Gedenken kann der Schlüssel zur Versöhnung sein

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Rede. Rüdiger Freiherr von Fritsch, deutscher Botschafter in Polen.

Fragmente der Ansprache des deustchen Botschafters von Fritsch anlässlich des 90. Jahrestages des Dritten Schlesischen Aufstands auf dem St. Annaberg am 21.5.2011

St. Annaberg - Mai, Juni 1921. Wir kennen die Bilder: Fotos mit entschlossen blickenden Männern, bewaffnet so gut es geht, mehr oder weniger uniformiert. Tagelange Kämpfe, Schlachtenlärm, Sieg und Niederlage. Bald darauf wird das Geschehene in offizielles Gedenken umgeformt: Am St. Annaberg werden Ehrenmale errichtet und Gedenksteine aufgestellt. Erst solche, später solche.

So kennen wir die Geschichte. Aus Geschichtsbüchern, aus Inschriften und aus offiziellen Feiern.

Aber ist das, was in den Büchern und auf den Tafeln steht wirklich die ganze Geschichte oder ist es überhaupt die Geschichte?(...)
Ich habe den Eindruck, dass die Ereignisse von vor 90 Jahren uns vor allem deshalb so beschäftigen, weil die Erinnerung an sie so verschieden ist. Und dies nicht nur auf den beiden Seiten, die sich damals einander gegenüber standen. Denn wir wissen doch: Der Riss ging manchmal auch mitten durch die Familien.
Warum beschäftigt uns das bis heute? Nicht nur, weil es in den Familien immer noch erzählt wird, sondern auch, weil oft zu wenig bekannt ist, was in den Familien der Nachbarn erzählt wird, welche Erinnerungen es dort gibt und wie diese die Sicht auf die Ereignisse von 1920-21 bis heute prägen.

Wenn wir wollen, dass diese Unterschiede zur Ruhe kommen ohne dass man sie deswegen einebnet, wenn wir wollen, dass die Gegensätze verschwinden und dass Geschichte vom Streit zur Erinnerung wird, so müssen wir darüber miteinander sprechen. Und wir müssen akzeptieren, dass es sehr verschiedene Erfahrungen gegeben hat, dass es verschiedene Erinnerungen gibt und verschiedene Sichtweisen auf die Geschichte. Wir werden nicht immer zu einem Einverständnis darüber kommen, was wirklich geschehen ist und wie dies zu bewerten ist. Das ist auch nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist es, zu akzeptieren und zu tolerieren, dass es verschiedene Erinnerungen gibt und verschiedene Erfahrungen von Schmerz und Verlust.

Wahrheiten eignen sich nicht besonders gut dafür, in Stein gemeißelt zu werden. Aber Steine eignen sich dafür, zu gedenken und zu mahnen an das vielfache und unterschiedliche Leid und an die Opfer. Der Kultur der Erinnerung muss die Arbeit an der Erinnerung vorangehen. Wenn uns das gelingt, dann wird Erinnerung nicht länger Instrument der Zwietracht sein, sondern Schlüssel zu Versöhnung.

In diesem Sinne hat heute der Präsident der Republik Polen zu uns gesprochen. Dafür danke ich Ihnen herzlich, Herr Präsident. Und es ist in diesem Geiste, dass der deutsche Botschafter heute hier sprechen kann - unter den Fahnen Polens und Europas.

1989 sind die Menschen in Polen zur Freiheit aufgebrochen. Sie haben damit nicht nur ihrem eigenen Land eine neue Zukunft gebahnt, sondern auch dem ganzen Europa. Zu den großen Errungenschaften, die Polen damals erkämpft haben, gehört der freie Dialog, das offene Wort und die Kontroverse. Und ein neuer, nicht länger durch ideologische Zwänge verstellter Blick auf die Geschichte. (...)

Und ich wünsche uns allen, dass dann Einigkeit darüber erzielt wird, dass Wahrheiten nicht immer in Stein gemeißelt werden sollten, aber dass wir Steine und Gedenkorte nutzen können, um daran zu erinnern, wie viel Leid der Hass bringt und welchen Reichtum der Frieden und die Aussöhnung. (...)

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