekannte Texte des Dichters aus Lubowitz beispielweise in die ehemalige UdSSR gelangte und sich wiederfinden könnten?
- Es wäre gut, aber dazu gibt es keine Sicherheit. Es sind nur Spekulationen. Für heute muss man die Reihe von bekannten und zugänglichen Texten Eichendorffs als geschlossen halten.

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