Wir sind unter den ersten Zehn in Europa

BJDM
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- Im Vergleich mit den anderen europäischen Jugendorganisationen wissen wir als junge Deutsche in Polen unsere Möglichkeiten zur aktiven Betätigung zu schätzen - sagt Janna Hassa, die BJDM-Vorsitzende.

- Fast eine Woche lang, vom Palmsonntag bis Karfreitag, weilten Gäste aus ganz Europa im Oppelner Land anlässlich des “Osterseminars". Welche Eindrücke haben sie nach Hause mitgenommen?
- Aus den Stimmen, die uns erreicht haben, geht hervor, dass sie sehr zufrieden waren und viele gute Erlebnisse und Eindrücke aus Schlesien mitnehmen konnten. Es wurde gesagt, dass es eines der besten Seminare in der Geschichte der Organisation war, was uns als Veranstalter sehr glücklich machte. Bestimmt wird den Teilnehmern insbesondere der Ausflug nach Lamsdorf stark in Erinnerung bleiben. Wenn es möglich gewesen wäre, wären sie dort länger geblieben und hätten noch mehr Fragen gestellt. Aus völlig anderen Gründen wird sicherlich auch die erste Pool Party in der Geschichte der Jugend der Europäischen Volksgruppen mit Hawaii-Stimmung in Erinnerung bleiben. Und natürlich das 30. Jubiläum der Organisation. Dieses wurde von der Reflexion begleitet, dass wir bereits wirklich lange wirken und uns treffen können.

- Wie schätzen Sie im Vergleich zu den über zwanzig Jugendorganisationen der Minderheiten aus ganz Europa die jetzige Lage des BJDM (Recht, Finanzen, Sprache, Identität) ein?
- Wenn man eine Bewertung wie im Sport anwenden würde, sind wir unter den ersten Zehn. Diese Einschätzungen ändern sich allerdings oft beim näheren Kennenlernen. Eine gewisse Zeit schien uns, dass wir Slowenen in Österreich beneiden sollten, denen es sehr gut ging. In Wirklichkeit ist die Jugendorganisation zwar sehr engagiert, sogar politisch, aber die Fördermittel wurden ihnen gerade gekürzt und sie haben ziemlich große Probleme mit den zweisprachigen Tafeln. Aus der Perspektive von sehr vielen europäischen Erfahrungen muss man das zu schätzen wissen, was wir haben: ein BJDM-Büro und weitere uns zur Verfügung stehende Räume, die Angestellten und jede Menge Möglichkeiten zur aktiven Betätigung. Wir können uns z.B. mit den Deutschen im italienischen Südtirol nicht vergleichen. Wenn es allerdings um die zweisprachige Schulbildung geht, können wir viel von den Ungarndeutschen lernen. Doch wir sollten auch jene Minderheiten beachten, die erst am Anfang ihrer Aktivität stehen, wie die Walachen in Albanien und in Mazedonien. Im Vergleich mit ihnen ist unsere Lage echt gut. Und wir nutzen noch nicht alles, was wir zur Verfügung haben.

- Hatten Sie etwa dieses Gefühl?
- Mit Sicherheit können und sollten wir in die Angelegenheiten der Minderheit mehr Zeit investieren und mit mehr eigenen Ideen kommen. Doch wir haben keinen Grund, Minderwertigkeitsgefühle zu haben. Auch aufgrund unserer Mitgliederzahl.

- Man könnte das Gefühl haben, dass die neuen EU-Mitgliedsstaaten sich mehr um die Minderheiten kümmern, als zumindest ein Teil der alten EU-Staaten. Bei dem Treffen in Oppeln sprach man laut über solche Länder wie Frankreich und Griechenland, die Minderheiten gar nicht anerkennen.
- Neue Mitgliedsstaaten werden beim Beitritt zur Europäische Union dazu verpflichtet, sich der Multikulturalität zu öffnen und für die Minderheiten zu sorgen. Dieses “sich öffnen" ist etwas sehr Gutes. Doch es fällt nicht schwer zu sehen, dass in einem Teil der Staaten, die längst zur Union gehören, eine Offenheit gegenüber Multikulturalität nur vorgetäuscht ist.

- Welche europäische Minderheit braucht heutzutage die meiste Unterstützung?
- Der Vorstand der JEV möchte unbedingt, dass die Zusammenarbeit mit den Romas intensiver wird. Diese Minderheit ist aktiv, aber deren Organisationen - auch wenn es sie gibt -, können nur schwer in das öffentliche Bewusstsein der europäischen Gesellschaften vordringen. Sie brauchen sicherlich Unterstützung beim Kampf um ihre Rechte.

