Wir möchten, dass die Stimme der Mind erheiten von Breslau aus in ganz Europa erklingt

Krzysztof Ogiolda/Tłum. ELF
FUEN [O]
Die Minderheiten, die jahrelang einer Zwangsassimilierung unterlagen, reicht der Schutz von Sprache und Kultur nicht aus. Sie brauchen deren Wiedergeburt - sagt Vorstandsvorsitzender des VdG Bernard Gaida.

Heute beginnt in Breslau ein fünftätiger Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV). Welche Hoffnungen setzen sie in dieses Ereignis?

Der Kongress der FUEV ist eine alljährliche Veranstaltung dieser Organisation, welche fast einhundert Minderheitengruppen vereint. Wir erwarten, dass nach Breslau über einhundert Menschen aus ganz Europa kommen. Ich unterstreiche, dass ich nicht nur die Europäische Union meine, sondern das gesamteuropäische Gebiet oder sogar darüber hinaus (ehem. Sowjetunion). Als Treffpunkt der nationalen Minderheiten wurde in diesem Jahr Breslau als Europäische Kulturhauptstadt gewählt. Das ist kein Zufall. Die FUEV realisiert seit Beginn ihrer Existenz die Vision der Europa der Regionen unter dem Leitspruch: Einheit in Vielfalt. Diese Vielfältigkeit wird auch darin ausgedrückt, dass einerseits die Lage der Minderheiten in vielen Ländern sich mit dem Beitritt in die Europäische Union verbessert hat. Andererseits verzeichnen wir eine Stagnation in der Frage der Regelung der Rechte der nationalen Minderheiten. Ich hoffe, dass die Stimme der Minderheiten, die aus Breslau erklingt, auch Gehör finden wird. Insbesondere, als u.a. Astrid Thors, Hohe Kommissarin für Nationale Minderheiten der OSZE, beim FUEN-Kongress zu Gast sein wird.

Diese Stimme wird - so hoffen wir - nach Außen erklingen. Und was möchten sich die Minderheiten selbst im Rahmen des Kongresses und der Delegiertenversammlung bewusst machen?

Ich hoffe auf die Vertiefung des Bewusstseins, dass die in der FUEV vereinten Minderheiten in sehr verschiedenen Situationen leben. Man könnte sie - mit einer gewissen Vereinfachung - in drei Gruppen einteilen: nationale Minderheiten, die ununterbrochen seit dem Kriegsende in demokratischen Ländern funktionieren; Minderheiten in Mitteleuropa, welche jahrelang Erfahrungen der Existenz im kommunistischen System gesammelt haben und schließlich Minderheiten in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, einschließlich Kasachstans. Die Lage der Minderheiten hängt oft von der geographischen Lage ab. Vielen Minderheitengruppen - insbesondere jenen aus der zweiten und dritten Gruppe - reichen das Verbot von Diskriminierung und die Möglichkeit zur Pflege von Sprache und Kultur nicht aus. Wenn zuvor ihre Sprache und Kultur einer Zwangsassimilierung unterzogen wurden, dann braucht man Programme anderer Art - solche, die die Kultur und die Sprache beleben würden; wir brauchen also deren Wiederbelebung und nicht nur deren Schutz. Ich hoffe, dass auch dieses Problem zum Gegenstand der Sitzungen wird.

Die deutsche Minderheit in Polen, insbesondere der Verband der deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) ist der Mitveranstalter des Kongresses. Welche starke Seiten und welche Probleme möchten Sie der Welt zeigen?

Wir möchten uns nicht nur auf unsere eigenen Angelegenheiten beschränken. Ich werde in Breslau ein Referat über die Lage der deutschen Minderheit 25 Jahre nach der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags halten. Doch wir haben dass Bewusstsein, dass wir als Deutsche eine von dreizehn nationalen Minderheiten in Polen sind und unsere Situation nicht nur von den bilateralen deutsch-polnischen Verhältnissen abhängt, sondern durch die rechtliche Lage aller hier lebenden Minderheiten bestimmt wird. Daher möchten wir auf unsere Situation sehr solidarisch, im landesweiten Kontext blicken. Rafał Bartek wird als Mitvorsitzender der gemeinsamen Kommission der Regierung und der nationalen Minderheiten die Lage der nationalen Minderheiten in Polen vorstellen. An der Podiumsdiskussion werden auch Vertreter der Ukrainer, Lemken, Romas, Kaschuben usw. teilnehmen.

