Deutsche in Polen haben nach 25 Jahren viele Gründe stolz zu sein

Tłum. Elf
„Zu den Prioritäten der Minderheit gehören Sprache, Bildung und Weitergabe der Identität an die junge Generation“ - sagt Minister Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.

Die Feierlichkeiten des 25. Jubiläums des VdG werden parallel zum Vierteljahrhundert des Nachbarschaftsvertrags begangen...

Ich war Zeuge der Unterzeichnung des Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit, genauso gut kann ich mich an die Anfänge des VdG erinnern. Aus dieser Perspektive möchte ich hervorheben, dass die deutsche Minderheit in Polen heute ein Faktor ist, welcher in Polen in der Wirtschaft, in den Sozialfragen und auf dem Gebiet der Kultur dauerhaft vertreten, anerkannt und akzeptiert wird.

Sie kennen ja alle deutschen Minderheiten. Aus dieser Perspektive möchte ich Sie fragen: Welche Erfahrungen können Deutsche in Polen mit anderen deutschen Minderheiten teilen und was sollten sie von den anderen lernen?

Im Vergleich mit anderen Ländern Mittel- und Osteuropas zeichnet sich die deutsche Minderheit in Polen durch die Tatsache aus, dass der Beginn ihrer legalen Tätigkeit die Folge von den Veränderungen war, die Polen zu einem demokratischen Land gemacht haben. In den anderen Ländern funktionierten deutsche Minderheiten auch im kommunistischen System. Sie wurden zwar gelenkt, waren oft vom Staat dominiert, doch sie existierten. Diese Chance hatten die Deutschen in Polen nicht. Dennoch zählt die deutsche Minderheit (DM) in Polen heute 500 Ortsgruppen, sie verfügt über Begegnungsstätten in verschiedenen Regionen, Zugang zur Presse, Radio und Fernsehen. Über 50.000 Schüler lernen Deutsch als Minderheitensprache. Als bei dem Breslauer Minderheitenkongress der FUEN, unter Teilnahme von Astrid Thors, der Hohen Kommissarin für nationale Minderheiten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die deutsche Minderheit sich vorgestellt hat, konnten sich alle davon überzeugen, dass nicht nur im Vergleich zu den anderen deutschen Minderheiten, aber auch in Perspektive verschiedener Minderheiten in Europa, die Deutschen in Polen im vergangenen Vierteljahrhundert einen wunderbaren Weg zurückgelegt haben. Sie brauchen keine Komplexe zu haben.

Trotzdem schauen die Mitglieder der DM in Polen nicht ohne wohlwollenden Neid auf ihre Landsleute in Dänemark, Ungarn oder Rumänien, wo die Bildungsmöglichkeiten und Zugang zu verschiedenen politischen Posten unvergleichbar besser sind.

Wir können nicht vergessen, dass Deutschland und Dänemark eine 60 Jahre alte demokratische und freie Zusammenarbeit verbindet. Das ergibt völlig andere Möglichkeiten, als die, welche nach 25 Jahren Tätigkeit die Minderheit in Polen hat. In Rumänien hat es sogar in der Zeit der Diktatur von Nicolae Ceausescu, in der schwierigsten Zeit des Kommunismus, deutsche Schulen und die deutsche Minderheit gegeben. Danach musste sie sich mit dem Exodus in den 1990er Jahren messen und brauchte Zeit und Kraft um sich wieder, auch zahlenmäßig zu stabilisieren. Ich denke, dass die DM in Polen nicht neidisch sein muss. Sie kann stolz darauf sein, was sie auf dem Feld der Bewahrung der Muttersprache und der zweisprachigen Bildung sowie bei der Weitergabe der Identität an die Jugend erreicht hat. Das ist auch eine Herausforderung für die Zukunft, doch wer die bisherigen Bemühungen der Deutschen in Polen verfolgt, schaut in diese Zukunft mit Optimismus.

Was halten Sie für die Hauptziele der DM in Polen?

Sprache und Bildung. Das sind die Schlüssel zur Stärkung der Identität. Hier in Polen gelten die drei Begriffe: Identität, Heimat und Glaube. Ich wünsche der Minderheit, dass die junge Generation ihre Zukunft mit diesem Stück Land verbindet und dabei nichts von diesen drei Werten verliert: nationale Identifikation, Heimat und Glaube.

Seit einem Jahr beobachten wir einen geringeren Enthusiasmus im deutsch-polnischen Verhältnis. Dieses wird auch dadurch sichtbar, dass das 25. Jubiläum des Nachbarschaftsvertrags viel intensiver in Deutschland und im Umfeld der deutschen Minderheit gefeiert wird als durch die polnische Regierung ...