- Einer der Workshops während des Osterseminars drehte sich eben um die Rechte der Minderheiten. Auf welche Aspekte hat man sich konzentriert?
- Das Ergebnis dieses Workshops war die Entstehung des sogenannten Weißen Buches. Darin befanden sich sowohl die guten Ideen und Praktiken bei der Umsetzung der Minderheitenrechte in Europa als auch Beispiele von Schwierigkeiten und Problemen, mit denen die Minderheiten immer noch zu kämpfen haben. In diesem Kontext tauchte noch mal die Frage nach der Öffnung gegenüber den Romas und deren Bedürfnissen auf. Es geht als erstes darum, sich auf internationaler Ebene mit Jugendorganisationen der Romas überhaupt zu treffen und sie für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Die Vertreter der Romas tauchten beim Seminar auf, doch sie waren erst am Donnerstag da und dann nur für kurze Zeit. Es ist jedoch gelungen, mit ihnen über ein paar gemeinsame Projekte zu sprechen. Eine der Veranstaltungen, die für die Kultur der Romas werben sollen, findet im August in Krakau statt.

- Inwiefern sind die Minderheiten in der Ära des Internets ihrer Rechte bewusst?
- Ich denke, dass dieses Bewusstsein enorm ist. Ein gutes Beispiel dafür war die Diskussion während der Delegiertenversammlung der JEV bezüglich der abgewiesenen Initiative der FUEV, bei der eine Million Unterschriften unter der Petition für die Minderheitenrechte in Europa gesammelt werden sollten. Alle jungen Menschen wussten genau, worum es geht. Es wurde heftig darüber diskutiert, was man in dieser Sache weiter machen könnte. Es gab auch Stimmen, dass man vor Gericht gehen und für die eigenen Anliegen kämpfen sollte. Das Internet beschleunigt sicherlich die Kontakte zwischen den Jugendorganisationen und erlaubt den sofortigen Austausch. Andererseits haben sich unsere Vorgänger, die die Seminare in der Ära vor der Ausbreitung des Internets besucht haben, besser kennengelernt und engagierten sich mehr, weil sie sich jedes Jahr getroffen haben. Das Netz erlaubt schnelle Kontakte, die jedoch oberflächlicher bleiben.

- Weitere Workshops waren dem Bewahren der Minderheitensprache gewidmet. Die meisten Mitglieder der deutschen Minderheit sprechen Wasserpolnisch oder Polnisch. Haben andere Minderheiten auch ähnliche Probleme mit der Sprache?
- Personen, die zum Osterseminar kommen, kennen fast immer ihre Minderheitensprache sehr gut (die Treffen während des Seminars wurden in Deutsch oder Englisch abgehalten mit simultaner Übersetzung). Doch es handelt sich dabei um Führungspersönlichkeiten. Wenn man die Minderheiten in den einzelnen Ländern näher kennenlernt und sie besucht, sieht man, dass sie ähnliche Probleme haben wie wir. Ein Teil der Minderheit kennt ihre Minderheitensprache nicht. Ein Teil versteht die Sprache, spricht diese aber nicht. Die Sprache der Mehrheit wird überall hervorgehoben. Das ist nicht nur unser Problem. Die Workshops dienten dazu, konkrete Übungen zu zeigen, die zur Pflege der Minderheitensprachen ermutigen. Eine bestand darin, dass man einer Person, die kein Kroatisch kannte, die Augen zugebunden hat und dann auf Kroatisch den Weg zu einem Punkt des Saals erklärte. Die Referentin hat auf diese Weise überzeugt, dass man recht viel intuitiv verstehen kann und dies ein guter Ausgangspunkt dafür ist, verschiedene Minderheitensprachen kennenzulernen. Hauptsache ist, man überwindet die Ängste und Vorurteile.

- Welche Minderheit hatte eine interessante Idee, für ihre Sprache zu werben?
- Die Sorben in Deutschland haben ein mobiles Programm zum Herunterladen aufs Handy zur Verfügung gestellt. Das erlaubt die Sprache zur beliebigen Zeit zu lernen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Viele junge Leute nehmen dieses Angebot in Anspruch. Das ist eine gute Idee für alle: je moderner die Art, desto mehr junge Leute fühlen sich angezogen. Machen wir uns nichts vor, es ist eine Generation, die viel natürlicher zur Elektronik als zum Buch greift.

- Nach dem Treffen in unserer Region hat die JEV einen neuen Vorstand...
- Die Hälfte des Vorstandes wurde ausgewechselt. Zum neuen Vorsitzenden wurde Matic Germvosek, ein Slowene aus Österreich, gewählt. Er hat sofort die ersten Entscheidungen getroffen und den Ton der Sitzung bestimmt. Das stimmt für die Zukunft positiv. Die Mitglieder des BJDM sind zum wiederholten Mal nicht im Vorstand der JEV vertreten. Zuletzt hatten wir dort im Jahr 2006 einen Vertreter. Unsere Leute konzentrieren sich mehr auf die Arbeit in unserer Region. Solange sie das Gefühl nicht haben, lokal alles geleistet zu haben, engagieren sie sich auf der internationalen Ebene nicht.

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