Graf aus Falkenberg, Ritter des Malteserordens, Politiker

Mariusz Jarzombek/archiwum
Mariusz Jarzombek/archiwum
Friedrich Wilhelm Graf von Praschma gründete Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen. Viele Jahre lang war er schlesischer Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei.

Im Jahr 1999 erschien in Deutschland ein biographisches Lexikon der 754 Reichstagsabgeordneten des Zentrums in den Jahren 1871-1933. Man konnte erwarten, dass der Herausgeber für die Titelseite ein Bild irgendeines herausragenden und allgemein bekannten Politikers dieser Partei wählt. Hingegen ziert die Titelseite das Bild einer in breiten Kreisen unbekannten Persönlichkeit.

Es ist ein eleganter, modisch gekleideter Mann mittleren Alters. Seine Haltung verrät, dass seine Manieren tadellos sind und sein Gesicht vermittelt den Eindruck von Intelligenz, Ruhe und Entschlossenheit. Unten auf dem Foto ist eine eigenhändige leserliche Unterschrift zu sehen: Graf Praschma, Berlin 1871.

Friedrich Wilhelm Graf von Praschma (in seiner Geburtsurkunde sind zehn Vornamen eingetragen!) wurde am 20. März 1833 auf Schloss Falkenberg, in einer tiefgläubigen, katholischen Familie, als Sohn von Friedrich von Praschma und dessen Ehefrau, Marie Johanna von Schaffgotsch, geboren.

Die Familie Praschma stammte aus dem südwestlichen Teil von Mähren, in tschechischsprachigen Dokumenten werden sie Pražmové aus Bílkov genannt. Falkenberg wurde zum Familienbesitz einer Linie dieser Familie im 18. Jahrhundert. Friedrich besuchte das Breslauer Matthiasgymnasium.

Nach dem Abitur im Jahr 1852 begann er ein Jurastudium in Berlin und Bonn. Er schloss sein Studium nicht ab, machte jedoch viele Studienreisen. Er lernte Frankreich, England, Italien und viele Länder im Orient kennen. Er sprach fließend Französisch. Am 1. September 1866 heiratete er Gräfin Elisabeth zu Stolberg-Stolberg (1843-1918).
Der Graf war karitativ im schlesischen Malteserorden tätig, als Politiker war er ein aktives Mitglied der Zentrumspartei und beteiligte sich rege an Arbeiten der deutschen Katholikentage. Zu seinen Verdiensten gehört die Tätigkeit im Malteser-Hilfsdienst bei den Einsätzen in den Kriegen Preußens gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870-71).

Auch vor Ort in der Heimat war er nicht weniger aktiv. Bereits 1860 baute er aus Eigenmitteln ein Krankenhaus in Falkenberg auf, in dem Ordensschwestern aus Neisse gearbeitet haben, welche auf Bitte des Grafen von Ordensmutter Maria Merkert nach Falkenberg geschickt wurden. In den folgenden Jahren errichtete er in seiner Heimatstadt einen Kindergarten und eine Schneiderschule.

Auch Friedland und Schurgast haben dem Grafen viel zu verdanken. 1867 wirkte er bei der Gründung des schlesischen Verbandes des Malteserordens mit und war sein Schatzmeister. 1873 wurde er zum Vorsitzenden des schlesischen Zweiges des Malteserordens und hatte diese Funktion bis zum Lebensende inne.

Zu dem Zeitpunkt als Praschma dieses Amt übernahm, besaß der Malteserorden in Schlesien lediglich zwei Krankenhäuser. Der Graf gründete fünf weitere, u. a. das Malteser Sankt Anna-Kinderhospital in Breslau (das heutige Gebäude des Kreisarbeitsamtes in der Gliniana-Str.).