Deutschland und Polen können auch in Sachen Verhältnis gegenüber den Minderheiten für viele Länder in Europa als Beispiel dienen. Das ist ein Teil der Erbes, welches wir dem großen Sohn Polens, dem hl. Johannes Paul II. verdanken. Er hat eben am 1. Januar 1989 in der Ansprache zum Weltfriedenstag hervorgehoben, dass die Achtung der Minderheiten eine Bedingung für den Frieden ist. Das war nicht nur eine theologisch-seelsorgerische, sondern auch eine philosophisch-politische Botschaft. Wenn wir heute diese Worte lesen, sehen wir, wie vorausschauend der Papst schon damals die Rolle der Minderheiten in Europa betrachtet hat. Wir haben sehr gute deutsch-polnische Konsultationen beider Regierungen hinter uns, die eben am Jahrestag des Nachbarschaftsvertrags stattfanden. Ministerpräsidentin Szydło und Kanzlerin Merkel haben für den Herbst den deutsch-polnischen Runden Tisch einberufen, um sich erneut mit den Rechten der deutschen Minderheit in Polen und der Polen in Deutschland zu befassen. Wir haben unsere polnischen Partner eingeladen, nach der Sommerpause aus diesem Grund nach Berlin zu kommen. Vielleicht wird es besser sein, die Probleme mit Bedacht zu lösen, ohne übertriebene Euphorie.

Was erwartet die deutsche Minderheit in der kommenden Zeit - auch aus Sicht des Bundeshaushalts - seitens der deutschen Regierung?

Wir werden die Unterstützung für die deutsche Minderheit in Polen auf einem sehr hohen Niveau fortsetzen. Dafür gibt es Zustimmung im deutschen Parlament, wo man über Minderheitenangelegenheiten auf partnerschaftliche Weise, auf Augenhöhe, Dialog führt. Wir haben auch sehr gute Kontakte mit der Minderheit selbst. Die Schwerpunkte der Unterstützung der Minderheit werden Sprache, Schulwesen und Jugendarbeit sein. Wir schauen auch aufmerksam auf die Ängste der Minderheit angesichts der Vergrößerung von Oppeln. Das ist bestimmt eine innere Angelegenheit Polens. Ich hoffe jedoch, dass diese Frage nicht im Zuge einer Konfrontation, sondern auf dem Weg von Dialog gelöst wird, und dass die Partner auf der polnischen Seite sich dafür einsetzen werden, dass die Rechte der Minderheit nicht eingeschränkt werden.

Erlauben sie mir bitte eine persönliche Note. Vor vielen Jahren - der VdG hat bereits existiert - hat sein Geschäftsführer Joachim Niemann, mich, einen Journalisten-Anfänger zu einem Gespräch mit Ihnen eingeladen. Ich bin zu diesem hingegangen und habe die Erfahrungen aus der Volksrepublik Polen im Kopf gehabt, als Hartmut Koschyk - neben Hupka und Czaja - als Revisionist und Feind Polens bezeichnet wurde. Nach etwa drei Fragen und Antworten ist mir bewusst geworden, dass uns die christlich-demokratische Weltansicht verbindet und wir uns gar nicht so unterscheiden, wie es die Propaganda der vergangenen Zeiten wollte.

Karl Dedecius, ein großer Brückenbauer zwischen Polen und Deutschen, sagte einst sehr schön, dass die deutsch-polnische Verständigung sich nur dann entfalten wird, wenn wir Vorbehalte abschaffen und Brücken der Versöhnung bauen werden. Anlässlich des 25. Jubiläums des Nachbarschaftsvertrags lohnt es sich daran zu erinnern, dass Millionen Polen und Deutsche, junge, aber nicht nur junge Menschen, die Gelegenheit hatten, einander zu begegnen, sich kennenzulernen, zu verstehen und anzufreunden. Vor einem Vierteljahrhundert gab es in Polen und in Deutschland viele Skeptiker, die behauptet haben, dass die Geschichte uns trennt und so sehr belastet, dass es unmöglich sein wird, die gegenseitigen Vorbehalte zu überwinden. Wenn wir heute die Feierlichkeiten anlässlich des 25. Jubiläums betrachten, können wir sicher sein, dass es in unseren beiden Gesellschaften nicht an mutigen und tatkräftigen Menschen fehlen wird, die dieses Werk fortsetzen werden.

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