Können wir davon ausgehen, dass dieser Kongress irgendeinen Beschluss fassen, ein Abschlussdokument vorlegen wird, welches für die Minderheiten und zugleich für die in Europa Regierenden verbindlich sein wird?

Die FUEV spielt eine solche Rolle nicht. Es gibt also nicht die Möglichkeit, dass die Beschlüsse des Kongresses oder der Delegiertenversammlungen eine verpflichtende Kraft gegenüber den Regierenden hätten. Wir werden jedoch eine Reihe von Resolutionen und Beschlüssen verabschieden, welche verschiedene Minderheiten in diese Versammlung einbringen. Diese beziehen sich auf sehr unterschiedliche Sachgebiete. Sie haben zumeist die Form eines Appells, einer Resolution usw. Deren Aussagen haben vor allem moralisch-ethischen Charakter, und die FUEN verleiht als eine übernationale Gemeinschaft über diese Dokumente den Minderheiten ihre Unterstützung. Die Minoritäten versuchen auf diesem Wege, verschiedene Probleme zu lösen. Es gibt auch solche Projekte wie die Bürgerinitiative, welche versuchen die Minderheitenrechte auf der europäischen Ebene zu thematisieren. Wir glauben, dass diese Stimme dazu beiträgt, bereits auf der Ebene der einzelnen Länder, positive Entscheidungen zu treffen. Es ist zumindest eine Möglichkeit, die Regierungen für die Probleme der nationalen Minderheiten zu sensibilisieren.
** Sind bereits irgendwelche Entwürfe von Resolutionen bekannt?**

Eine davon wird unmittelbar mit dem für den Donnerstag geplanten Vortrag von Professor Tomasz Wicherkiewicz aus Posen über europäische Instrumente der Sprachpolitik und bedrohte Minderheitensprachen zusammenhängen. Die an europäische Institutionen gerichtete Resolution soll darauf aufmerksam machen, dass nach vielen Jahren seit der Verabschiedung der Europäischen Sprachencharta ein neuer Impuls gebraucht wird, ein neues Dokument oder eine Modifizierung der bisherigen Charta, die den Minderheiten, die sich in einer schwierigen sprachlichen Lage befinden, die Wiederbelebung deren Kultur und Sprache erleichtern würden.

Beim Kongress wird auch gewählt. Die Kadenz von Hans Heinrich Hansen, dem bisherigen FUEN-Vorsitzenden, läuft ab.

Laut dem Statut der FUEN werden die Kandidaten viele Wochen zuvor genannt. Wir wissen, dass es zwei solche Kandidaten für den Vorsitz gibt. Der eine vertritt die ungarische Minderheit in Rumänien, der zweite stammt - ähnlich wie Herr Hansen - aus dem deutsch-dänischen Grenzgebiet.

Sie kandidieren für den stellvertretenden Vorsitzenden und wenn Sie gewählt werden, sind Sie der erste Deutsche aus Polen auf diesem Posten...

Die Liste der Kandidaten für den stellvertretenden Vorsitzenden ist recht lang. Sie alle werden nach den Wahlen das Präsidium der FUEN bilden. Ich habe mich mit Einverständnis des Vorstandes des VdG entschlossen zu kandidieren, weil mir viel daran liegt, dass im Präsidium der FUEV die Stimme der Minderheiten aus Mitteleuropa deutlich zu hören ist. Die Chance dafür ist umso größer, als auch Herr Koloman Brenner, Vertreter der Ungarndeutschen, kandidiert. Noch vor 25 Jahren konnten unsere Minderheiten nicht funktionieren. Heute sind unsere Wohnländer in der Europäischen Union, doch deren Minderheiten verspüren immer noch den Ballast der vergangenen Zeit. Wir waren als deutsche Minderheit in Polen stets in Rahmen der FUEV aktiv. Ich denke, dass man uns gesehen und gehört hat. Doch die Stimme eines gewöhnlichen Mitglieds einer Organisation klingt anders als die Stimme eines Präsidiumsmitglieds. Ich wiederhole, ich möchte diese Stimme vor allem aus Sorge um die in Mitteleuropa lebenden Minderheiten erheben können.

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