Seine politische Karriere begann er im Sommer 1866, als er in seinem Heimatwahlkreis Falkenberg-Grottkau zum Preußischen Abgeordnetenhaus kandidierte und zwar als Mitglied der vom oberschlesischen Grafen Eduard v. Bethusy- Huc gegründeten Freikonservativen Partei. Als im Dezember 1870 die Deutsche Zentrumspartei gegründet wurde, trat Graf Praschma, ähnlich wie andere Adelige aus Schlesien, in ihre Reihen über. Drei Legislaturperioden, von 1870 bis 1879 gehörte er dem Preußischen Abgeordnetenhaus an. Auf Anraten seines Freundes, des Grafen Franz Ballestrem auf Plawniowitz, des Vorsitzenden der Zentrumspartei in Schlesien, kandidierte er 1874 in den Reichstag.

Sein Gegenkandidat war Graf Fred von Frankenberg, ein Studienfreund, dem die riesigen Güter im benachbarten Tillowitz im Kreis Falkenberg gehörten. Das Wahlergebnis war für Praschma sehr erfreulich: Er erhielt über 7500 Stimmen, und Frankenberg ein eifriger Anhänger Bismarcks, der eben damit beschäftigt war, den Kulturkampf umzusetzen, drei Tausend Stimmen weniger. Die Historiker dieser Zeit meinen, dass dieses Wahlergebnis die Stimmung in der hiesigen Bevölkerung treffend widerspiegelte. Bis 1890, in den weiteren fünf Reichstagswahlen, konnte Graf Praschma sein Mandat problemlos behaupten.

Seit 1874 hat Praschma an der Seite des mächtigen Ballestrems bei der Eroberung Oberschlesiens für die Zentrumspartei gearbeitet. Im Jahr 1881 befanden sich alle zwölf oberschlesischen Reichstagsmandate in den Händen von Mitgliedern dieser Partei. Bismarck war über ein solchen Sachverhalt äußerst unzufrieden und sagte einmal, stark irritiert: "Ballestrem und Praschma sind schlesische Jesuiten, sie haben zu viel Sympathie für Polen und Österreich".

Praschmas Parlamentsarbeit war sehr zurückhaltend. Er war kein großer Redner. Seine Stärke war Diplomatie. Als Vertrauter des Zentrumsführers Ludwig Windhorst, der wegen seiner Sehbehinderung keine großen Reisen unternehmen konnte und darüber hinaus keine Fremdsprachen beherrschte, vertrat ihn Praschma im Ausland.
Er war mindestens vier Mal in Rom. 1870 nahm er am Ersten Vatikanischen Konzil und 1877 am 50.
Bischofsjubiläum des Papstes Pius IX. teil. 1881 weilten die Grafen Praschma und Ballestrem zusammen in Rom und danach waren die beiden wieder im Vatikan anlässlich des 50. Jahrestags der Priesterweihe Leos XIII. Da Franz Ballestrem ein Tagebuch führte, in dem er täglich sorgfältig aufgeschrieben hat, was sich ereignet hat, wissen wir genau, wie die Reise und die Treffen mit wichtigen Persönlichkeiten verliefen. Graf Praschma wurde wegen seiner häufigen Rombesuche als "der größte Pilger der Zentrumspartei" bezeichnet.

Praschma war als Leiter katholischer Kundgebungen sehr gefragt. Keine andere Persönlichkeit hatte wie er gleich zweimal das Amt des Präsidenten des deutschen Katholikentages inne und zwar 1876, beim 24. Katholikentag in München, und 1900, beim 47. Katholikentag in Bonn.

Graf Praschma hatte acht Kinder, darunter zwei Söhne: Der älteste war Johannes Nepomuck, geboren im Dezember 1867, der jüngste war Benedikt Maria, geboren 1890. Sein erstgeborener Sohn (gestorben 1935 in Falkenberg) trat in die Fußstapfen des Vaters. Er war Reichstagsabgeordneter und saß auch im Preußischen Abgeordnetenhaus.

Ein Jahr vor dem Tod des Vaters, im Jahr 1908, präsidierte er dem 55. Deutschen Katholikentag in Düsseldorf.
Graf Friedrich von Praschma starb am 25. Dezember 1909 im Schloss Falkenberg an Herzversagen. Ein paar Tage zuvor war er mit Erfolg am Blinddarm operiert worden. Er hatte ein großartiges Begräbnis, er wurde nach altem ritterlichem Zeremoniell bestattet.

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